Ukraine-Verhandlungen: Selenskyj vorsichtig optimistisch
Die Verhandlungspositionen hörten sich realistischer an, sagte er in einer in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. Bis die Ukraine zufrieden sein könne, dauere es aber noch. Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow wird bei den Gesprächen ernsthaft über einen neutralen Status der Ukraine diskutiert.
Selenskyj: Frieden und Sieg
"Wir alle wollen so schnell wie möglich Frieden und Sieg", meinte Präsident Selenskyj. "Aber es braucht Mühe und Geduld." Es müsse noch gekämpft und gearbeitet werden. Jeder Krieg ende mit einer Vereinbarung. "Die Treffen werden fortgesetzt."
Beide Seiten verhandelten am Montag und Dienstag in einer Videoschaltung. Am Dienstagabend hatte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak erklärt, die Gespräche würden an diesem Mittwoch fortgesetzt.
Komplexe Verhandlungen
Die Ukraine fordert ein Ende des Krieges und einen Abzug der russischen Truppen. Moskau verlangt unter anderem, dass Kiew die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch sowie die ukrainischen Separatistengebiete als unabhängige Staaten anerkennt.
"Würde nicht darauf wetten, dass Verhandlungslösung in greifbarer Nähe ist"
"Profil"-Journalist Robert Treichler ber den Stand der Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland
"Schande, Armut und Isolation" für Russland
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine werde für Russland mit Schande, Armut und jahrelanger Isolation enden, sagte Selenskyj in der Videobotschaft. Wer für den russischen Staat oder dessen "Propagandasystem" arbeite, werde alles verlieren. "Kündigen Sie", riet der Präsident. "Ein paar Monate ohne Arbeit werden für Sie definitiv besser als das ganze Leben mit internationaler Verfolgung."
Die Gespräche seien "nicht einfach". Es bestehe aber Hoffnung auf einen Kompromiss, sagte Lawrow dem Nachrichtenportal RBC. Man sei bei den Verhandlungen kurz davor, sich über einige Formulierungen für eine Vereinbarung zu einigen. Man spreche über eine mögliche Neutralität der Ukraine, allerdings gebe es auch noch andere wichtige Dinge, wie etwa die Verwendung der russischen Sprache in der Ukraine sowie die Redefreiheit.
Russland: "Gespräche gehen langsam voran"
Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski sagte der Agentur Interfax zufolge, die Gespräche gingen nur langsam voran. Hauptaufgabe sei es, "unter der großen Zahl komplexer Themen diejenigen auszumachen, auf die man sich einigen kann, (...) Schritt für Schritt, sich dem Ergebnis nähern".
Russland strebe einen Generationenvertrag an, sagte Medinski. "Wir brauchen eine friedliche, freie, unabhängige Ukraine, neutral - kein Mitglied von Militärblöcken, kein Mitglied der NATO, (...) einen Nachbarn, mit dem wir gemeinsame Beziehungen entwickeln können." Diese Vereinbarung müsse über Generationen halten, "damit auch unsere Kinder in einer Welt leben, deren Fundament durch diesen vertraglichen Prozess gelegt wird". Er zitierte angebliche Kiewer Vorschläge, wonach die Ukraine wie Schweden militärisch neutral sein könnte, aber mit eigener Armee.
Kiew weißt Vorwürfe zurück
Die Regierung in Kiew weist Moskaus Vorwürfe, sie stelle eine Gefahr für Russland dar, entschieden zurück. Für ukrainische Verbrechen an der russischen Minderheit im Land gibt es keine Belege.
Westen bleibt skeptisch
Die britische Außenministerin Liz Truss äußerte sich zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten der Gespräche zwischen Russland und der Ukraine. "Ich bin skeptisch, was die Friedensgespräche angeht, solange (der russische Präsident Wladimir) Putin immer noch Krieg in der Ukraine führt. Er muss einen Waffenstillstand in Kraft setzen und seine Truppen abziehen, damit diese Friedensgespräche ernst genommen werden können", sagte Truss der BBC. Putin müsse "um jeden Preis" gestoppt werden.
Zusammenfassung
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zu den Gesprächen mit Russland über ein Ende des Krieges vorsichtig optimistisch geäußert.
- Bis die Ukraine zufrieden sein könne, dauere es aber noch.
- "Die Treffen werden fortgesetzt."
- Moskau verlangt unter anderem, dass Kiew die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch sowie die ukrainischen Separatistengebiete als unabhängige Staaten anerkennt.
- "Kündigen Sie", riet der Präsident.