Tschechien und Ungarn schmieden Corona-Bündnis mit Israel
Tschechien und Ungarn wollen mit Israel enger im Kampf gegen das Coronavirus sowie bei der Entwicklung von Impfstoffen zusammenarbeiten. Dies sagten die Ministerpräsidenten Ungarns und Tschechiens, Viktor Orban und Andrej Babis, am Donnerstag bei einem Dreiertreffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu. Die beiden Staaten folgten damit dem Beispiel von Dänemark und Österreich.
Orban und Babis beschrieben Israel angesichts seiner rasanten Impfkampagne als Modell-Land, von dem man lernen wolle. Netanyahu sagte, beide Länder seien an einer Beteiligung an einem Impfstoffwerk interessiert, das in Israel entstehen solle.
Orban am Grünen Pass interessiert
Orban sagte zudem, man sei sehr interessiert an dem israelischen Grünen Pass, der Genesenen und Geimpften mehr Freiheiten verleiht. "Ungarn würde sich gerne einem Vorstoß für einen internationalen Grünen Pass anschließen", sagte Orban. "Wir würden lieber nicht auf eine internationale Organisation warten, sondern auf dem nationalen Level agieren." Das Thema, das Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beim vergangenen EU-Gipfel anregte, wird in der EU debattiert.
Babis sagte, Tschechien sei in den letzten zwei Monaten besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen. "Israel ist für uns ein Beispiel dafür, wie man Covid bekämpfen kann", sagte er. "Es ist auf dem Weg, das erste Land zu werden, in dem Menschen wieder das Leben leben können, an das sie gewöhnt waren."
Kurz vergangene Woche in Israel
Kurz war gemeinsam mit seiner dänischen Amtskollegin Mette Frederiksen am vergangenen Donnerstag nach Israel gereist, um die künftige Zusammenarbeit im Impfbereich festzuzurren. Der Bundeskanzler begründet das Streben nach einer Impfstoffkooperation damit, dass die von der Europäischen Union getätigten Bestellungen nicht so schnell wie erwartet liefen.
Die Impfkampagne in Israel ist eine der erfolgreichsten weltweit und deutlich zügiger als die in der EU. Israel hat rund 9,3 Millionen Einwohner. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erhielten bisher knapp 5,1 Millionen Menschen eine Erst- und davon knapp vier Millionen auch eine Zweitimpfung.
Zuvor hatte Tschechien in Israel eine Außenstelle seiner Botschaft feierlich eröffnet. Bei der Eröffnung der Botschafts-Außenstelle sprach Babis von einem weiteren Meilenstein in den Beziehungen beider Länder. Die Repräsentanz soll sich demnach unter Leitung der Botschaft in Tel Aviv unter anderem um Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit kümmern. Israels Außenminister Gabi Ashkenazi würdigte die Freundschaft beider Länder und dankte dem EU-Land dafür, führend bei einer sich ändernden Einstellung zu Jerusalem zu sein.
Jerusalem
Der Status der Stadt Jerusalem ist einer der zentralen Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als "ewige und unteilbare Hauptstadt" für sich. Auch die Palästinenser halten an ihrem Anspruch auf Ostjerusalem als ihrer Hauptstadt fest. Die Europäische Union sieht in einer Zwei-Staaten-Lösung mit Jerusalem als künftiger Hauptstadt beider Staaten den einzigen Weg, um in der Region dauerhaft für Frieden und Stabilität zu sorgen.
Vor knapp drei Jahren hatten die USA ihre Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Der Schritt war international kritisiert worden. Tschechiens Präsident Milos Zeman setzte sich dafür ein, diesem Vorbild zu folgen, konnte sich damit bisher aber nicht durchsetzen. Berichten zufolge hatte Israels Ministerpräsident Netanyahu zuletzt beabsichtigt, überschüssigen Impfstoff in das schwer von der Corona-Pandemie getroffene Tschechien zu liefern
Zusammenfassung
- Tschechien und Ungarn wollen mit Israel enger im Kampf gegen das Coronavirus sowie bei der Entwicklung von Impfstoffen zusammenarbeiten.
- Dies sagten die Ministerpräsidenten Ungarns und Tschechiens, Viktor Orban und Andrej Babis, am Donnerstag bei einem Dreiertreffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu.
- Vor knapp drei Jahren hatten die USA ihre Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt.