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Tausende bei Nawalnys Begräbnis: Über 100 Festnahmen

Trotz massivem Polizeiaufgebot und Repressionen sind Tausende Menschen in Moskau zur Beerdigung von Kremlgegner Alexej Nawalny gekommen. Mehr als 100 Menschen wurden in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern bei den Trauerveranstaltungen festgenommen.

Die Bürgerrechtsplattform OWD-Info schrieb am Freitagabend von 128 Festnahmen in 19 Städten. "In jedem Polizeirevier können mehr Festgenommene sein als in den veröffentlichten Listen", heißt es zudem.

In den meisten Fällen wurden die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt. Die meisten Festnahmen gab es demnach in der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk. Dort seien mindestens 31 Personen in Gewahrsam genommen worden, berichtet OWD-Info.

In der Ural-Metropole Jekaterinburg hat die Polizei weitere 19 Menschen festgenommen. In Moskau sollen es 17 Personen sein, davon müssten drei die Nacht auf dem Revier verbringen, heißt es.

Großaufgebot der Polizei

Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle, auf dem Platz vor der Kirche waren Absperrungen aus Metall aufgebaut. Angehörige nahmen am offenen Sarg in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere mein Leid" im südöstlichen Bezirk Marjino Abschied.

Nawalnys Team zeigte in einem Livestream auf YouTube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. 

Dank für "26 Jahre absolutes Glück"

Nawalnaja würdigte ihren Mann kurz nach dessen Beerdigung am Freitag auf X und dankte ihm für "26 Jahre absolutes Glück".

Sie schrieb: "Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde mein Bestes tun, um dich dort oben für mich glücklich und stolz auf mich zu machen. Ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, aber ich werde es versuchen."

Protest gegen Putin

Menschen protestierten offen gegen Putin. "Russland ohne Putin!", "Putin ist ein Mörder!", "Russland wird frei sein!" und "Nein zum Krieg!" skandierten Menschen im Chor, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag berichteten.

Nach Angaben von OWD-Info wurden seit Nawalnys Tod bereits 400 Menschen bei Trauerkundgebungen für den Kreml-Kritiker festgenommen.

Nawalny setzt den Machtapparat auch nach seinem Tod in höchste Nervosität. Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des Oppositionsführers gegen den Kreml-Chef protestieren könnten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte am Freitag, dass jeder Bürger die Verantwortung trage für eine Teilnahme an nicht erlaubten Aktionen auf der Straße.

Zugleich antwortete er auf die Frage eines russischen Journalisten, ob der Kreml etwas zum Tod Nawalnys zu sagen habe: "Nein, nichts."

ribbon Zusammenfassung
  • Trotz massivem Polizeiaufgebot und Repressionen sind Tausende Menschen in Moskau zur Beerdigung von Kremlgegner Alexej Nawalny gekommen.
  • Mehr als 100 Menschen wurden in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern bei den Trauerveranstaltungen festgenommen.
  • Die Trauerbekundungen schlugen zwischenzeitlich in offene Anti-Kreml-Proteste und Anti-Kriegs-Proteste um - der ersten derartigen Kundgebung seit langer Zeit in diesem Ausmaß.