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Selenskyj: Zögern bei Militärhilfe für Ukraine inakzeptabel

Nach dem Tod von Rettungskräften bei einem russischen Luftangriff in der ukrainischen Stadt Charkiw hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew das Zögern im Westen bei der Militärhilfe für das Land als völlig inakzeptabel kritisiert. "Ein neues Flugabwehrsystem könnte die Lage fundamental verändern", sagte er in seiner am Donnerstag verbreiteten allabendlichen Videobotschaft. Er sei jedem Land dankbar, das nach Möglichkeiten suche, der Ukraine zu helfen.

Zugleich sagte er: "Es ist völlig inakzeptabel, dass so viele Länder in der Welt noch immer darüber nachdenken, wie sie dem Terror entgegenwirken können, obwohl es nur ein paar politische Entscheidungen braucht."

Die Ukraine fordert für einen besseren Schutz ihrer Städte vor russischen Angriffen fast täglich noch mehr Flugabwehrsysteme etwa vom US-Typ Patriot. Im US-Kongress kommt seit mehreren Monaten ein Hilfspaket für die Ukraine in Milliardenhöhe nicht vom Fleck. Eine stärkere Luftverteidigung für Charkiw und die gleichnamige Region sowie das Gebiet Sumy und die südlichen Regionen sei eine "absolut dringende Notwendigkeit", sagte Selenskyj.

Der Präsident erinnerte daran, dass am Donnerstag bei einem russischen Drohnenangriff auf ein Wohngebiet ein Mensch gestorben sei; als die Rettungskräfte eintrafen, habe es einen zweiten Luftschlag gegeben. Drei Nothelfer starben. "Das ist eine widerliche russische Taktik", sagte Selenskyj, der im Sozialen Netzwerk X den Angehörigen der Opfer sein Beileid aussprach.

Die Diplomaten der Ukraine seien aufgerufen, im Ausland um Flugabwehrsysteme zu werben, sagte der Staatschef. In seiner Videoansprache sagte Selenskyj auch, dass sich die Lage am Boden stabilisiere. Es gelinge, die Besatzer an einem weiteren Vordringen zu hindern. "Angesichts des Mangels an Munition und der erheblichen Verlangsamung der Lieferungen sind diese Ergebnisse wirklich gut."

Selenskyj sagte zudem, dass die Ukraine bei der Produktion von Drohnen und Mitteln der elektronischen Kriegsführung stärker werde. Gearbeitet werde auch an einem Raketenprogramm, um die Militärhandlungen der Streitkräfte in diesem Bereich zu stärken. Das Land verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Im Ukraine-Krieg ist es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Angriffen auf Gesundheitshelfer in Krankenwagen und bei anderen Gesundheitstransporten gekommen. "Viele Notfallteams geraten entweder auf dem Weg zu einem Einsatz oder an ihren Stützpunkten unter Beschuss", wurde Halyna Saldan, Leiterin des Zentrums für medizinische Notfallversorgung und Katastrophenmedizin der Regionalverwaltung des Gebiets Cherson, am Donnerstag zitiert. Damit hätten diese Helfer ein signifikant höheres Risiko verletzt oder getötet zu werden als anderes Gesundheitspersonal.

Laut WHO wurden im ersten Quartal 68 Angriffe auf Einrichtungen des Gesundheitswesens gezählt, davon hätten zwölf Attacken den Rettungsdiensten gegolten. Es seien vier Helfer verletzt und zwei getötet worden. "Das ist ein erschreckendes Muster", sagte Emanuele Bruni, WHO-Vorfallmanager in der Ukraine. In den Monaten Jänner und März habe es fast einen Angriff pro Tag gegeben, meist unter Einsatz schwerer Waffen.

ribbon Zusammenfassung
  • Ukraines Präsident Selenskyj verurteilt das Zögern westlicher Länder bei der Lieferung von Militärhilfe, insbesondere von Flugabwehrsystemen, als inakzeptabel.
  • Nach tödlichen Angriffen auf Rettungskräfte in Charkiw fordert er dringend verstärkte Luftverteidigung für ukrainische Städte.
  • Die WHO zählt im Ukraine-Krieg fast täglich Angriffe auf Gesundheitshelfer, mit 68 Vorfällen im ersten Quartal, darunter 12 auf Rettungsdienste.