US-Journalist Gershkovich in Russland zu 16 Jahren Haft verurteilt
Der US-Reporter Evan Gershkovich ist in Russland in einem umstrittenen Spionageprozess zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt worden. Das meldeten russische Agenturen übereinstimmend aus dem Gericht in der Stadt Jekaterinburg. Der Korrespondent des "Wall Street Journals" hat die Vorwürfe in dem Prozess zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor 18 Jahre Haft beantragt.
Festnahme bei Recherche
Der 32-jährige Gershkovich war am 29. März 2023 vom Inlandsgeheimdienst FSB in Jekaterinburg im Ural festgenommen worden. Ihm wird Spionage für den US-Geheimdienst CIA vorgeworfen.
Den Ermittlungsbehörden zufolge sammelte er im Auftrag der CIA in der Region Swerdlowsk geheime Informationen über die Arbeit eines Rüstungsunternehmens zur Herstellung und Reparatur von Militärausrüstung. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren.
Jenseits der Rechtsstaatlichkeit
Gershkovich, das "Wall Street Journal" und die US-Regierung weisen alle Vorwürfe zurück. "In seinem Fall geht es nicht um Beweise, Verfahrensnormen oder Rechtsstaatlichkeit.
Es geht darum, dass der Kreml amerikanische Bürger nutzt, um seine politischen Ziele zu erreichen", erklärte die US-Botschaft und forderte Gershkovichs sofortige Freilassung. Das "Wall Street Journal" erklärte, Gershkovich habe als akkreditierter Journalist lediglich seine Arbeit in Russland gemacht.
Verhandlungen über Gefangenentausch?
Nach offiziellen russischen Angaben laufen im Verborgenen Verhandlungen über einen Austausch von Gershkovich mit den USA, ohne dass bisher eine Einigung erzielt werden konnte.
Russische Beobachter deuten eine schnelle Verurteilung als möglichen Hinweis darauf, dass Gershkovich nun rasch ausgetauscht werden könnte. In der Regel muss nach russischer Justizpraxis ein Urteil vorliegen, damit es zu einem Austausch kommt.
Der Machtapparat presst so immer wieder in den USA inhaftierte Russen frei. Zudem hat der Kreml ein Interesse daran, einen nach dem Mord im Berliner Tiergarten 2021 verurteilten Russen in Deutschland freizubekommen. Der Mörder erschoss dem deutschen Urteil zufolge im Auftrag staatlicher Moskauer Stellen aus Rache einen georgischen Staatsbürger, weil der im Tschetschenienkrieg russische Soldaten getötet haben soll.
Tiergartenmord: Mordserie im Auftrag des Staates
Gershkovich hatte wie viele westliche Journalisten in Russland mit einer Akkreditierung des Moskauer Außenministeriums gearbeitet und recherchiert.
Danach gab es auch offizielle Warnungen an westliche Reporter, in Kriegszeiten in das für seine Rüstungsindustrie bekannte Jekaterinburg 1.800 Kilometer östlich von Moskau zu reisen. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist die Lage im Land besonders gespannt. Vertreter westlicher Medien, die aus offiziell so bezeichneten unfreundlichen Staaten kommen, laufen schnell Gefahr, als Spione denunziert zu werden.
Zusammenfassung
- Dem Journalisten wird Spionage vorgeworfen.
- Gershkovich ist bereits seit 16 Monaten in Haft.