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USA und Vietnam werten ihre diplomatischen Beziehungen auf

Die USA und Vietnam werten ihre diplomatischen Beziehungen zu einer "strategischen Partnerschaft" auf. "Das bedeutet, dass die Vereinigten Staaten ihre Beziehungen zu einem weiteren wichtigen indopazifischen Partner gestärkt haben", sagte US-Präsident Joe Biden am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Hanoi. Die Reise sei ein "historischer Moment", sagte Biden. Er wurde in der Hauptstadt Vietnams vom Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, empfangen.

Die Vereinigten Staaten sind nach China der wichtigste Handelspartner des Einparteienstaats. Offiziell verbindet beide Nationen seit 2013 bisher eine "umfassende Partnerschaft". Die USA und Vietnam waren einst Gegner und haben erst 1995 die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen - 20 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs. Nun bemüht sich Washington aktiv um engere Beziehungen zu Hanoi, um die Abwehrfront gegenüber China in der Region zu stärken. Nun stehen die USA auf einer Stufe mit Russland und China, die ebenfalls eine "strategische Partnerschaft" mit Vietnam haben. Die Beziehungen zwischen China und Vietnam werden durch einen Territorialkonflikt im Südchinesischen Meer belastet.

Die USA hatten während des Kriegs das verbündete Südvietnam gegen das kommunistische Nordvietnam unterstützt. Der Krieg endete mit dem Rückzug der Amerikaner und der Eroberung der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon durch die Nordvietnamesen und den Vietkong 1975. "Die Beziehungen zu Vietnam sind für die Vereinigten Staaten von entscheidender Bedeutung, und wir werden diese Beziehungen durch diesen Besuch vertiefen", sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater der USA, Jon Finer, im Voraus.

Generalsekretär Nguyen Phu Trong empfing Biden in der Parteizentrale und sagte der mitreisenden Presse zufolge, dass Vietnam "ein Freund, ein zuverlässiger Partner und ein verantwortungsvolles Mitglied der internationalen Gemeinschaft" sei. Er scherzte außerdem und machte dem 80-jährigen Biden ein Kompliment: "Sie sind nicht einen Tag gealtert, und ich würde sagen, Sie sehen sogar noch besser aus als früher." Einen nicht ganz so fitten Eindruck machte Biden kurze Zeit später bei einer Pressekonferenz, zu der er mit großer Verspätung kam, sich mehrfach versprach und auch Probleme hatte, die Fragen der Journalisten zu verstehen.

Infolge des Aufstiegs Chinas stellt das kommunistische Vietnam zusammen mit den traditionellen Bündnispartnern wie den Philippinen und Thailand einen wichtigen Baustein in Washingtons Indopazifik-Strategie dar. Biden hat den Indopazifik-Raum zu einer Priorität seiner Politik gemacht. Mit Indopazifik ist eine Region vom Indischen bis zum Pazifischen Ozean gemeint. Auch wirtschaftlich will Biden in Hanoi Fortschritte machen - die beiden Ländern wollen bei der Produktion von Halbleitern enger zusammenarbeiten. Viele US-Unternehmen haben Vietnam als alternativen Produktionsstandort zu China entdeckt, nicht nur wegen niedrigerer Lohnkosten, sondern auch wegen der wachsenden Kriegsgefahr zwischen China und dem Westen.

Eine Wertegemeinschaft ist das amerikanisch-vietnamesische Bündnis aber nicht. Menschenrechtsaktivisten prangern immer wieder die Unterdrückung der Meinungsfreiheit im Land am Mekong an. Vor Bidens Besuch forderten Menschenrechtsorganisationen den US-Präsidenten auf, Vietnam zur sofortigen Freilassung aller politischen Gefangenen und zur Beendigung der Menschenrechtsverletzungen zu drängen.

Bidens Berater Finer ging vor der Ankunft in Hanoi auch auf Berichte ein, wonach Vietnam einen Waffendeal mit Russland anstrebe. "Es sollte nicht attraktiv sein, eine Sicherheitsbeziehung zu einem Land zu unterhalten, das Kriegsverbrechen begeht", sagte er. Es sei aber wichtig anzuerkennen, dass Vietnam militärische Beziehungen zu Russland unterhalte. "Wir haben jedoch den starken Eindruck, dass sich die Vietnamesen mit dieser Beziehung zunehmend unzufrieden zeigen", sagte Finer.

ribbon Zusammenfassung
  • "Das bedeutet, dass die Vereinigten Staaten ihre Beziehungen zu einem weiteren wichtigen indopazifischen Partner gestärkt haben", sagte US-Präsident Joe Biden am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Hanoi.
  • Die Beziehungen zwischen China und Vietnam werden durch einen Territorialkonflikt im Südchinesischen Meer belastet.
  • Es sei aber wichtig anzuerkennen, dass Vietnam militärische Beziehungen zu Russland unterhalte.