APA/ROLAND SCHLAGER

Spitzenkandidaten bei Wien-Wahl heuer allesamt neu

Bei der Wien-Wahl am 11. Oktober werden sämtliche Spitzenkandidaten der Rathausparteien erstmals in dieser Funktion ins Rennen gehen. Der Urnengang gilt somit auch als ein Votum über die diversen neuen Parteichefinnen und -chefs. Wobei die Listen noch gar nicht alle offiziell beschlossen wurden.

Bei der Wien-Wahl am 11. Oktober werden sämtliche Spitzenkandidaten der Rathausparteien erstmals in dieser Funktion ins Rennen gehen. Der Urnengang gilt somit auch als ein Votum über die diversen neuen Parteichefinnen und -chefs. Wobei die Listen noch gar nicht alle offiziell beschlossen wurden.

Doch auch wenn so mancher formale Beschluss noch aussteht, wird es auf den ersten Plätzen wohl keine Überraschungen mehr geben. Die Koalitionsparteien haben ihre Wahlvorschläge - zumindest die Landeslisten - schon fixiert. Spitzenkandidat der SPÖ ist naturgemäß Parteivorsitzender und Bürgermeister Michael Ludwig. Er hat 2018 die Nachfolge von Michael Häupl angetreten und hat sich nun vorgenommen, die 39,6 Prozent vom letzten Mal zumindest wieder zu erreichen.

Die Spitzenkandidatin der Wiener Grünen, Verkehrsstadträtin Birgit Hebein, wurde bereits im Februar zur Spitzenkandidatin gekürt. Die Nachfolgerin von Maria Vassilakou ist - anders als ihre Amtsvorgängerin - auch Parteichefin. Diese Funktion gab es in der Wiener Partei vorher nicht. Die Grünen kamen 2015 auf 11,8 Prozent, gehofft wird nun auf deutliche Zuwächse.

Die rot-grüne Regierungszusammenarbeit in Wien verlief weitgehend ohne gröbere Reibereien, zuletzt war die Harmonie zwischen den beiden Koalitionspartner jedoch getrübt. Verkehrsvorhaben wie die mehr oder weniger autofreie Innenstadt sorgte hier für Dissonanzen - aber auch für Präsenz der beiden Personen an der Parteispitze.

Ein wenig unerwartet kam die Präsenz hingegen für den Chef der größten Oppositionspartei. Denn der nicht amtsführende Vizebürgermeister Dominik Nepp übernahm nach dem Ibiza-bedingten Rücktritt von Heinz-Christian Strache - der auch Wiener FPÖ-Obmann war - das Zepter. Die endgültige Kür auf einem Parteitag musste coronavirusbedingt verschoben werden und wird nicht mehr vor der Wahl erfolgen, wie es auf APA-Anfrage in der FPÖ hieß.

Die blaue Liste ist ebenfalls noch nicht beschlossen worden. Dies soll Anfang August erfolgen, teilte man mit. Dass Nepp Spitzenkandidat wird, davon ist aber auszugehen. Auch dass die Freiheitlichen ihr Ergebnis von 2015 nicht mehr erreichen werden, gilt als so gut wie sicher. Damals kamen sie auf 30,8 Prozent.

Die Liste der ÖVP wurde kürzlich finalisiert. Parteichef Gernot Blümel führt den türkisen Landeswahlvorschlag an. Er löste den glücklosen Obmann Manfred Juraczka nach der Wahl 2015 ab, bei der die ÖVP unter die Zehn-Prozent-Marke (konkret auf 9,2 Prozent) gerasselt war. Dass der derzeitige Finanzminister nach dem Urnengang ins Rathaus zurückkehrt, wo er bereits als nicht amtsführender Stadtrat aktiv war, wird von ihm zumindest nicht völlig ausgeschlossen.

Blümel hat sich zuletzt mit allzu harscher Kritik an Wien eher zurückgehalten. Andere ÖVP-Minister wie Karl Nehammer (Inneres) waren diesbezüglich deutlich aktiver. Insgesamt darf die Volkspartei zumindest laut aktuellen Umfragen auf deutliche Zugewinne hoffen.

Auch der Wiener NEOS-Chef Christoph Wiederkehr steht erstmals ganz oben auf der Liste. Die frühere Obfrau der Hauptstadt-Pinken, Beate Meinl-Reisinger, hat der Kommunalpolitik 2018 den Rücken gekehrt. Sie löste Matthias Strolz an der Bundesspitze ab und sitzt inzwischen im Nationalrat. Die NEOS schafften 2015 erstmals den Einzug ins Stadtparlament, wobei sie auf einen Stimmanteil von 6,7 Prozent kamen.

Schließlich gibt es noch eine Rathausfraktion, die erst seit relativ kurzer Zeit mit dabei ist - wobei sie prompt mit einem Spitzenkandidaten aufwarten kann, der 2015 bereits ein ebensolcher war. Allerdings stand Heinz-Christian Strache damals noch in Diensten der FPÖ. Sein Team HC Strache wurde Ende 2019 von drei abtrünnigen blauen Mandataren gegründet. Strache selbst sitzt nicht im Gemeinderat bzw. Landtag. Sein erklärtes Ziel ist, dies ab Herbst zu tun, also die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug zu überspringen.

Die Team-Liste wurde noch nicht fixiert, wobei kein Zweifel daran besteht, dass Strache als Listenerster ins Rennen geht. Vorerst muss die HC-Partei aber ohnehin noch Unterschriften sammeln, da sie 2015 nicht am Stimmzettel stand.

Für die Einreichung der Kandidatenlisten gibt es Fristen, die bereits feststehen: Am 14. August endet diese für die Kreis- und Bezirkswahlvorschläge, am 17. August für die Stadtwahlvorschläge ("Landeslisten").

ribbon Zusammenfassung
  • Bei der Wien-Wahl am 11. Oktober werden sämtliche Spitzenkandidaten der Rathausparteien erstmals in dieser Funktion ins Rennen gehen.
  • Der Urnengang gilt somit auch als ein Votum über die diversen neuen Parteichefinnen und -chefs.
  • Damals kamen sie auf 30,8 Prozent.
  • Insgesamt darf die Volkspartei zumindest laut aktuellen Umfragen auf deutliche Zugewinne hoffen.
  • Auch der Wiener NEOS-Chef Christoph Wiederkehr steht erstmals ganz oben auf der Liste.