Ukraine-Krieg: Welche Rolle freiwillige Kämpfer und Söldner spielen
Die US-Regierung gab kürzlich bekannt, Hinweise darauf zu haben, dass die russische Söldnerfirma Wagner "an einigen Stellen" beim Angriff auf die Ukraine eingesetzt werden. Die britische Tageszeitung "Times" berichtete gar von 400 Söldner, die sich bereits seit Ende Jänner in Kiew aufhalten sollen. Ihr Auftrag sei es, hochrangige ukrainische Politiker aufzuspüren und zu töten.
Auf der Liste stünden demnach neben Selenskyj, Premier Denys Schmychal und den restlichen Ministern auch der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir. Sie sollen von Afrika nach Belarus gereist sein und von dort in die Ukraine eingedrungen sein.
Mehrere russische Söldnertruppen aktiv
Zusätzlich zur Wagner-Gruppe sollen noch andere russische Söldnertruppen im Ukraine-Krieg mitmischen. Unbestätigte Berichte gibt es etwa über die RSB-Gruppe, die von ehemaligen Mitarbeitern des russischen Militärnachrichtendienstes gegründet worden sein soll. Auch ihre Aufgabe scheint es zu sein, ukrainische Politiker zu jagen.
Russland scheint in den ersten Tagen des Angriffs die Spezialeinheiten der eigenen Armee noch zurückzuhalten. Bei von der Ukraine gefangengenommenen russischen Soldaten soll es sich häufig um sehr junge Männer handeln. Zudem setzte Russland auch auf tschetschenische Spezialeinheiten.
Ramsan Kadyrow, der Machthaber Tschetscheniens, prahlt in den sozialen Medien seit Tagen mit angeblichen Erfolgen, hat nun aber auch erste Opfer eingeräumt, wie der "Spiegel" übersetzte: "Ja, im Krieg wird getötet, und das war nun mal ihre Berufswahl", schloss er an eine lange Nachricht mit Beleidigungen gegen die ukrainische Regierung an. Nun hätten sie ihr Leben für die Sicherheit Russlands und der Ukraine gegeben.
Kadirow behauptet es seien "Tausende" tschetschenische Kämpfer in der Ukraine - diese Informationen lassen sich nicht bestätigen. Kadyrow gilt als "Bluthund" des russischen Präsidenten Wladimir Putins, seine Truppen als besonders kampferprobt und brutal. Aus diesem Grund verbreitete aus Russland die Nachricht von bis zu 70.000 "freiwilligen" tschetschenischen Kämpfern - das dient Propaganda- und Einschüchterungsversuchen.
Unterschiedlichen Berichten zufolge, sollen die Tschetschenen beim Kampf um den Flughafen Hostomel beteiligt gewesen sein, berichtet der "Tagesspiegel". In anderen Berichten und angebliche Videos sollen sie in der Gegend um Charkiw im Einsatz gewesen sein. Die Truppe soll dabei herbe Verluste erlitten haben, Tschetschenen-General Magomed Tuschajew soll getötet worden sein. Die Meldungen sind aber aktuell schwer zu verifizieren.
Ukraine rief Ausländer zum Kampf auf
Umgekehrt verbreitete Russlands Außenminister Sergej Lawrow schon Mitte Februar die Nachricht, Söldner aus Albanien, Bosnien und Herzegowina und Kosovo seien angeworben und in den Donbass verlegt worden, um Russland zu "destabilisieren". Die örtlichen Behörden am Balkan bestritten das laut "Euractiv" vehement.
Tatsächlich rief aber der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj Kämpfer aus dem Ausland dazu auf, sich der Ukraine anzuschließen. "Buzzfeed" berichtete schon im Jänner über tausende "foreign fighters" in der Ukraine - sie sollen sich teils schon 2014 bei der Annektierung der Krim gekommen sein, um die Ukraine zu unterstützen. Bei den meisten soll es sich um Staatsangehörige Russlands und anderer ehemaliger Sowjet-Republiken handeln. Es gebe aber auch Europäer und Amerikaner unter ihnen.
Laut "Buzzfeed" sollen sich amerikanische und britische Veteranen der paramilitärischen "Georgischen Legion" angeschlossen haben, die die Ukraine schon länger unterstützt. Die britische Außenministerin Liz Tuss sagte dazu der BBC, dass sie Briten unterstützen werde, die sich dem "Kampf für Demokratie anschließen wollen".
Georgien wollte aber keine Truppen in die Ukraine lassen, weshalb die Ukraine ihre Botschafter abzog - ob die "Georgische Legion" betroffen ist, ist nicht bekannt. Die Ukraine rühmt sich gern mit internationaler Unterstützung - auch, um die eigenen Truppen zu motivieren.
Söldner unterstützen Separatisten
Söldner allgemein spielen im Ukraine-Konflikt schon seit Beginn an eine Rolle. Russische Söldner - darunter auch die Wagner-Gruppe - unterstützen seit jeher die Separatisten. Offiziell kann dadurch keine Verbindung zu Moskau hergestellt werden. Die Wagner-Gruppe war beispielsweise auch schon in Syrien, in der Zentralafrikanischen Republik und in Libyen im Einsatz gewesen sein. Die EU wirft den Söldnern "schwere Menschenrechtsverstöße" vor und verhängte im Dezember Sanktionen.
Zusammenfassung
- Private russische "Sicherheitsfirmen" und Söldnertruppen spielen im Ukraine-Konflikt schon lange eine wichtige Rolle. Berichte über angebliche freiwillige Kämpfer aus dem Ausland dienen vor allem Propagandazwecken.