Kickl warnt vor "Koalition der Verlierer" und "Stolperdrähten"
Nach dem Wahlerfolg der Freiheitlichen bei der Nationalratswahl vor einer Woche strömten schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn viele Besucherinnen und Besucher auf das Oktoberfestgelände, um Wahlsieger Herbert Kickl zu sehen. Er gab sich auf der Bühne entspannt und gelassen.
Der blaue Bundesparteiobmann schritt zu "Herbert"-Rufen ans Rednerpult und dankte zunächst den Wählerinnen und Wählern für das Ergebnis der Nationalratswahl. Er scherzte, dass er schon "Entzugserscheinungen" habe und ihm "Beate, Andreas, Werner und Karl" fehlen würden.
Im Nachsatz meinte er, dass das keine Sekunde der Fall sei: "Ich bin sehr froh euch heute als Gegenüber zu haben."Kickl sprach mit gemäßigteren Worten als noch in den Wochen zuvor. Die "Wände in den Parteizentralen von Schwarz und Rot" würden wackeln, angesichts der "bärenstarken" freiheitlichen Partei.
"Blaue Welle" in Vorarlberg und der Steiermark
"Die blaue Welle der Freiheit und des Erfolgs rollt und rollt und rollt", sagte er. Kommendes Wochenende werde sie bei der Landtagswahl in Vorarlberg ankommen, am 24. November dann beim steirischen Urnengang. Anfang 2025 wird auch im Burgenland gewählt. Kickl sehe schon, wie sich die Nachbarn "Landeshauptmann Mario Kunasek und Landeshauptmann Norbert Hofer" begrüßen werden.
Noch müsse Kunasek aber "ein paar Wochen die Welle bei kaltem Wind reiten", aber am Ende werde er als Sieger dastehen. Kunasek habe "das Herz am rechten Fleck". Kickl indessen will sich nun umstellen, denn er habe von der Wählerschaft eine "riesengroße Wolke" als Auftrag mitbekommen. Es gelte den Wunsch der Wähler umzusetzen und "das blaue Wunder zu einem rot-weiß-roten Wunder" zu machen.
Kickl will "Koalition der Verlierer" verhindern
Der Bundesparteiobmann warnte vor einer "Koalition der Verlierer", die um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen würde. "Diesen Plan werden wir durchkreuzen", so Kickl. Er wolle nicht über diese "Stolperdrähte" fallen und in den kommenden Wochen "ehrlich verhandeln, ohne Hinterzimmer und ohne schmutzige Tricks".
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Erst nach Kickl, der wieder nach Wien zurückmusste, war Kunasek am Wort, der am 24. November als Spitzenkandidat für die Freiheitlichen zur Wahl stehen wird und als "künftiger steirischer Landeshauptmann" auf die Bühne gebeten wurde. Er meinte - mit etwas lauterer Stimme als sonst: "Wir haben am letzten Sonntag freiheitliche Geschichte geschrieben." Wir müssen aber auch mit dem Ergebnis richtig umgehen, weil es ein riesengroßer Vertrauensvorschuss ist."
Menschenmenge und Fahnenmeer
Schon vor dem Einlass um 9.30 Uhr hatte sich vor dem Festzelt eine Menschenschlange gebildet. Viele der Besucher trugen Lederhose sowie blaue Jacken oder Pullover. Zum Start und zum Stimmung machen um 10.00 Uhr spielte die John Otti Band auf und lockte gleich mit dem ersten Lied die Gäste "auf die Bänke". Rot-weiß-rote und weiß-grüne Fahnen wurden geschwenkt, während an der Bar "zwa bitte" bestellt wurden - ganz selbstverständlich wurden um 9.30 Uhr daraufhin zwei große Bier gebracht.
Ins Publikum mischten sich unter anderem Norbert Hofer, der ja aus dem nur wenige Kilometer entfernten Pinkafeld im Burgenland kommt, sowie die ehemaligen FPÖ-Politiker Peter Westenthaler und Gerald Grosz.
Begrüßt wurden die Besucher mit Lebkuchenherzen mit blauen Verzierungen. Darauf zu lesen war: "Heimat im Herzen. Mario Kunasek". Auf den Tafeln, die die Zuschauer in die Höhe hielten, stand "Jetzt geht's um die Steiermark" und "Bodenständig, mutig, steirisch".
Zusammenfassung
- Der traditionelle FPÖ-Frühschoppen beim Oktoberfest in Hartberg ist am Sonntag zu einer weiteren Wahlparty geworden.
- Dort heizte Parteichef Herbert Kickl seinen Anhängern ein und brachte den steirischen Spitzenkandidaten Mario Kunasek in Position für das "nächste blaue Wunder".
- Er scherzte, dass er schon "Entzugserscheinungen" habe und ihm "Beate, Andreas, Werner und Karl" fehlen würden.
- Der Bundesparteiobmann warnte vor einer "Koalition der Verlierer", die um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen würde.