Russlands Top-General auf Truppen-Besuch
Das ukrainische Militär habe auf motorisierte Infanterieschützen aus Transbaikalien, einer sibirischen Region östlich des Baikalsees, geschossen, als diese auf ihren Kommandanten gewartet hätten, berichtete der russische Dienst der BBC in der Nacht auf Mittwoch. Nach Einschätzung der Redaktion unter Berufung auf vorliegendes Bild- und Videomaterial gab es dabei mindestens 60 Tote. Aus Moskau gab es zunächst keine Informationen zu dem Vorfall. Russische Militärblogger indes bestätigten den Angriff.
Demnach hat sich der Vorfall am Dienstag zu Mittag in der Nähe des Dorfes Trudiwske im Gebiet Wolnowacha ereignet. Die russischen Truppen hatten das Gebiet bereits kurz nach Ausbruch des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs erobert. Bis zur aktuellen Frontlinie sind es rund 20 Kilometer. Nun sollen dort zwei Raketen eines US-Mehrfachraketenwerfers vom Typ HIMARS eingeschlagen sein. "Die Kommandanten haben uns auf freiem Feld aufgebaut", zitiert die BBC einen der Überlebenden.
Der Treffer wurde auch vom einflussreichen Telegramkanal Rybar bestätigt, der dem russischen Verteidigungsministerium nahesteht. Der Kanal beklagte dabei neben der Fahrlässigkeit der befehlshabenden Offiziere auch die Veröffentlichung der Bilder durch die Überlebenden: Der Feind habe dadurch Propagandamaterial gewonnen.
Die Ukraine meldete indes, dass sie in der Nacht mit 19 Drohnen und sechs Raketen angegriffen worden sei. Die Luftabwehr habe 13 Drohnen und eine Rakete zerstört. Einige der nicht abgefangenen Drohnen hätten ihre Ziele nicht erreichen können. Details dazu wurden nicht genannt.
Immer wieder werden Fälle publik, bei denen es der Ukraine gelingt, der russischen Armee aufgrund deren Fahrlässigkeit hohe Verluste zuzufügen. Allerdings sind die ukrainischen Verteidiger den Angreifern auch wegen der stockenden westlichen Militärhilfe bei der Feuerkraft und der Personalstärke deutlich unterlegen und daher seit geraumer Zeit in der Defensive.
Die russischen Truppen verstärken nach britischen Angaben ihre Angriffe nahe dem Dorf Robotyne in der Südukraine. Zwar hätten die russische 58. Armee und Luftlandekräfte in der Gegend bei der ukrainischen Gegenoffensive im Vorjahr schwere Verluste erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch in London mit. Allerdings hätten das langsamere Einsatztempo sowie starke Rekrutierungsbemühungen es den russischen Streitkräften an dieser Front wahrscheinlich ermöglicht, sich zu sammeln und zu stärken, hieß es unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
Robotyne im Gebiet Saporischschja war im Sommer 2023 von ukrainischen Einheiten befreit worden. Das Dorf, in dem ursprünglich einige Hundert Menschen lebten, war aber weiter in der Nähe der Front. Auch an anderen Frontabschnitten hätten russische Truppen zuletzt ihre Angriffe verstärkt, hieß es in London weiter. Ziel sei vermutlich, die ukrainischen Truppen auseinanderzuziehen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Zusammenfassung
- Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow hat Truppen in der Ukraine besucht und Soldaten für die Einnahme von Awdijiwka ausgezeichnet.
- Im Zuge seines Besuchs wurden die weiteren Schritte im Krieg gegen die Ukraine diskutiert.
- Die Ukraine wurde in der Nacht von 19 Drohnen und sechs Raketen angegriffen, wovon die Luftabwehr 13 Drohnen und eine Rakete zerstörte.