Assad und PutinValery SHARIFULIN / POOL / AFP

Was über den Verbleib von Assad bekannt ist

Das Regime von Syriens langjährigem Machthaber Bashar al-Assad wurde gestürzt. Aber wo ist der Diktator jetzt?

Am Sonntag war plötzlich alles anders: Nach dem Sturz von Syriens Machthaber Bashar Al-Assad hat sich die Bevölkerung in Damaskus innerhalb weniger Stunden der Paläste des langjährigen Machthabers bemächtigt. Kinder spielten in den prunkvollen Räumen, Leute plünderten Möbelstücke und Dekoration.

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Der Chef der Jihadisten-Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Abu Mohammed al-Golani alias Ahmed al-Sharaa, ist mittlerweile in Damaskus eingetroffen und könnte sich als neue Führungsfigur ins Spiel bringen. Wie es in Syrien konkret weitergeht, ist aber noch unklar. 

Flugzeug verschwunden

Ebenso unklar ist, wohin der gestürzte Machthaber Assad geflohen ist. Nach Informationen aus Militärkreisen soll er an Bord eines Flugzeugs geflohen sein. Assad habe Damaskus mit unbekanntem Ziel verlassen, sagten zwei hochrangige Offiziere der Nachrichtenagentur Reuters. Ein syrisches Flugzeug war nach den Daten von Flightradar vom Flughafen in Damaskus zu der Zeit gestartet, als die Einnahme der Hauptstadt durch die Rebellen bekannt wurde.

Das Flugzeug flog zunächst in Richtung der syrischen Küste, einer Hochburg von Assads alawitischer Minderheit. Die Maschine drehte dann aber abrupt um und verschwand nach einigen Minuten vom Radar. Es ist unklar, wer an Bord war und was mit dem Flugzeug passierte. In syrischen Kreisen galt es als möglich, dass die Maschine abgeschossen wurde.

Russland, VAE oder Iran?

Syriens bisheriger Ministerpräsident Mohammed Jalali hat nach eigener Darstellung keinen Kontakt mehr zum geflohenen Machthaber Bashar al-Assad. Er habe keine Informationen darüber, wo Assad oder dessen Familie sich aufhalte oder wann Assad Damaskus verlassen habe, sagte Jalali dem Nachrichtensender Al-Arabiya am Sonntag. Zuletzt habe er direkten Kontakt mit Assad am Samstagabend gehabt, ehe die Aufständischen am frühen Morgen den Sturz seiner Regierung verkündeten.

Die nächsten Schritte in Syrien habe er mit dem Staatschef nicht mehr besprechen können, sagte Jalali. "Es war uns nicht möglich, die Frage des Dialogs zu besprechen." Zum schnellen Vormarsch der Rebellen-Allianz auf Damaskus habe Assad am Abend lediglich gesagt: "Morgen werden wir sehen." Golani hatte erklärt, dass Jalali die staatlichen Institutionen bis zu einer Übergabe beaufsichtigen solle. 

Das "Wall Street Journal" berichtete mit Verweis auf syrische und arabische Beamte, dass Assad Familie und Vertraute nach Russland ausfliegen ließ. Sollte Assad noch am Leben sein, könnte er ebenfalls versuchen, nach Moskau zu gelangen. Als unwahrscheinlicher gilt, dass er im Iran Unterschlupf sucht. Die Ermordung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran in diesem Jahr hat gezeigt, dass das iranische Regime nicht in der Lage ist, Verbündete wirksam zu schützen. Ein weiterer Fluchtort könnten die Vereinigten Arabischen Emirate sein. 

Aus Moskau hieß es am Sonntag, Assad habe seinen Posten und das Land verlassen, man machte aber keine Angaben zum Aufenthaltsort des Verbündeten.

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ribbon Zusammenfassung
  • Das Regime von Syriens langjährigem Machthaber Bashar al-Assad wurde gestürzt. Aber wo ist der Diktator jetzt?
  • Nach Informationen aus Militärkreisen soll er an Bord eines Flugzeugs geflohen sein.
  • in syrisches Flugzeug war nach den Daten von Flightradar vom Flughafen in Damaskus zu der Zeit gestartet, als die Einnahme der Hauptstadt durch die Rebellen bekannt wurde.
  • Das Flugzeug flog zunächst in Richtung der syrischen Küste, einer Hochburg von Assads alawitischer Minderheit. Die Maschine drehte dann aber abrupt um und verschwand nach einigen Minuten vom Radar.
  • Es ist unklar, wer an Bord war und was mit dem Flugzeug passierte. In syrischen Kreisen galt es als möglich, dass die Maschine abgeschossen wurde.
  • Als mögliche Fluchtorte Assads gelten Russland, der Iran oder die Vereinigten Arabischen Emirate.