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So haben die Heimatorte der Spitzenkandidaten gewählt

Gibt es bei der Nationalratswahl einen Heimvorteil? Nicht unbedingt, zumindest wenn man sich die Ergebnisse vom Sonntag anschaut. So mancher Spitzenkandidat erlebte in seiner Heimatgemeinde eine böse Überraschung. Andere konnten in ihrer Nachbarschaft wiederum voll punkten. Ein Überblick.

Während FPÖ und NEOS ihr historisch stärkstes Ergebnis feierten, gab es bei ÖVP, SPÖ und Grünen weniger zu jubeln. Standen zumindest ihre Heimatorte hinter den Spitzenkandidaten der Parteien?

PULS 24 hat sich genauer angeschaut, wo FPÖ, ÖVP, SPÖ, GRÜNE und NEOS einen Heimsieg einfahren konnten und wo sich die Nachbarschaft gegen ihre Spitzenpolitiker gestellt hat. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann das auch in der folgenden interaktiven Grafik tun.

Herbert Kickl

Der FPÖ-Spitzenkandidat und große Wahlsieger Herbert Kickl kommt aus dem niederösterreichischen Purkersdorf. Fast 10.000 Menschen leben in der Gemeinde im Wienerwald, unmittelbar an der Grenze zur Bundeshauptstadt.

Anders als im österreichischen Gesamtergebnis sicherte sich dort nicht die FPÖ, sondern sie SPÖ mit 23,54 Prozent der Stimmen den ersten Platz. Kickl und seine blauen Parteikolleg:innen müssen sich im Heimatort des Spitzenkandidaten mit Platz 2 und 21,56 Prozent begnügen. 

Ein mögliches Trostpflaster: Mit 8,83 Prozent konnte die FPÖ in Purkersdorf die stärksten Zugewinne sichern, die SPÖ hatte lediglich ein Plus von 4,59 Prozent.

Das größte Minus in Kickls Heimatort hatte übrigens die ÖVP, die mit 8,9 Prozent Verlust und einem Ergebnis von 21,42 Prozent auf Platz 3 landete.

KicklAPA/HELMUT FOHRINGER

Herbert Kickl bei seiner Stimmabgabe in einem Seniorenheim in Purkersdorf.

Karl Nehammer

ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer hat seine Stimme im Wiener-Gemeindebezirk Hietzing abgegeben. Seinen vermeintlichen Heimvorteil konnte der derzeitige Kanzler dort voll nutzen: Mit 26,64 Prozent sicherte sich die ÖVP im 13. Bezirk Platz 1. Ein Wermutstropfen könnte allerdings sein, dass sie mit einem Minus von 7,43 Prozent auch die stärksten Verluste verkraften musste.

Die SPÖ landete in Hietzing mit 21,49 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von den NEOS mit 16,24 Prozent. 

Die FPÖ musste sich mit Platz 4 und 16,16 Prozent begnügen, hatte mit 6,81 Prozent allerdings auch die stärksten Zugewinne im 13. Bezirk.

NehammerAPA/ROLAND SCHLAGER

ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer mit seiner Frau Katharina bei der Stimmabgabe in Hietzing.

Andreas Babler

Der Spitzenkandidat der SPÖ, Andreas Babler, hat in Traiskirchen mutmaßlich gleich einen doppelten Heimvorteil. Schließlich ist er in der niederösterreichischen Gemeinde mit rund 19.000 Einwohner:innen auch noch Bürgermeister.

Das bedeutet allerdings auch doppelten Druck, im Heimatort stimmentechnisch abzuliefern - und das hat Babler geschafft. Mit 39,25 Prozent der Stimmen und einem Plus von 8,05 Prozent sicherte er sich und seiner Partei in Traiskirchen den ersten Platz.

Die FPÖ landete mit deutlichem Abstand und 27,82 Prozent der Stimmen auf Platz 2, konnte sich allerdings auch über ein Plus von satten 8,86 Prozent freuen. Die ÖVP fuhr mit einem Minus von 12,45 Prozent und insgesamt 16,92 Prozent der Stimmen den dritten Platz ein.

BablerAPA/HANS KLAUS TECHT

SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Babler und sein Lebensgefährtin Karin Blum am Wahlsonntag in Traiskirchen.

Beate Meinl-Reisinger

Die NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger hat im 9. Wiener-Gemeindebezirk gewählt. Einen Heimvorteil scheint es für sie im Alsergrund nicht gegeben zu haben: Die Pinken landeten mit 16,51 Prozent auf dem vierten Platz, konnte sich aber immerhin um 2,36 Prozent steigern.

Auf Platz 1 landete im 9. Bezirk die SPÖ mit 28,82 Prozent und einem Plus von 9,20 Prozent. Die Grünen verloren satte 13,58 Prozent, sicherten sich mit 18,50 Prozent aber noch immer Platz 2. An dritter Stelle rangiert im Alsergrund die ÖVP mit 17,35 Prozent.

Meinl-ReisingerAPA/GEORG HOCHMUTH

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger bei ihrer Stimmabgabe in Wien-Alsergrund.

Werner Kogler

Der Grüne Spitzenkandidat Werner Kogler hat zwar in Graz-Andritz gewählt, seine Heimatgemeine ist allerdings Sankt Johann in der Haide in der Oststeiermark. In dem beschaulichen Ort mit rund 2.300 Einwohner:innen konnten Kogler trotz vermeintlichem Heimvorteil nicht punkten und rangiert mit 6,71 Prozent auf dem vierten Platz. Die Verluste im Vergleich zur vergangenen Nationalratswahl hielten sich mit Minus 1,75 Prozent allerdings in Grenzen. 

Platz 1 ging mit satten 40,07 Prozent der Stimmen an die FPÖ, die 12,87 zulegen konnte. Die ÖVP kam mit 26,71 Prozent und einem Minus von 16,73 Prozent auf den zweiten Platz. Die SPÖ hielt in St. Johann in der Haide mit 16,36 Prozent den dritten Platz.

KoglerAPA/ERWIN SCHERIAU

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und sein Frau Sabine Jungwirth hat in Graz abgestimmt, eigentlich kommt der Grüne Spitzenkandidat aber aus Sankt Johann in der Haide in der Oststeiermark.

Video: Nationalratswahl 2024 - Wer könnte mit wem koalieren?

ribbon Zusammenfassung
  • Gibt es bei der Nationalratswahl einen Heimvorteil?
  • Nicht unbedingt, zumindest wenn man sich die Ergebnisse vom Sonntag anschaut.
  • So mancher Spitzenkandidat erlebte in seiner Heimatgemeinde eine böse Überraschung.
  • Andere konnten in ihrer Nachbarschaft wiederum voll punkten.
  • Ein Überblick.