Spitzenverhandler greifen in Koalitionsgespräche ein
NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger "wunderte" sich ihrerseits über den Schlagabtausch zwischen ÖVP und SPÖ in den vergangenen Tagen, insbesondere seitens der Sozialdemokraten: "Die Zeit sich was auszurichten sollte vorbei sein."
Mäßig begeistert zeigte sie sich weiter von Steuererhöhungen, wie sie zuletzt auch VP-Chef Karl Nehammer nicht mehr ausgeschlossen hatte. Grundsätzlich sei es nun der Job der Verhandler, in der jetzigen Situation zu sagen, wo Staat und Politik Effizienzen heben und sparsamer mit Steuergeldern umgehen können: "Das ist der allererste Schritt, bevor man nachdenkt, wie man Bürger belastet."
Fiskalratspräsident Christoph Badelt, der als Experte an dem Treffen im Bundeskanzleramt teilnahm, betonte hingegen vor Beginn der Sitzung, dass Steuererhöhungen und Reformen angesichts des großen Budgetlochs unumgänglich seien: "Das Konsolidierungsvolumen ist so groß, dass es sowohl ausgaben- als auch einnahmenseitige Maßnahmen brauchen wird." Seinen Angaben zufolge kann man die Budgetzahlen noch nicht letztgültig sagen: "Vollkommene Sicherheit gibt es noch nicht."
Ähnlich äußerte sich Wifo-Chef Gabriel Felbermayr nach dem Termin am Abend. "Wir brauchen einen Abbau des Defizits, das wird man von beiden Seiten angehen müssen einnahmen- und ausgabenseitig", langfristig seien aber vor allem Ausgabenelemente die wichtigen, so Felbermayr. Die wesentlichen Zahlen würden auf dem Tisch liegen, sagte er auf eine entsprechende Frage.
Der NEOS-Abgeordnete Sepp Schellhorn sprach nach dem Treffen von einem "guten Termin, es geht weiter". Nun werde in einem straffen Zeitplan weiter verhandelt. Die drei Parteichefs Karl Nehammer (ÖVP), Babler und Meinl-Reisinger berieten nach dem Ende des Runden Tisch am Mittwochabend im Bundeskanzleramt weiter über den aktuellen Stand der Koalitionsverhandlungen. Medienstatements waren im Anschluss keine geplant.
Die Chefs der Verhandlungsteams von ÖVP, SPÖ und NEOS wollen die Budgetzahlen möglichst außer Streit stellen. In Sachen Konsolidierungsbedarf waren zuletzt Zahlen zwischen 15 und 23 Milliarden Euro durch die Gegend geschwirrt. Die ÖVP hatte zuletzt argumentiert, man solle noch aktualisierte EU-Zahlen einbeziehen, die laut Parteichef Nehammer aber erst Mitte des Monats vorliegen werden.
Besser dürften die Aussichten nicht wirklich werden, zeigten am Mittwoch doch auch die neuesten Wirtschaftsdaten ein überraschend negatives Bild. Das BIP-Minus von 0,6 Prozent im dritten Quartal ist deutlich höher als die vom Wifo prognostizierten 0,1 Prozent, die auch Basis für die Defizitprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts waren. Damit ist davon auszugehen, dass die kurz vor Weihnachten erwartete nächste Prognose noch schlechter ausfällt als die zuletzt genannten 3,7 Prozent für heuer und 4,0 für 2025.
Zusammenfassung
- Die Vorsitzenden von ÖVP, SPÖ und NEOS trafen sich zu einem 'Runden Tisch', um Konjunkturfragen zu besprechen, und planen ein weiteres Treffen, um die Budgetzahlen zu klären.
- Fiskalratspräsident Christoph Badelt hält Steuererhöhungen für unumgänglich, während NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger diese kritisch sieht und Effizienzsteigerungen fordert.
- Das BIP verzeichnete im dritten Quartal einen Rückgang von 0,6%, was die wirtschaftliche Lage verschärft und die Defizitprognose von 3,7% für 2024 und 4,0% für 2025 beeinflussen könnte.