UNO: 70 Prozent der Toten in Gaza waren Frauen und Kinder
Israel beteuert immer, dass der Kampf Kämpfern der Terrororganisation Hamas gilt und Zivilisten so weit wie möglich verschont werden. Das Büro hat für den Zeitraum November 2023 bis Ende August rund 10.000 Todesfälle verifiziert, sagte der Leiter des UNO-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay.
Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen. Viele Todesfälle ließen sich bisher nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Sunghay konnte nicht sagen, ob die Auswertung repräsentativ für alle Opfer ist. Nach unabhängig nicht überprüfbaren Angaben der Hamas-Behörden wurden inzwischen mehr als 40.000 Menschen im Gazastreifen getötet.
Am 7. Oktober 2023 hatten die im Gazastreifen regierende Terrororganisation Hamas und andere Terrorgruppen bei einem Überfall auf Israel mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt. Rund 100 sind immer noch dort. Israel reagierte mit massiven Angriffen, die bis heute anhalten. Das Militär will damit die Hamas zerstören.
Das UNO-Menschenrechtsbüro bekräftigt einmal mehr, dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden sein könnten. Es könne sich auch um Völkermord handeln, wenn Bevölkerungsgruppen zum Beispiel aufgrund von Ethnie, Religion oder Nationalität ganz oder teilweise ausgelöscht werden sollten.
Solche Verstöße können schlussendlich nur internationale Gerichte feststellen. Menschenrechtsexperten liefern mit ihren Untersuchungen die Grundlage für gerichtliche Einschätzungen und Urteile.
Der Bericht verweist etwa auf Aussagen israelischer Politiker, die zur Zerstörung des Gazastreifens und der Vertreibung der Palästinenser aufgerufen haben. Die Abriegelung des Gazastreifens, die Verhinderung von humanitären Hilfsleistungen und die Zerstörung von Häusern und wiederholte Vertreibung von Hunderttausenden habe zu unzähligen Todesfällen, Verletzungen und Krankheiten geführt.
Auch die Hamas und andere bewaffnete Gruppen hätten bei den Überfällen vom 7. Oktober mit der Tötung von Zivilisten, sexueller Gewalt, Zerstörung von Häusern und der Geiselnahme massive Rechtsverstöße begangen, so der Bericht. Auch dabei könne es sich um Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit handeln.
Israel wies alle Vorwürfe zurück. Die Botschaft in Genf wirft dem UNO-Büro für Menschenrechte vor, es sei "besessen von der Dämonisierung Israels". Es berücksichtige nicht, dass die Hamas zivile Infrastrukturen missbrauche und damit die Zivilbevölkerung absichtlich schädige. Zudem sei es nicht in der Lage oder nicht Willens gewesen, zu untersuchen, wie viele Terroristen sich unter den verifizierten Toten befunden hätten. Israel halte sich an alle Vorschriften des Völkerrechtes, schrieb die Botschaft.
Unterdessen warnten internationale Experten für Ernährungssicherheit vor einer "unmittelbar bevorstehenden Hungersnot" im umkämpften Norden des Gazastreifens. "Alle Akteure, die direkt in den Konflikt verwickelt sind oder Einfluss auf dessen Verlauf haben, müssen sofort handeln, und zwar binnen Tagen und nicht erst in einigen Wochen, um diese katastrophale Situation abzuwenden", schrieben die unabhängigen Experten der IPC-Initiative für die Analyse von Nahrungskrisen mit Sitz in Rom in einem ungewöhnlich dringlichen Aufruf.
Die Warnung kommt kurz vor dem Ablauf einer von den USA am 13. Oktober gesetzten Frist von 30 Tagen, binnen derer Israel die humanitäre Lage im Gazastreifen verbessern müsse. Sonst könnte die US-Militärhilfe eingeschränkt werden. Am Montag hatte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, zugestanden, Israel habe wichtige Schritte für mehr humanitäre Hilfe unternommen. Jedoch sei mehr nötig, um die Not zu lindern.
Zusammenfassung
- Laut einem UNO-Bericht sind 70 Prozent der Todesopfer im Gazastreifen Frauen und Kinder, wobei 80 Prozent in zivilen Häusern starben.
- Die UNO hat rund 10.000 Todesfälle zwischen November 2023 und Ende August verifiziert, während die tatsächliche Zahl der Opfer höher liegen könnte.
- Internationale Experten warnen vor einer drohenden Hungersnot im Gazastreifen, und die USA haben Israel aufgefordert, die humanitäre Lage zu verbessern.