Soros sieht künstliche Wolken als einzige Klima-Rettung
Der Grund dafür ist der aus dem Alltag bekannte Albedo-Effekt: Helle Flächen erwärmen sich weit weniger als dunkle. Entsprechend müsse etwa das grönländische Eis geschützt werden, weil dieses das Sonnenlicht reflektiert statt es zu absorbieren, so Soros. Ermöglicht werden soll dies durch eine künstliche Schaffung des Albedo-Effekts in der Atmosphäre. Der US-Milliardär berief sich in seiner Rede an der TU München auf ein Konzept des britischen Chemikers David King. Dieser hatte vorgeschlagen, weiße Wolken durch das Ausbringen von Meerwasser-Sprühnebel in die Atmosphäre zu schaffen. Der logistische Aufwand dafür wäre freilich enorm. Berichten zufolge sind dafür hunderte Schiffe erforderlich. Soros selbst sprach von einem "riesengroßen Investment".
Soros sieht einen solchen Eingriff aber als unausweichlich an, weil sich die Region über dem Polarkreis schon jetzt vier Mal schneller erwärme als die restliche Welt. Bei einer Fortsetzung der aktuellen Trends werde sich die globale Temperatur bis zum Jahr 2070 um 2,5 Grad erhöhen, was zum Schmelzen des arktischen Permafrostbodens "und einer Erhöhung des Meeresspiegels um sieben Meter" führen werde. Dies werde "unermesslichen Schaden" anrichten. Weil das arktische Klima jenes der ganzen Welt bestimme, müsse es dringend "restabilisiert" werden.
Mit seinem Vorschlag knüpft Soros an Überlegungen an, die Erderhitzung durch künstliche Abschirmung des Planeten zu verlangsamen. So berichtete der Direktor der Weltmeteorologieorganisation (WMO), Petteri Taalas, im Vorjahr im APA-Gespräch, dass Asche in die Stratosphäre ausgebracht werden könnte, damit weniger Sonnenlicht auf die Erde gelangt. Der Nachteil dieser Lösung wäre jedoch, dass es überall auf der Welt sauren Regen gäbe.
Soros warnte in seiner Rede weiter davor, dass der beschleunigte Klimawandel zu "Migration großen Ausmaßes" führen könnte, "auf die die Welt schlecht vorbereitet ist". In diesem Zusammenhang übte er auch Kritik an den globalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank, die den Klimawandel zu ihrer Priorität machen müssten. Passiere dies nicht, sei die globale Zivilisation massiv gefährdet, weil die steigenden Temperaturen "große Teile der Welt praktisch unbewohnbar machen werden".
Im russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine sieht Soros im Frühjahr "ein kleines Zeitfenster" für einen ukrainischen Gegenangriff, der das Schicksal der russischen Invasion in der Ukraine besiegeln könnte". USA, Großbritannien und die EU seien sich einig, "dass der Ukraine-Krieg nur beendet werden kann, indem er gewonnen wird". Soros schloss nicht aus, dass Kreml-Chef Wladimir Putin wie von der moldauischen Präsidentin Maia Sandu befürchtet rund um den ersten Jahrestag des Kriegsausbruchs einen Putsch in der früheren Sowjetrepublik versuchen könnte.
Den globalen Kampf zwischen demokratischen und autoritären Systemen sieht der Gründer der "Open Society Foundations" als noch nicht entschieden an. Den chinesischen Präsidenten Xi Jinping sieht er aufgrund seiner Coronapolitik als geschwächt an. Xi werde nicht auf Lebenszeit im Amt bleiben, und unter ihm werde China auch "nicht die dominierende militärische und politische Macht werden". Bei der US-Präsidentenwahl im kommenden Jahr erwartet Soros einen Erdrutschsieg der Demokraten von Präsident Joe Biden, und zwar aufgrund einer Spaltung der Republikaner. In den Vorwahlen der Oppositionspartei werde sich nämlich der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, als Kandidat durchsetzen. Ex-Präsident Donald Trump werde dies aber nicht akzeptieren und als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen.
Zusammenfassung
- Der Klimakollaps ist nach Einschätzung des US-Investors George Soros nur noch durch die Schaffung künstlicher weißer Wolken über der Arktis zu verhindern.
- Projekte zur Dämpfung und Anpassung an den Klimawandel seien "wichtig, aber nicht ausreichend", sagte Soros am Donnerstagabend in einer Rede am Vorabend der Sicherheitskonferenz in München.
- Ermöglicht werden soll dies durch eine künstliche Schaffung des Albedo-Effekts in der Atmosphäre.