US-Präsident verschärft Asylregeln für Grenze zu Mexiko
"Ich tue, was die Republikaner im Kongress sich weigern zu tun: Ich unternehme die notwendigen Schritte zur Sicherung unserer Grenze", sagte der Demokrat. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR kritisierte die Regelung als eine Untergrabung des Grundrechts auf Asyl. Man sei "zutiefst besorgt", hieß es. US-Bürgerrechtler kündigten Klagen an.
Die neue Regelung gilt, sobald der Durchschnitt illegaler Grenzübertritte aus Mexiko in einer Woche die Zahl von 2.500 pro Tag übersteigt. Sie wird aufgehoben, wenn diese Zahl wieder unter 1.500 fällt. US-Medien berichteten unter Berufung auf die Behörden, derzeit seien es über 4.000 pro Tag. Seit Beginn des Haushaltsjahrs im Oktober gab es demnach rund 1,5 Millionen "irreguläre Begegnungen" an der Südgrenze - also Fälle, in denen Menschen - meist kurzzeitig - festgenommen oder direkt abgeschoben wurden. Die Fallzahl lag somit höher als zum gleichen Zeitpunkt in den Vorjahren - und im Dezember 2023 gar höher denn je in einem einzelnen Monat. Die Behörden kommen bei der Bearbeitung der Asylanträge kaum hinterher. Zudem fehlen Unterkünfte und andere Ressourcen für die Ankömmlinge.
Kritiker werfen Biden vor, die Kontrolle über den Schutz der Südgrenze verloren zu haben. Das Dekret des Präsidenten sieht nun vor, dass Menschen, die illegal die Grenze übertreten, schneller abgeschoben werden können. Wer um Asyl bittet, soll fortan strenger überprüft werden und unter anderem "glaubwürdige Angst" vor Verfolgung oder Folter in der Heimat haben müssen. Betroffenen wird dann zwar Schutz gewährt, aber nicht unter denselben Standards wie anderen Asylsuchenden. Wer hingegen regulär vorstellig wird, also zum Beispiel über eine eigens dafür eingerichtete App von außerhalb der USA aus einen Termin beantragt, soll eine faire Chance bekommen - so stellt es zumindest die Regierung dar.
Biden beschuldigte Ex-Präsident Donald Trump, der ihn bei der Präsidentenwahl im November schlagen will, eine dringend notwendige Gesetzgebung im Kongress zu torpedieren, um im Wahlkampf einen Vorteil daraus zu schlagen. "Das ist ein äußerst zynischer politischer Schachzug und lässt das amerikanische Volk im Stich, das von uns nicht erwartet, dass wir die Grenze als Waffe einsetzen, sondern, dass wir sie reparieren", sagte Biden. Er hätte eine überparteiliche Zusammenarbeit bevorzugt, um die zuständigen Behörden mithilfe entsprechender Gesetze personell und finanziell besser auszustatten. "Aber die Republikaner haben mir keine andere Wahl gelassen."
Ausnahmen von Bidens Dekret sollen etwa für unbegleitete Kinder, ernsthaft kranke Menschen und Opfer von Menschenhandel gelten. Alle anderen sollen entweder nach Mexiko oder in die jeweiligen Herkunftsländer zurückgeführt werden. Zuvor war es den meisten Asylsuchenden gemeinhin erlaubt gewesen, sich bis zu einer richterlichen Entscheidung - die wegen überlasteter Behörden oft Jahre auf sich warten lässt - im Land aufzuhalten.
Weil die neu gesetzte Schwelle überschritten ist, traten die Maßnahmen direkt um Mitternacht in Kraft. Allerdings blieben etliche Fragen zur Umsetzbarkeit des Dekrets offen. So verlassen sich die USA bei den Abschiebungen etwa auf Mexiko. Es gibt Zweifel daran, ob das aktuell bewilligte Geld für die zusätzliche Arbeit des Grenzschutzes ausreicht - weitere Hilfen vom Bund müsste der Kongress freigeben. Und der juristische Boden könnte wackelig sein: Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat bereits angekündigt, Klage einzureichen.
Der Weg über Mexiko wird von vielen Menschen gewählt, die vor Armut, Gewalt und politischen Krisen in ihrer Heimat flüchten und auf ein besseres Leben in den USA hoffen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen (IOM) ist es tödlichste Landmigrationsroute der Welt. Jährlich sterben demnach Hunderte auf dem strapaziösen und gefährlichen Weg nach Norden, etwa an Wassermangel und Hitzeschlägen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher.
Über eine Reform der Migrationsgesetze wird in den USA seit Langem gestritten, im Präsidentschaftswahlkampf spielt das Reizthema aber eine besonders große Rolle. Bei seiner Ansprache am Dienstag versuchte Biden, sich von der vergleichsweise aggressiven Rhetorik seines Konkurrenten Trump abzuheben, der Migration in die USA etwa als "Invasion" bezeichnet. "Ich werde Einwanderer niemals dämonisieren", betonte Biden. "Ich werde niemals sagen, dass sie das Blut eines Landes vergiften."
Zusammenfassung
- US-Präsident Joe Biden verschärft die Asylregeln für Migranten an der Grenze zu Mexiko, um die Zahl der illegalen Einreisen zu reduzieren.
- Die neuen Maßnahmen ermöglichen es, irregulär eingereiste Menschen ohne Bearbeitung ihrer Asylanträge abzuschieben, sobald die Zahl der illegalen Grenzübertritte 2.500 pro Tag übersteigt.
- Seit Beginn des Haushaltsjahrs im Oktober gab es rund 1,5 Millionen irreguläre Begegnungen an der Südgrenze, derzeit sind es über 4.000 pro Tag.
- Kritiker, darunter das UNO-Flüchtlingshochkommissariat und US-Bürgerrechtler, sehen die neuen Regelungen als Untergrabung des Grundrechts auf Asyl.
- Biden beschuldigt die Republikaner, notwendige Gesetzgebungen im Kongress zu blockieren, während die Bürgerrechtsorganisation ACLU bereits Klage angekündigt hat.