Sobotka: Opposition führt "Vernichtungsfeldzug gegen die ÖVP"
"Jahrelang wurde die Message-Control der Regierung kritisiert. Jetzt gibt es diese Struktur nicht mehr. Die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind um ein Vielfaches schlechter geworden", meint Sobotka im Interview mit dem "profil". Er vermisst "Kommunikationsstrategien, auch in Bezug auf Menschen und Unternehmen, die Unterstützung bekommen".
U-Ausschuss als Tribunal
Den Verlauf des ÖVP-Untersuchungsausschusses bewertet Sobotka negativ: "Ich habe den Eindruck, dass es zunehmend eskaliert. Sogar der Verfahrensrichter im U-Ausschuss moniert, man könne leicht den Eindruck eines Tribunals gewinnen."
Obmanndebatte von "jemandem gesteuert"
Einen "Vernichtungsfeldzug gegen die ÖVP" sieht er jedoch nicht nur da - sondern auch in der Debatte über Bundeskanzler Nehammer im Sommer: "Niemand in der ÖVP hat auch nur im Ansatz Karl Nehammer infrage gestellt. Trotzdem wird im Sommer auf einmal eine Obmanndebatte losgetreten. Damit ist klar: Das steuert jemand", meint Sobotka - und machte "Spuren" aus, dass dies "klar aus dem Oppositionsbereich" gekommen sei: "Faktum ist: Es läuft ein politischer Angriff gegen die Volkspartei."
Art von Kurz' Ende "bedenklich"
Nach wie vor findet Sobotka es "bedenklich, unter welchen Bedingungen Kurz schlussendlich weichen musste": "Dass man eine Regierung mit bloßen Anzeigen allein fast stürzen kann, irritiert mich doch sehr. Ich hätte gern Beweise für ein belegbares Fehlverhalten am Tisch."
"Widerling Sobtoka"
Dass ihm selbst - im U-Ausschuss - Parteilichkeit vorgeworfen wird, kommentiert Sobotka trocken: "Mir wird alles vorgeworfen. Ich bin in meinen 40 Jahren in der Politik unzählige Male angezeigt worden. Nie ist etwas rausgekommen. Es ist ein klares Muster, es heißt: Der Kurz muss weg. Der Blümel muss weg. Die Köstinger muss weg. Dieser Widerling Sobotka sitzt noch immer da."
"Ich interveniere bis heute"
Kritik an seinen publik gewordenen politischen Interventionen wies Sobotka in dem Interview neuerlich zurück: "Ich interveniere bis heute - in dem Sinn, dass ich mich für Menschen einsetze, die an mich herantreten, das ist letzten Endes meine Aufgabe als gewählter Mandatar." Er selbst habe nie jemanden bevorzugt, weil dieser ÖVP-Mitglied sei.
In der Corona-Politik habe die Bundesregierung nun "einen Weg wie die Schweiz eingeschlagen", so Sobotka. Dies begrüße er sehr: "Nüchtern betrachtet hat die Schweiz bei gleichem Ergebnis weniger Geld für Corona-Hilfen verbraucht. Daraus müssen wir lernen."
Zusammenfassung
- Die medialen Spekulationen um die Zukunft von Parteiobmann Karl Nehammer etwa seien "klar aus dem Oppositionsbereich" gekommen.
- Die Regierung sei stabil, aber ihr Außenauftritt ist für Sobotka unbefriedigend.
- Die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind um ein Vielfaches schlechter geworden", meint Sobotka.