Scholz verspricht Entlastungen - und wird niedergebrüllt
Der SPD-Politiker zog seinen Auftritt am Mittwochabend in Neuruppin trotzdem durch, obwohl er angesichts von Pfeifkonzerten und Sprechchören kaum zu verstehen war. Scholz bekräftigte die Ankündigung, in den nächsten Tagen ein weiteres Paket zur Entlastung der Bürger gegen Inflation und hohe Energiekosten vorzustellen.
Mäßiger Zulauf zu Protesten
In den vergangenen Tagen war über die Möglichkeit von Massenprotesten im Herbst gegen die Regierungspolitik spekuliert worden. Unter anderem die Linke will Demonstranten organisieren. Auch die Rechte mobilisiert. In Neuruppin hatte sowohl die Linke als auch die AfD zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Von Massen konnte dort aber keine Rede sein - schätzungsweise kamen etwa 300 Protestierende an den Rand des abgesperrten Veranstaltungsgeländes auf dem Schulplatz der Stadt. Die meisten schienen AfD-Anhänger zu sein. Sie riefen "Volksverräter", "Lügner" und "Hau ab".
Die Polizei nannte zunächst keine Teilnehmerzahl. Nach Angaben einer Polizeisprecherin gab es eine Anzeige wegen Widerstands, weil eine Person den abgesperrten Bereich nicht verlassen wollte. Personalien seien festgestellt worden. Verstöße gegen das Versammlungsgesetz würden geprüft.
Weitere Entlastungen angekündigt
Scholz redete über eine Lautsprecheranlage gegen den Lärm an. Dabei versprach er erneut ein neues Entlastungspaket. Die bisherigen Beschlüsse der Ampel-Koalition brächten den Bürgern 30 Milliarden Euro, und noch nicht alles davon sei angekommen, sagte der SPD-Politiker. Klar sei aber: "Da muss noch mehr passieren." Darüber werde die Regierung "in den nächsten Tagen" entscheiden.
Auf die Frage eines Sechstklässlers sagte Scholz zu, dass trotz Gasmangels der Schulbetrieb im Winter einschließlich Aktivitäten in Turnhallen gesichert würden. "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir das hinkriegen." Die ab Oktober geltende Gasumlage verteidigte der Kanzler.
Sorge um AKW Saporischschja
Auch das Handeln der Regierung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine rechtfertigte Scholz. Er äußerte zudem "ernsthafte Sorge" über die Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja. Die Bundesregierung werde weiter darauf hinwirken, eine dramatische Situation vor Ort abzuwenden, sagte der SPD-Politiker. Es sei "eine ganz, ganz gefährliche Entwicklung, die da stattfinden kann". Das größte Atomkraftwerk Europas ist von russischen Truppen besetzt und wurde in den vergangenen Tagen mehrfach beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Zusammenfassung
- Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz ist bei einer Veranstaltung mit Bürgern im ostdeutschen Bundesland Brandenburg auf lautstarke Demonstranten gestoßen.
- Scholz bekräftigte die Ankündigung, in den nächsten Tagen ein weiteres Paket zur Entlastung der Bürger gegen Inflation und hohe Energiekosten vorzustellen.
- Dabei versprach er erneut ein neues Entlastungspaket.
- Die ab Oktober geltende Gasumlage verteidigte der Kanzler.