Russisches Schiff im Schwarzen Meer von Drohnen zerstört
Das russische Verteidigungsministerium äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Inoffiziell wurde die Versenkung in Moskau allerdings bestätigt. Der prorussische Militärblog Belorusski Silowik schrieb, dass das Schiff zerstört worden sei. Die Meldung verbreitete auch der dem Moskauer Verteidigungsministerium nahestehende einflussreiche Blog Rybar weiter. Der HUR hatte zuvor erklärte, dass Überwasserdrohnen vom Typ Magura V5 das Schiff "Sergei Kotow" vom Typ Projekt 22160 nahe der Straße von Kertsch getroffen und "nachhaltigen Schaden am Heck, an der Steuerbord- und Backbordseite" verursacht hätten.
Die strategisch wichtige Wasserstraße zwischen der 2014 von Moskau annektierten Halbinsel Krim und der südrussischen Halbinsel Taman ist zu einem wichtigen Schlachtfeld im inzwischen mehr als zwei Jahre andauernden Krieg zwischen Russland und der Ukraine geworden.
Die russische Schwarzmeerflotte ist seit Beginn der russischen Invasion immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe gewesen, in den vergangenen Monaten häuften sich diese jedoch. Mitte Februar meldete die ukrainische Armee die Zerstörung des russischen Landungsschiffs "Caesar Kunikow" vor der Küste der Krim. Im Dezember hatten ukrainische Streitkräfte nach eigenen Angaben ein Kriegsschiff der russischen Schwarzmeerflotte angegriffen und zerstört - Moskau sprach dagegen von einer "Beschädigung" des Schiffes. Ein spektakulärer ukrainischer Angriff auf das Hauptquartier der russischen Flotte in Sewastopol im September zwang Moskau dazu, seine Schiffe weiter Richtung Osten zu verlegen. Im April 2022, zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges, versenkten die ukrainischen Streitkräfte das Herzstück der russischen Schwarzmeerflotte, den Raketenkreuzer "Moskwa".
Auch an Land hat die ukrainische Armee russische Ziele angegriffen. In der westrussischen Region Belgorod ist offiziellen Informationen zufolge ein Tanklager nach einer Drohnenattacke in Brand geraten. Tote und Verletzte gebe es nicht, schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal. Der Nachrichtenkanal Mash veröffentlichte ein Video, auf dem brennende Ölzisternen zu sehen sind. Demnach stehen inzwischen drei Reservoirs in Flammen. Gefahr für die Anrainer bestehe aber nicht.
Zudem ist in der russischen Region Kursk nahe der Grenze zur Ukraine russischen Angaben zufolge ein Bahnhof angegriffen worden. Der Bahnhof von Gluschkowo sei von ukrainischer Seite aus angegriffen worden, erklärte der örtliche Gouverneur Roman Starowoit am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Es habe keine Verletzten gegeben. Infolge der Angriffe sei ein Feuer ausgebrochen, das schnell eingedämmt worden sei. Zudem seien Hochspannungsleitungen beschädigt worden, wodurch der Bahnhof und ein nahe gelegener Ort ohne Strom gewesen seien, teilte Starowoit weiter mit.
Gleichzeitig berichteten russische Quellen auf der annektierten Halbinsel Krim von ukrainischen Angriffen in der Nähe der Stadt Kertsch. Dabei würden ferngesteuerte Drohnen in der Luft wie zur See eingesetzt. Das Ausmaß dieser Angriffe ließ sich zunächst nicht abschätzen. Die Ukraine verteidigt sich mehr als zwei Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion. Am Dienstag wird der 741. Kriegstag gezählt.
Auf der anderen Seite hat die russische Armee nach Kiewer Angaben ihre Bodenoffensive im Osten und Süden der Ukraine fortgesetzt. Der ukrainische Generalstab berichtete für Montag von 63 Gefechten entlang der etwa 1000 Kilometer langen Front. Nach dem Abzug der ukrainischen Truppen aus der Stadt Awdijiwka im Industrierevier Donbass habe sich der Schwerpunkt der Kämpfe nach Süden verlagert zum Ort Nowomychajliwka südwestlich von Donezk, sagte ein Militärsprecher.
In der Nacht auf Dienstag griff Russland die ukrainische Region Odessa am Schwarzen Meer zum wiederholten Mal mit Kampfdrohnen an. Das russische Militär habe 22 Angriffsdrohnen gegen die Ukraine eingesetzt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die Luftabwehr habe 18 dieser Drohnen abgefangen. Angaben über mögliche Schäden und Opfer gab es zunächst nicht.
Nach monatelangen Kämpfen hatte die ukrainische Armee Mitte Februar Awdijiwka räumen müssen, das seit 2014 Frontstadt gegen die nahe gelegene, von Russland kontrollierte Donbass-Metropole Donezk war. Auch in den Tagen danach setzten die russischen Truppen ihren Vormarsch fort und eroberten mehrere Dörfer. Ein ukrainischer Militärsprecher sagte am Montag, es sei mittlerweile gelungen, die Front nordwestlich von Awdijiwka zu stabilisieren. "Das Vordringen des Feindes ist gestoppt", sagte Dmytro Lychowij, Sprecher der ukrainischen Truppen an diesem Frontabschnitt, im Kiewer Fernsehen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Militärangaben zunächst nicht.
Bei Nowomychajliwka südwestlich von Donezk habe Russland große Reserven zusammengezogen, sagte Lychowij weiter. Dort nehme die Zahl der russischen Angriffe zu - er berichtete von bis zu 30 Gefechten am Tag. Den ukrainischen Truppen fehlt vor allem Artilleriemunition, um sich gegen die russischen Angriffe zu wehren. Sie sind auch Bombenabwürfen durch russische Kampfflugzeuge weitgehend schutzlos ausgesetzt.
Zusammenfassung
- Russland setzt seine Bodenoffensive in der Ukraine fort, mit 63 Gefechten am Montag entlang einer etwa 1000 Kilometer langen Front und verlagert den Schwerpunkt der Kämpfe nach Süden.
- Der Seekorridor der Ukraine hat trotz Krieg über 30 Millionen Tonnen Fracht transportiert, nahe an der Menge von 33 Millionen Tonnen Getreide im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative.
- Litauen schließt sich der tschechischen Initiative an und unterstützt die Ukraine finanziell bei der Beschaffung von Artilleriemunition.