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Tories wenig beeindruckt wegen Sex-Skandals von Peter Bone

Die regierenden britischen Tories zeigen sich offenbar wenig beeindruckt von einem Mobbing- und Sex-Skandal um ihren Abgeordneten Peter Bone. Nachdem der 71-Jährige von den Wählern seines Wahlkreises abberufen worden ist, haben sie nämlich seine Lebenspartnerin Helen Harrison als Kandidatin aufgestellt. Medienberichten zufolge soll Bone zuvor angedroht haben, bei der Nachwahl als unabhängiger Kandidat antreten zu wollen.

Der 71-Jährige war im vergangenen Herbst suspendiert worden, nachdem ein unabhängiger Expertenausschuss festgestellt hatte, dass er einen Mitarbeiter schikaniert und in einem Fall auch sexuell belästigt hat. Bone soll den Mitarbeiter zu Massagen genötigt und ihm einmal auch sein entblößtes Genital ins Gesicht gehalten haben, berichteten Medien. Eine Petition für seine Abberufung erreichte kurz vor Weihnachten die erforderliche Unterschriftenzahl von zehn Prozent der Wähler des Wahlkreises Wellingborough, wodurch eine Nachwahl erforderlich wurde.

Der Termin für die Nachwahl steht noch nicht fest. Bones Lebenspartnerin Harrison wurde am Wochenende bei einer Tory-Parteiversammlung als Kandidatin aufgestellt. Einen Bericht der "Sunday Times", wonach er dieser Entscheidung nachgeholfen habe, indem er eine Kandidatur als Unabhängiger androhte, bestritt Bone. Eine Kür Harrisons wäre aber "ganz und gar nicht überraschend", fügte er hinzu.

Mit scharfer Kritik reagierte die oppositionelle Labour Party auf die Vorgänge rund um den Skandalabgeordneten. Dass Premier Rishi Sunak der Forderung Bones im Zusammenhang mit der Kandidatur seiner Partnerin "nachgegeben" habe, "zeigt nur, wie schwach der Premierminister ist", kritisierte der Labour-Abgeordnete Jonathan Ashworth. "Rishi Sunak ist zu schwach, um seine eigene Partei anzuführen, vom Land ganz zu schweigen", fügte er hinzu.

Die Nachwahl ist der erste Test, nachdem Premier Sunak erstmals konkrete Hinweise auf einen Wahltermin gegeben hatte. Er sprach von einem Wahltermin im zweiten Halbjahr, wobei es sich nach Einschätzung von Beobachtern um den 14. November handeln dürfte. Labour hofft, den traditionell konservativen Sitz in Mittelengland einnehmen und damit an die Glanzzeiten unter Tony Blair anknüpfen zu können. Bei seinen Erdrutschsiegen in den Jahren 1997 und 2001 hatte eine relative Mehrheit in Wellingborough für Labour gestimmt. Schon 2005 ging der Sitz wieder an die Tories, die dann fünf Jahre später auch landesweit die Mehrheit eroberten. In den Umfragen führt Labour derzeit klar vor den Tories, die nach 14 Jahren voller Skandale, Premierwechsel und Brexit-Chaos mehr als ablösereif erscheinen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die regierenden britischen Tories zeigen sich offenbar wenig beeindruckt von einem Mobbing- und Sex-Skandal um ihren Abgeordneten Peter Bone.
  • Nachdem der 71-Jährige von den Wählern seines Wahlkreises abberufen worden ist, haben sie nämlich seine Lebenspartnerin Helen Harrison als Kandidatin aufgestellt.
  • Medienberichten zufolge soll Bone zuvor angedroht haben, bei der Nachwahl als unabhängiger Kandidat antreten zu wollen.