Russland nahm wichtige ukrainische Stadt Torezk ein
Felix Dserschinski (Feliks Dzierzynski) war der erste Chef des sowjetischen Geheimdienstes. Torezk liegt im Gebiet Donezk und hatte vor dem Krieg über 30.000 Einwohner. Nur wenige Dutzend sollen in den Ruinen ausgeharrt haben.
Kiew bestätigte den Verlust zunächst nicht. Im Morgenbericht des Generalstabs war lediglich von gut einem Dutzend russischer Attacken im Raum Torezk die Rede. Ukrainische Militärbeobachter hatten allerdings bereits seit längerem nur noch den Stadtrand als umkämpft gekennzeichnet und gingen von einem baldigen Fall der Stadt aus. Zuvor meldete die staatliche Nachrichtenagentur TASS, dass auch das Dorf Druschba in der Region Donezk unter russische Kontrolle gebracht worden sei.
Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti wird die Einnahme von Torezk auch die Versorgung in Richtung der Stadt Tschassiw Jar erschweren und den Vormarsch der ukrainischen Soldaten zwischen den Städten Pokrowsk, Slowjansk und Kramatorsk erschweren. Auch Tschassiw Jar und Pokrowsk sind vom Vorrücken der russischen Armee bedroht.
Bei einem Bombenangriff auf die Region Sumy wurden unterdessen laut Behörden drei Menschen getötet. Ihre Leichen seien im Grenzort Myropillja aus den Trümmern eines zweistöckigen Wohngebäudes geborgen worden. Wegen des Angriffs mit drei Lenkbomben sei eine Untersuchung wegen Kriegsverbrechen eingeleitet worden, teilte der ukrainische Generalstaatsanwalt am Freitag in Onlinemedien mit. Durch den Angriff wurde ein tiefes Loch in das Gebäude gerissen, wie offizielle Bilder zeigten.
Das ukrainische Militär zerstörte in der Nacht 81 von 112 russischen Drohnen. Wegen durch Drohnen entstandenen Schäden musste in mehreren Regionen dennoch notfallmäßig der Strom abgeschaltet werden. Das teilte der staatliche Energieversorger Ukrenerho mit. Strom fehle im Osten des Landes, etwa im Gebiet Charkiw und im Zentrum, etwa in Poltawa und Kirowohrad. Vorrangig sollten gewerbliche Verbraucher abgeschaltet werden, weniger die privaten Haushalte. Angaben zum Ort oder dem Ausmaß der Schäden wurden nicht gemacht.
IAEA-Direktor: "Mehr Angriffe rund um AKW Saporischschja"
Der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, zeigte sich unterdessen besorgt über zunehmende Angriffe rund um das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. "Die Sicherheitslage bleibt weiter sehr schwierig. Mehr noch, wir registrieren, dass die Zahl der Attacken steigt", sagte Grossi nach einem Treffen mit dem Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete.
Grossi wollte keine Angaben dazu machen, wer für die Angriffe auf die Anlage verantwortlich ist. Dort stationierte Atombeobachter könnten das anhand der Drohnentrümmer nicht erkennen. Das AKW Saporischschja wurde kurz nach Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt. Mehrere Rückeroberungsversuche Kiews scheiterten. Die Ukraine und Russland machen sich immer wieder gegenseitig für den Beschuss der Anlage verantwortlich.
Die Ukraine fing am Freitag eigenen Angaben zufolge erfolgreich eine russische Gleitbombe im Gebiet Saporischschja ab. Konkretere Angaben zur eingesetzten Waffe machte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, allerdings nicht. Militärblogger hatten zuvor über den Einsatz einer experimentellen Waffe spekuliert. Insgesamt sei ein "komplexer Ansatz" aus bodengestützter Flugabwehr und in der Luft befindlichen Mitteln notwendig, um die mit Gleitbomben bewaffneten russischen Kampfflugzeuge fernzuhalten, sagte Ihnat der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Es sei dabei schon mehrfach gelungen, diese gefährlichen Bomben rechtzeitig abzufangen.
Zusammenfassung
- Die russische Armee hat die Stadt Torezk in der Ostukraine nach über vier Monaten schwerer Kämpfe eingenommen, was die Ukraine in ihrer Versorgung behindern könnte.
- In der Region Sumy wurden bei einem Bombenangriff drei Menschen getötet, und das ukrainische Militär zerstörte 81 von 112 russischen Drohnen.
- IAEA-Direktor Rafael Grossi zeigte sich besorgt über zunehmende Angriffe rund um das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja.