AFP

Zahl der Toten steigt: Angriff auf Kinderspital in Ukraine "entsetzlich"

Nach einem massiven russischen Raketenangriff auf mehrere ukrainische Städte sind mehr als 30 Menschen getötet worden. Rund 82 seien verletzt. In Kiew wurde auch ein Kinderkrankenhaus getroffen und evakuiert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der gerade in Polen ist, sagte, Russland habe die Ukraine "massiv angegriffen". Der Angriff auf Kiew sei einer der schwersten in den zwei Jahren des Krieges gewesen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko der Nachrichtenagentur Reuters.

Allein in Kiew wurden den Behörden zufolge 17 Menschen getötet. 41 Menschen wurden verwundet, teilte die Militärverwaltung der Stadt auf Telegram mit. Aus den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und gut 60 Verletzte gemeldet.

Fassungslosigkeit löste in Kiew der Treffer auf ein großes Kinderkrankenhaus aus. Über der Hauptstadt waren Rauchschwaden zu sehen, während Videos in den sozialen Medien die Zerstörung innerhalb und außerhalb des Kinderkrankenhauses zeigten.

Zerstörte Krankenzimmer, Blutspuren am Boden 

Selenskyj veröffentlichte im sozialen Netzwerk X ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigte. Selenskyj sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. "Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen - Ärzte und andere Leute", schrieb er.

Klitschko sprach von 16 Verletzten in dem Krankenhaus, darunter sieben Kindern. Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko zufolge wurden in dem Kinderkrankenhaus Abteilungen für Dialyse, Krebsbehandlung, Operationssäle und die Intensivstation beschädigt. Hunderte Anrainer halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen.

Dass ausgerechnet ein Kinderkrankenhaus angriffen wurde, bezeichnete das österreichische Außenministerium als "mehr als widerwärtig!" Das Krankenhaus Okhmatdyt habe von der österreichischen Hilfe profitiert. "Wir werden unsere Unterstützung fortsetzen und #StandWithUkraine", betonte das Ministerium auf X.

"Absolut entsetzlich" 

Ähnlich äußerte sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne): Die heutige Serie schwerer Raketenangriffe auf die Ukraine zeige einmal mehr, dass es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht um Frieden gehe. "Auch eine Kinderklinik wurde getroffen. Das ist ein widerwärtiger Schlag des Aggressors Putin. Österreich steht ungebrochen an der Seite der Ukraine."

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterstrich die fortgesetzte Unterstützung Österreichs für die Ukraine. "Heute erleben wir erneut, wie Putins Russland zivile Infrastruktur in Kiew angreift, darunter das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine." Das sei nicht nur nach humanitärem Recht verboten, "sondern absolut entsetzlich", so Van der Bellen auf X. "Dieser Horror, der den Menschen in der Ukraine zugefügt wird, muss aufhören."

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verurteilte den russischen Angriff auf ein Kinderkrankenhaus als "grausam und auf das Schärfste". "Er ist einer von vielen Belegen dafür, wie die Russische Föderation das Völkerrecht missachtet. Österreich wird die humanitäre Hilfe für die Ukraine selbstverständlich fortsetzen!", schrieb Nehammer auf X.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bot auf X an, die Versorgung für die Überlebenden mit Unterstützung Österreichs sicherzustellen. "Nach der Bombardierung sind sogar krebskranke Kinder ohne Behandlung. Auch Neugeborene werden auf der Straße versorgt", schrieb er.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Raketenangriffe, die angeblich Rüstungsfabriken und Militärflugplätzen der Ukraine galten. Die Erschütterung der Ukrainer über den Angriff tat das Moskauer Militär als "Hysterie des Kiewer Regimes" ab, wie sie sich immer wieder vor Zusammenkünften der NATO zeige. Ukrainischen Berichten zufolge wurde noch ein zweites Krankenhaus in der Hauptstadt auf der anderen Seite des Dnipro beschädigt.

Mehrere Raketenangriffe 

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionenstadt ab. 

Galerie: Angriff auf ukrainisches Kinderspital 

In der Großstadt seien mehrere Einschläge gemeldet worden, berichtete Bürgermeister Olexandr Wilkul. Es gebe unter anderem Schäden am Verwaltungsgebäude eines Industrieunternehmens. Der private Stromversorger DTEK berichtete von Schäden an drei Trafostationen in der Hauptstadt.

Auch im Osten des Landes gab es russische Raketenangriffe. Mindestens drei Menschen seien in der Stadt Pokrowsk getötet worden. Eine Rakete habe ein nicht näher bezeichnetes Gebäude getroffen, erklärte der Gouverneur der Region Donezk auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Örtliche Medien berichten auch von Explosionen in Dnipro und Kropywnyzkyj in der Zentralukraine.

Bei der Explosion einer Mine in der ostukrainischen Region Charkiw wurden nach Angaben des örtlichen Gouverneurs fünf Zivilisten getötet. Ihr Auto sei auf einer unbefestigten Straße in einem Wald über die Mine gefahren, erklärte Oleh Synjegubow am Montag in Onlinediensten. Bei den Opfern handle es sich um einen Mann, zwei Frauen, einen fünfjährigen Buben sowie ein drei Monate altes Baby.

Video: Ukraine Nothilfe - Ein Leben in Sicherheit

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einem massiven russischen Raketenangriff auf mehrere ukrainische Städte sind mehr als 30 Menschen getötet worden. Rund 82 seien verletzt.
  • In Kiew wurde auch ein Kinderkrankenhaus getroffen und evakuiert.