US-Langstreckenraketen für die Ukraine "kein Gamechanger"

In den letzten Monaten seiner Zeit als US-Präsident versucht Joe Biden, der Ukraine noch einmal so viel Unterstützung wie möglich zukommen zu lassen. Welche Effekte die Freigabe der Langstreckenraketen für Ziele in Russland hat und wie die Zukunft unter Donald Trump aussieht, analysiert Albin Rentenberger, Major beim Bundesheer, im PULS 24 Interview.

Offiziell bestätigt wurde es von den USA nicht, doch Berichten zufolge soll die Ukraine künftig das US-Raketensystem ATACMS mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometern für Angriffe auf Ziele in Russland nutzen dürfen. Das wurde ihr bislang untersagt, um eine weitere Eskalation zwischen Russland und der NATO zu vermeiden. 

Könnte das nun eine Wende im Ukraine-Krieg bringen? Bundesheer-Major Albin Rentenberger zeigt sich im PULS 24 Interview skeptisch. "Ein möglicher Überraschungseffekt wird wahrscheinlich ausbleiben", sagte er mit dem Verweis darauf, dass diese Freigabe medial schon vorab bekannt wurde. "Man sieht, dass sich die russischen Streitkräfte darauf schon eingestellt haben". Deshalb erwartet er dadurch keinen "Gamechanger" im Kriegsverlauf. 

In den vergangenen Monaten sieht der Bundesheer-Offizier die Ukraine "massiv unter Druck". Gerade im Donbass mache sich der Personalmangel der Ukrainer "sehr bemerkbar". Russland scheint hier auf eine viel größere Anzahl an Soldaten zurückgreifen zu können. "Russland wirft hier wirklich alles ins Feld, zahlt einen sehr hohen Blutzoll dafür, aber auch die Ukraine erleidet natürlich Verluste", so Rentenberger. 

Wie geht es mit Trump weiter?

Ungewiss ist für viele die Frage, wie es weitergeht, wenn Donald Trump im Jänner ins Weiße Haus zurückkehrt. Die USA waren unter Präsident Joe Biden der größte Unterstützer der Ukraine, sowohl finanziell als auch mit Waffenlieferungen. "Der Faktor Trump ist extrem unberechenbar", meinte der Major. 

Trump betonte immer wieder, dass der Krieg binnen 24 Stunden enden würde, wenn er Präsident werde. Für Rentenberger ist es nicht absehbar, ob es sich dabei um "Wahlkampfgetöse" handelt oder Trump dem doch Taten folgen lässt. 

Ukraine: 1000 Tage Krieg

Eine Möglichkeit wäre ein sogenanntes "Einfrieren der Front". Da die Russen sich in den vergangenen Monaten jedoch wieder auf dem Vormarsch befanden und Schritt für Schritt Gebiete (zurück)erobern, sei es "nicht im Sinne Putins, sich auf diesen Status quo zu beschränken", analysiert Rentenberger. Daher glaubt er nicht daran, dass Trump diese Lösung tatsächlich umsetzen könnte. 

Trump könnte auch für Putin "schwieriger" werden

Doch nicht nur für die Ukraine könnte ein unberechenbarer US-Präsident zum Problem werden, das "kann auch für Putin schwieriger werden", meinte er. Wie es mit dem Krieg weitergeht, lasse sich ohne einen Blick in die Glaskugel allerdings nicht sagen. Ob sich die Ukraine auch im kommenden Jahr verteidigen kann, "wird sehr viel von der Unterstützung des Westens abhängen". 

Sollte Russland den Krieg jedoch gewinnen, käme das einer "Erosion des Völkerrechts" gleich, mahnt Rentenberger: "Das rüttelt dann doch an den Grundfesten unserer Weltordnung". 

"Ständig Angst": 1000. Kriegstag in der Ukraine

ribbon Zusammenfassung
  • In den letzten Monaten seiner Zeit als US-Präsident versucht Joe Biden, der Ukraine noch einmal so viel Unterstützung wie möglich zukommen zu lassen.
  • Welche Effekte die Freigabe der Langstreckenraketen für Ziele in Russland hat und wie die Zukunft unter Donald Trump aussieht, analysiert Albin Rentenberger, Major beim Bundesheer, im PULS 24 Interview.
  • "Der Faktor Trump ist extrem unberechenbar", meinte der Major. 
  • Ob sich die Ukraine auch im kommenden Jahr verteidigen kann, "wird sehr viel von der Unterstützung des Westens abhängen".