Tomaselli erwartet knappes Rennen zwischen Harris und Trump
Gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Peter Kraus, dem Co-Parteivorsitzenden der Wiener Grünen, besuchte die Abgeordnete zum Nationalrat mehrere US-Staaten, darunter einige Swing States. Während New York und Illinois klar den Demokraten zuzurechnen sind und Indiana republikanisch wählt, zählen Michigan und Pennsylvania zu den Battlefields, in denen die Wahl entschieden wird. Vor allem in diesen Swing States, durch die Tomaselli stundenlang mit dem Auto unterwegs war, würden sich die Wähler für jeden an den Schildern im Vorgarten sichtbar eindeutig einem Lager zuordnen. Tomaselli schilderte, dass auf ihrer Fahrt die enormen Investitionen der Biden-Administration in die marode Infrastruktur zu sehen gewesen seien.
Überrascht zeigte sich die 39-jährige Vorarlbergerin darüber, dass in den wohlhabenderen Vororten Philadelphias im US-Staat Pennsylvania ein Plakat nach dem anderen das Konterfei von Donald Trump zeige. Viele wohlhabende Bürger der US-Ostküstenmetropole hätten "diffuse Ängste, dass ihnen jemand etwas wegnimmt", dass sie nach einer Wahl von der 60-jährigen Harris höhere Steuern zu zahlen hätten.
Die Beweggründe der US-Wählerinnen und -Wähler für einen der beiden Kandidaten zu stimmen seien vor allem das Verhindern des jeweils anderen, berichtete die gebürtige Vorarlbergerin von ihren persönlichen Begegnungen auf diversen Wahlveranstaltungen der Republikaner respektive Demokraten. Trump-Wähler schimpften, dass Harris "gefährlich liberal" sei, währenddessen Harris-Unterstützer den Republikaner als "Gefahr für die Demokratie" bezeichneten. Der 78-Jährige akzeptiere keine demokratischen Grundregeln, da er bereits im Vorfeld des Urnengangs von Wahlfälschung spreche und respektiere keine Andersdenkenden, vielmehr wolle er gegen diese vorgehen, erzählten Demokraten Tomaselli über ihre Wahlmotive.
Bei den wahlentscheidenden Themen standen für viele laut Tomaselli wirtschaftliche Aspekte wie Teuerung und Inflation oder das Gesundheitssystem im Fokus. Migration sei ein Themenfeld, das vor allem Trump in den Mittelpunkt rücke, um damit Ängste bei den Menschen zu bedienen, sagte die Grünen-Politikerin. Auch das Thema Umweltschutz werde von den Amerikanern unter ökonomischen Aspekten gesehen, etwa im Staat Michigan mit seiner für die Vereinigten Staaten so wichtigen Autoindustrie. Während Demokraten auf das E-Auto setzten, wolle der Republikaner den "Verbrenner retten".
Auch ein Zurückfahren des Green Deals sei bei einer Wahl Trumps zu erwarten und die Gefahr, dass die USA so wie 2016 aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteige. Außerdem würden die USA auf dem Weltmarkt wieder protektionistischer agieren, was Nachteile für Europa hätte. Es sei auch zu erwarten, dass die Unterstützung für die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland zurückgefahren werde, außerdem sei unklar, wie sich das Verhältnis der USA unter Trump zum Kreml und Putin ändere, erklärte Tomaselli im Gespräch mit der APA.
Am letzten Wochenende vor einer der spannendsten US-Präsidentschaftswahlen absolvieren Harris und Trump noch eine ganze Reihe an Wahlkampfveranstaltungen in den Swing States. Damit sollen die letzten unentschlossenen Wähler gewonnen werden. Während der Ausgang der Wahl auf des Messers Schneide steht, zeichnet sich eine gewaltige Beteiligung ab: Mehr als 70 Millionen US-Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben, vier Millionen davon im umkämpften Staat Georgia - ein neuer Rekordwert. Der Endspurt endet erst am Montag - und damit einen Tag vor der Wahl - mit abendlichen Kundgebungen: Trump wird in Grand Rapids in Michigan auftreten, während Harris in Philadelphia in Pennsylvania erwartet wird.
(Das Gespräch führte Patrick Hosa/APA)
Zusammenfassung
- Nina Tomaselli erwartet ein enges Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl, das Umfragen zufolge 'knapper als 2020' ausfallen dürfte.
- In den entscheidenden Swing States wie Michigan und Pennsylvania prägen wirtschaftliche Themen wie Inflation und das Gesundheitssystem die Wahlentscheidungen.
- Bereits mehr als 70 Millionen US-Bürger haben gewählt, mit einem Rekordwert von vier Millionen Stimmen allein in Georgia, während Harris und Trump ihre letzten Wahlkampfveranstaltungen in den Swing States absolvieren.