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Tirol-Wahl: NEOS wollen zum Auftakt Vertrauen zurückgewinnen

Die Tiroler NEOS haben am Donnerstagabend in Innsbruck den offiziellen Start in die heiße Wahlkampfphase begangen. Nach 94 absolvierten Wahlkampf-Terminen - wie Spitzenkandidat Dominik Oberhofer betonte - und nach einer Rede der Bundesparteivorsitzenden Beate Meinl-Reisinger schwor er die Seinen ein, zu rennen. Erklärtes Ziel der Pinken: Das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückzugewinnen. Dabei setzt man auf die Kernthemen Bildung, Saubere Politik und Wirtschaft.

Oberhofer, der die Bühne unter den Klängen von "I've been looking for freedom" von David Hasselhoff betrat und wieder verließ, stimmte die rund 200 Unterstützerinnen und Unterstützer in einem Innsbrucker Lokal mit einer frei gehaltenen rund halbstündigen Rede auf die letzten 17 Tage vor der Wahl ein. "Historisch" sei bei dieser Wahl nicht nur die "Ausgangslage", sondern auch die "Chance", dass sich die ÖVP nach dem 25. September nicht nur einen "kleinen Koalitionspartner" suchen, sondern sich mit mehreren Parteien arrangieren müsse, war sich der Spitzenkandidat sicher. Oberhofer, der sich und die Seinen schon lange in Regierungsverantwortung sieht, hatte schon früh eine Dreierkoalition ins Spiel gebracht und lediglich eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ausgeschlossen.

"Eigentlich kenne ich fast jeden von euch", gab sich der Politiker vor den im Lokal "Glorious Bastards" versammelten Menschen betont nahbar. Im Gegensatz zu den anderen Parteien sehe er nicht "silber-grau" vor sich, sondern eine "vielfältige, bunte Gesellschaft", und viele "toll ausgebildete" junge Menschen - die "Leistungsträgerinnen und -träger von morgen".

Oberhofer, der die NEOS 2018 auf Anhieb in den Tiroler Landtag geführt hatte - damals erreichte die Partei 5,21 Prozent der Stimmen und zwei Mandate, sah die schwarz-grüne Landesregierung, die Bundesregierung und einen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der sich "auf der Flucht" befände als Gründe, dass "die Menschen dort draußen" die Hoffnung verloren hätten. Dann nutze er die Bühne für ein paar, großteils bekannte, sachpolitische Ansagen. Die Parteienförderung in der Höhe von 16 Millionen Euro solle halbiert werden - und die Hälfte Bedürftigen - 32.000 an der Zahl - zugute kommen. Die Tourismus-Abgabe wolle er abschaffen. Außerdem sollten Windräder in Skigebieten gebaut werden, bürokratisch Hürden abgebaut und das Bildungssystem revolutioniert werden.

Auch Meinl-Reisinger nahm in ihrer Rede Bezug auf besagten "Vertrauensverlust", zu dem ihre Partei allerdings "nicht viel beigetragen" habe und kritisierte die "Koste-es-was-es-wolle-Politik" der türkis-grünen Bundesregierung während der Coronapandemie, die der Gesellschaft nun "auf den Schädel" falle. Statt Gießkannenprinzip brauche es endlich "mehr Netto vom Brutto", steigende Löhne und die von den Liberalen viel ventilierte Selbstermächtigung, fand die Oppositionspolitikerin.

Meinl-Reisinger sprach von einer "bedeutsamen Wahl" und - in Bezug auf die 77 Jahre andauernde "ÖVP-Allmacht" im Bundesland - einer "einmalige Chance zu zeigen, dass dieser Politikstil ein veralteter ist". Die Schwarzen hätten "keine Kraft" und "keine Visionen" mehr und würden nun lediglich durch ihre Vereine und Vorfeldorganisationen, die sich zudem "üppig am Steuertopf" bedienten, "am Leben gehalten" teilte die Politikerin scharf aus.

Den Anfang im pinken Reden-Reigen machte am Donnerstagabend Landeslistenzweite Birgit Obermüller, die am Vortag als Teil eines dreiköpfigen "Zukunftsteams" von ihrer Partei als mögliche künftige Bildungslandesrätin inszeniert wurde. Sie forderte einen Rechtsanspruch für Kinderbetreuung, Reformen im elementarpädagogischen Bereich und einen "Inklusionsplan" für Tirol.

Danach sprang Abg. Yannick Shetty, neben Oberhofer der Dritte im Zukunfts-Bunde, auf die Bühne. "Erfüllt mit Stolz einerseits" und "mit Schaudern andererseits" blicke er auf Tirol, wo er 2013 maturiert habe, sagte der 27-Jährige, der von seiner Partei am Vortag als Landesrat für Jugendagenden gehandelt wurde. "Stolz" war er auf den pinken Werdegang unter Oberhofer, "Schaudern" löse hingegen der politische Status Quo in ihm aus, sprach Shetty und holte zum Rundumschlag gegen die Tiroler politische Konkurrenz aus. Seine Rede schloss er mit einem Bezug zum Wahlkampf-Slogan, der sich wie ein roter Faden durch den gesamten Abend zu ziehen schien: "Wir können nicht alles. Aber das was wir können, können wir richtig gut."

Unterbrochen wurden die Reden von kurzen Videos und Musik. So bekamen die Anwesenden etwa die 21-jährige Studentin Susanna Riedlsperger vor einer Bergkulisse zu Gesicht, die daran erinnerte, dass Tirol "Schlusslicht bei Photovoltaik und Windkraft" sei. "Dieses Unrecht werden wir und nächste Generation ausbaden müssen", richtete sich die Politikerin an die Jungen, die an diesem Donnerstagabend tatsächlich zahlreich vertreten waren.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Tiroler NEOS haben am Donnerstagabend in Innsbruck den offiziellen Start in die heiße Wahlkampfphase begangen.
  • Nach 94 absolvierten Wahlkampf-Terminen - wie Spitzenkandidat Dominik Oberhofer betonte - und nach einer Rede der Bundesparteivorsitzenden Beate Meinl-Reisinger schwor er die Seinen ein, zu rennen.
  • Erklärtes Ziel der Pinken: Das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückzugewinnen.