Schwere Kämpfe im Ostkongo - Panik in Millionenstadt Goma
Bei den Gefechten in der Nähe von Goma wurden neun südafrikanische Friedenssoldaten getötet, darunter zwei Angehörige der UNO-Friedensmission MONUSCO, wie das südafrikanische Militär mitteilte. Die UNO hatte zuvor von neun verletzten Blauhelmen gesprochen. Der UNO-Sicherheitsrat in New York hat für Montag ein Treffen zur Lage anberaumt.
Die Europäische Union, die Afrikanische Union und die UNO haben die Rebellen und ihre Unterstützer zum sofortigen Ende der Gewalt aufgefordert. "Die EU verurteilt die militärische Präsenz Ruandas in der Demokratischen Republik Kongo aufs Schärfste. Diese Unterstützung für die Offensive der M23 durch die ruandesischen Streitkräfte ist eine klare Verletzung des Völkerrechts, der UNO-Charta und der territorialen Integrität der DRK", teilte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mit.
Sowohl die kongolesische Regierung in Kinshasa als auch UNO-Experten werfen Ruanda vor, die Rebellengruppe M23 unter anderem mit Waffen zu unterstützen. Nach einem Expertenbericht befinden sich mehr als 1.000 ruandesische Soldaten in der Region. Ruanda bestreitet dies. Den Rebellen werden Morde und massenhafte Vergewaltigungen vorgeworfen.
Rebellen kontrollieren Abbau des Elektronik-Rohstoffs Coltan
Der Ostkongo verfügt über reiche Rohstoffvorkommen. Besonders wertvoll ist das Metall Coltan. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Laptops, Smartphones oder den Batterien von Elektroautos. Die Demokratische Republik Kongo ist weltweit einer der wichtigsten Coltanproduzenten. Die M23 kontrolliert in den von der Miliz eroberten Gebieten den Abbau des Coltan.
Die Rebellengruppe, die jahrelang vor allem in der Provinz Nord-Kivu aktiv war, hat ihre Aktivitäten ausgeweitet und kämpft nun auch in der Nachbarprovinz Süd-Kivu, aus der im vergangenen Jahr die UNO-Friedenstruppen abgezogen wurden.
Konflikt eskaliert seit wenigen Tagen dramatisch
In den vergangenen Tagen eroberten die Milizen den strategisch wichtigen Ort Minova und brachten dann Sake kurzzeitig unter ihre Kontrolle, bevor sie von kongolesischen Soldaten teils zurückgedrängt wurden.
Von Stellungen auf den umliegenden Hügeln schießen die Rebellen mit schwerer Artillerie. UNO-Angaben zufolge patrouillieren Blauhelmsoldaten mit der kongolesischen Armee und unterstützen die Sicherung der Zivilbevölkerung, die ins Kreuzfeuer gerät. Zahlen zu Toten und Verletzen lagen zunächst nicht vor.
Der Konflikt hat nach Angaben der Vereinten Nationen allein in den letzten drei Wochen zur Vertreibung von über 400.000 Menschen in der Region geführt. Den Vertriebenen fehlt Essen, Wasser und medizinische Versorgung. Viele Menschen fliehen aus Angst vor einer Eroberung Gomas über die Grenze ins benachbarte Ruanda.
Zusammenfassung
- Die M23-Rebellen, unterstützt von Ruanda, belagern die Stadt Goma im Ostkongo, wo rund drei Millionen Menschen leben. Schwere Kämpfe in der Nähe führten zum Tod von neun südafrikanischen Friedenssoldaten.
- Der Konflikt hat in den letzten drei Wochen zur Vertreibung von über 400.000 Menschen geführt. Viele fliehen aus Angst vor einer Eroberung Gomas nach Ruanda.
- Die EU und Afrikanische Union fordern ein Ende der Gewalt und verurteilen Ruandas Unterstützung der M23 als Verletzung des Völkerrechts.