Israelische Vorstöße gegen Krankenhäuser im Gazastreifen
Mehr als 500 Mitglieder der radikal-islamischen Organisationen Hamas und Islamischer Jihad seien seit Beginn der Vorstöße gegen das Shifa-Krankenhaus vor einer Woche festgenommen worden. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, Hunderte von Patienten und medizinischem Personal würden in der Anlage festgehalten.
Fortgesetzt wurden auch die am Sonntag gestarteten Vorstöße gegen die Krankenhäuser Al-Amal und Nasser in der südlichen Stadt Khan Younis. Dort seien 20 "Terroristen" ausgeschaltet worden. Reuters konnte die Angaben nicht überprüfen. Israel wirft der Hamas vor, Krankenhäuser als Stützpunkte und Waffenlager zu missbrauchen. Die Hamas und das Klinikpersonal bestreiten dies.
Palästinensische Mediziner teilten mit, in der mit Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten seien in den vergangenen 24 Stunden 30 Menschen durch israelische Angriffe getötet worden. "Bei jedem Bombenangriff in Rafah befürchten wir, dass die Panzer kommen werden. Die letzten 24 Stunden waren einer der schlimmsten Tage, seit wir nach Rafah gezogen sind", sagte Abu Khaled, ein Vater von sieben Kindern, der aus Angst vor Repressalien seinen vollen Namen nicht nennen wollte. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu beharrt auf eine Offensive gegen Rafah, wo das Militär viele Hamas-Kämpfer und Führungsfiguren vermutet. Die UNO und westliche Staaten warnen vor einer humanitären Katastrophe, sollte Israel einen Bodenangriff starten.
Unterdessen kommen die von internationalen Vermittlern unterstützten Verhandlungen über eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas nicht voran. Die Extremistenorganisation pocht nach wie vor darauf, dass mit einem Abkommen der Krieg beendet wird und die israelischen Streitkräfte abziehen. Israel beharrt auf der vollständigen Vernichtung der Hamas als Kriegsziel. Laut UNO-Generalsekretär Antonio Guterres wächst der internationale Druck auf Israel, einer Feuerpause zuzustimmen.
Ungeachtet Warnungen vor einer Hungersnot im Gazastreifen kommen nach Angaben der Vereinten Nationen nicht mehr Hilfslieferungen in den umkämpften Küstenstreifen. Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA erklärte am Montag, dass in diesem Monat - bis einschließlich 23. März - täglich durchschnittlich 157 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gefahren seien. "Dies ist immer noch weit unter den operativen Fähigkeiten beider Grenzübergänge und dem Ziel von 500 am Tag."
Zusammenfassung
- Trotz Hungersnotwarnungen erreichen zu wenige Hilfslieferungen den Gazastreifen; die UNRWA berichtet von täglich 157 Lastwagen, weit unter dem Ziel von 500.
- Israelische Behörden verhindern die Versorgung des nördlichen Gazastreifens mit Lebensmitteln, während COGAT eine humanitäre Krise verneint und die Schuld bei internen Verteilungsproblemen sieht.
- Nach israelischen Angriffen flüchteten über die Hälfte der 2,2 Millionen Einwohner Gazas in den Süden; in Nord-Gaza kostet ein 25-Kilo-Mehlsack nun mehr als 370 Euro.