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Steiermark für bundesweite Verschärfungen für Ungeimpfte

Das Land Steiermark hat am Montag nach einem Gespräch mit Ärzte- und Spitalsvertretern eine Fünf-Punkte-Forderung an die Bundesregierung gestellt. "Es braucht bundeseinheitliche Lösungen", so Landeschef Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Es gehe um eine Materie, die "sinnvollerweise" nur national geregelt werden könnte, wie Zutritt zu Nachtgastronomie nur mit Vollimmunisierung, Bevorzugung beim Contact Tracing oder Gratis-Tests. Zudem wolle man Klarheit über den "dritten Stich".

"Die Steiermark ist bei den Immunisierten-Zahlen zwar das drittstärkste Bundesland, aber wir sind noch nicht zufrieden", sagte Schützenhöfer. Zu Beginn der Pandemie habe es geheißen, eine Herdenimmunität von 70 Prozent Geimpften schütze. Nun stehe man bei 61 Prozent der Gesamtbevölkerung der Steiermark bzw. rund 69 Prozent der Impffähigen. LHStv. Anton Lang (SPÖ) sagte: "Damit das bisher erreichte - Wirtschaftserholung, sinkende Arbeitslosenzahlen - nicht umsonst gewesen ist, müssen wir alles unternehmen, damit es nicht noch einmal zu einem Lockdown kommt. Der Schlüssel ist die Impfung." Deshalb appellierten die steirische Regierung und die Gesundheitsspitzen zum wiederholten Male, die vielen Impfangebote anzunehmen.

Der Virologe Klaus Vander untermauerte die Notwendigkeit mit Zahlen: "In der Gruppe der 46- bis 55-Jährigen gibt es eine große Impflücke." Auch zu Impfdurchbrüchen nahm Vander Stellung: "Eine Infektion bei Vollimmunisierten kommt nur bei 0,0005 Prozent der Fälle vor." Die vierte Welle sei vor allem eine Welle unter den Nichtgeimpften, diese seien "ein Eldorado für das Virus, vor allem für die Delta-Variante". KAGes-Vorstand Karl-Heinz Tscheliessnigg mahnte Bewusstsein für "Abstände, Maskentragen, Hygiene und Desinfektion ein. Generell sei man aber noch nicht am ersten Limit bei den Belegungen von Intensivbetten.

Es wurden insgesamt 1.413.893 Impfungen verabreicht, 757.408 Steirerinnen und Steirer (rund 61 Prozent der Gesamtbevölkerung, 69 Prozent der impffähigen Bevölkerung) sind erstgeimpft. Ende dieser Woche werden rund 740.000 eine Zweitimpfung erhalten haben, das sind rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung und rund 67 Prozent der impffähigen Bevölkerung. Gefordert werden folgende Änderungen: Zutritt zur Nachtgastronomie sowie zu Veranstaltungen (außen und innen) im Kultur- und Freizeitbereich (Oper, Theater, Kino, Sport) nur mit Vollimmunisierung. Der Zutritt mit Test sollte nur bei Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, möglich sein.

Weiters brauche es Kostenpflicht des Testangebots für alle mit Ausnahme von Geimpften und jenen, die sich nicht impfen lassen können. Es soll ein bundeseinheitlicher Kostenbeitrag, zumindest in der Höhe der Rezeptgebühr mit 6,50 Euro vereinbart werden. Alle Personengruppen, welche von der Rezeptgebühr befreit sind, sollen auch von den Kosten bei den Tests befreit sein.

Eine dritte Forderung ist eine weitere Bevorzugung der Geimpften beim Contact Tracing. Derzeit werden diese, wenn sie Kontaktperson ersten Grades sind, als Kontaktperson zweiten Grades eingestuft. Gefordert wird, dass es für Geimpfte nur die Empfehlung der Kontakteinschränkung gibt, jedoch keine behördliche Absonderung oder Verkehrsbeschränkung mehr. "Eine dahin gehende Bevorzugung von Geimpften kann nur bundeseinheitlich geregelt werden. Es hat keinen Sinn, wenn in Pinggau in der Oststeiermark die eine Regelung herrscht und gleich nebenan in Mönichkirchen in Niederösterreich eine andere", sagte Schützenhöfer.

Man brauche auch Klarheit über den Rahmen beim dritten Stich - welche Gruppen, wann, welcher Impfstoff, forderte Schützenhöfer.

Auch aus Vorarlberg kamen ähnliche Töne. Dort hält man es für richtig, dass "Geimpfte gewisse Vorteile haben sollten", hieß es auf APA-Anfrage. Als Beispiel wurde etwa die Handhabung als Kontaktperson genannt. In Bezug auf mögliche Verschärfungen für Ungeimpfte wünscht sich das Land allerdings eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise, ein Fleckerlteppich an Maßnahmen gelte es zu vermeiden.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Land Steiermark hat am Montag nach einem Gespräch mit Ärzte- und Spitalsvertretern eine Fünf-Punkte-Forderung an die Bundesregierung gestellt.
  • Nun stehe man bei 61 Prozent der Gesamtbevölkerung der Steiermark bzw. rund 69 Prozent der Impffähigen.
  • Eine dritte Forderung ist eine weitere Bevorzugung der Geimpften beim Contact Tracing.
  • Derzeit werden diese, wenn sie Kontaktperson ersten Grades sind, als Kontaktperson zweiten Grades eingestuft.