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Nawalny-Tod: Russland will keine "unabhängige Untersuchung"

Nach dem Tod von Kremlkritiker Alexej Nawalny in einem russischen Straflager wurden die Rufe nach einer unabhängigen Untersuchung laut. Dazu gab es von einem russischen Diplomaten eine klare Absage - das sei eine "grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten".

Ein Vertreter der russischen OSZE-Mission in Wien hat am Donnerstag im Permanenten Rat der OSZE und am Samstag auch via Twitter ("X") unter anderem von Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) erhobene Forderungen nach einer "unabhängigen Untersuchung" zum Tod des Oppositionsführers Alexej Nawalny kategorisch zurückgewiesen. Laut dem Totenschein sei der Verurteilte an "natürlichen Ursachen" verstorben, erklärte Diplomat Aleksandr Wolgarjow.

"Die Forderungen nach 'transparenten, unabhängigen Untersuchungen' erachten wir als nichts anders als eine grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten unseres Landes", sagte Wolgarjow. Besorgnis von "Staaten der westlichen Allianz" in Bezug auf russische Ereignisse oder auch das Schicksal von anderen Verbrechern in Russland bezeichnete er als "heuchlerisch".

Russland wirft Westen "Knochentanz" vor

Abgesehen von einer Forderung, sich mit den Problemen in den eigenen Ländern zu beschäftigen, warf der russische Diplomat westlichen Staaten im konkreten Fall vor, schamlos einen "Knochentanz" veranstaltet zu haben. Westliche Diplomaten in der OSZE würden mehrheitlich dabei nicht verstehen, wer dieser verstorbene russische Staatsbürger gewesen sei.

Wolgarjow selbst stellte ihn in einem Quasi-Nachruf als einen von westlichen Geheimdiensten unterstützten Wirtschaftsverbrecher und Nationalisten dar. "Das war nicht ohne Einfluss der Cousine aus Kiew, die offen das terroristische Asow-Regiment unterstützt, sowie des inspirierenden Wissens von der Yale University", erklärte er.

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Nehammer und Schallenberg forderten Aufklärung

Neben Vertretern zahlreicher westlicher Staaten hatten nach dem Bekanntwerden von Nawalnys Tod auch Nehammer und Schallenberg eine Untersuchung gefordert. "Die Umstände seines Todes müssen unabhängig untersucht und lückenlos aufgeklärt werden", schrieb Nehammer am 16. Februar auf X.

Am Donnerstag wiederholte er diese Forderung in einem Gespräch mit der APA, betonte aber gleichzeitig, dass eine Umsetzung dieser Forderung "mehr als schwierig" sein würde.

ribbon Zusammenfassung
  • Russland, vertreten durch Diplomat Aleksandr Wolgarjow, weist Forderungen nach einer 'unabhängigen Untersuchung' zum Tod Alexej Nawalnys entschieden zurück und nennt diese eine 'grobe Einmischung'.
  • Neben österreichischen Politikern Karl Nehammer und Alexander Schallenberg fordern auch andere westliche Staaten Aufklärung über die Umstände von Nawalnys Tod.
  • Wolgarjow stellt Nawalny als 'Wirtschaftsverbrecher und Nationalisten' dar, der von westlichen Geheimdiensten unterstützt wurde, und kritisiert die westliche Haltung als 'heuchlerisch'.