Selenskyj-Berater über Raketen in Polen: "So unvoreingenommen wie möglich" untersuchen
In Polen laufen nach der Explosion von Raketen Untersuchungen. Der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenksyj schloss aus, dass die Raketen ukrainischen Ursprungs sind. Er widerspricht damit Polen, der NATO und den USA.
"Erfreulicherweise haben die polnischen Behörden heute unsere Spezialisten und Militärexperten zugelassen", sagt dazu Ivor Zhovkva im PULS 24 Interview. Kurz nach dem Interview ruderte Polens Präsident Andrzej Duda zum Teil zurück. Die Ukrainer bekämen sehr wohl Zugang zu den Ermittlungen, allerdings, um sie sich "anzuschauen".
In der Ukraine wolle man auf jeden Fall noch so lang warten, um die Vorkommnisse zu beurteilen. "Lassen Sie uns vorab nicht spekulieren. Lassen Sie uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Lassen Sie uns die Ermittlungen abschließen, die derzeit in Polen durchgeführt werden". Die ukrainischen Experten würden "so unvoreingenommen wie möglich" sein.
Beweise für Kriegsverbrechen
Zhovkva zeigt sich im Interview stolz darüber, dass die Ukraine Cherson zurückerobern konnte und kündigt an: "Wir werden bereit sein, jeden einzelnen Zentimeter des ukrainischen Territoriums zu befreien". Er fordert dafür aber weitere Unterstützung durch "die westliche Gemeinschaft". Allerdings habe man in Cherson "Beweise" für Kriegsverbrechen gefunden - etwa Folterspuren an Leichen.
"Wir werden die Beweise für diese Gräueltaten mit der Unterstützung unserer Partner vom internationalen Strafgerichtshof und von den einzelnen Mitgliedern der Europäischen Union sammeln und nach Mechanismen suchen, um die Schuldigen vor Gericht zu bringen", kündigt Zhovkva an. Es solle einen internationalen Ad-hoc-Strafgerichtshof geben.
Unterstützung brauche die Ukraine auch dabei, die Energieversorgung aufrecht zu erhalten. 40 Prozent der Infrastruktur sei durch russische Bomben beschädigt worden - und jetzt komme der Winter.
MH17-Urteil "unparteiisch und fair"
Das Urteil im Fall des Flugs MH17, bei dem am Donnerstag pro-russische Separatisten verurteilt worden sind, sei unparteiisch und fair, so Ihor Zhovkva. Die Ukraine begrüße die Entscheidung des Gerichtshofs. "Schon im Jahr 2014 hatten wir keine Zweifel daran, wer verantwortlich ist und wer die Schuld trägt", so der außenpolitische Berater des ukrainischen Präsidenten.
"Natürlich ist es sehr wichtig, die Verantwortlichen für diese Gräueltat vor Gericht zu bringen." Die Entscheidung sei aber nicht nur aus juristischer Sicht wichtig. "Sie sollte einen wichtigen Präzedenzfall für andere Entscheidungen des internationalen Rechtssystems schaffen."
Vielleicht hätte das nicht jeder verstanden, so Zhovkva, dass der Krieg gegen die Ukraine nicht erst 2022, sondern bereits 2014 mit der illegalen Annexion der Krim und eines Teils des Donbass' begonnen habe. "Es ist wichtig, diese sehr wichtige Entscheidung als Präzedenzfall zu nutzen, um alle Verantwortlichen, nicht nur die Führungsebene des Aggressors, sondern alle, die für die Gräueltaten verantwortlich sind, vor Gericht zu bringen."
Zur englischen Version der Interviews:
Zusammenfassung
- Im Newsroom LIVE am Donnerstag spricht Ihor Zhovkva, der außenpolitische Berater von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj, über die Verurteilung nach dem Abschuss des Flugs MH17 und die Raketen, die in Polen zwei Menschen töteten.