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Russischer Angriff bei Dnipro: Kind getötet

In Dnipro wurde eine Zweijährige getötet. Selenskyj wirft Russland erneut neuen Terror mit Angriffen gegen zivile Infrastruktur vor. Er sieht sein Land dennoch bereit für die Großoffensive gegen die russische Invasion.

Nach einem russischen Angriff in einem Vorort der ukrainischen Millionenstadt Dnipro haben Rettungskräfte die Leiche eines zweijährigen Mädchens unter den Trümmern eines Hauses gefunden. Die Behörden meldeten am frühen Sonntagmorgen zudem 22 Verletzte, darunter auch fünf Kinder. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstagabend in Kiew gesagt: "Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist." 

Der Staatschef veröffentlichte ein Video, auf dem ein völlig zerstörtes zweistöckiges Gebäude zu sehen war. Einsatzkräfte suchten noch nach Überlebenden. Behördenangaben vom Sonntag zufolge wurden in dem Ort auch zehn Privathäuser, ein Auto, ein Geschäft sowie Gaspipelines beschädigt.

Angriffe auf zivile Infrastruktur sind Alltag

Russische Raketen- und Drohnenangriffe treffen in der Ukraine immer wieder auch zivile Infrastruktur. Laut Selenskyj schlug ein Geschoss zwischen zwei zweistöckigen Wohnhäusern ein. Zuvor hatte es in der Region Luftalarm gegeben. Es war unklar, was genau dort eingeschlagen war. Dnipro liegt im Südosten der Ukraine.

"Die Russen werden die Verantwortung tragen für alles, was sie unserem Staat und den Menschen angetan haben", sagte Selenskyj. In seiner abendlichen Videobotschaft dankte er Rettungskräften, Kämpfern und allen, die ihren Beitrag leisteten im Kampf gegen die seit mehr als 15 Monaten dauernde russische Invasion. Selenskyj rief die Menschen auf, den Soldaten und allen, die für die Existenz der Ukraine kämpften, immer wieder auch persönlich einmal Dank auszusprechen.

In einem Interview sagte Selenskyj, dass er das Land bereit für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung sehe. "Ich denke, wir sind heute dafür bereit", sagte er dem "Wall Street Journal". Die US-Zeitung veröffentlichte das Interview am Samstag auch als Video auf ihrer Internetseite. Selenskyj betonte, dass die Ukraine gern noch einige Waffen für die Offensive gegen die russische Invasion gehabt hätte, aber nicht mehr Monate warten könne auf deren Lieferung.

"Wir glauben sehr an den Erfolg, ich weiß nicht, wie lange wir Zeit brauchen", sagte er. Zugleich wies er darauf hin, dass es dauern könne und der Preis für den Erfolg hoch sein werde. Seit Monaten wird über den Beginn der Offensive spekuliert, zeitweilig hatte es in Kiew geheißen, die Operation laufe bereits.

Forderung nach mehr Waffen

Zugleich forderte Selenskyj erneut deutlich mehr US-Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot, in dem Interview nannte er die Zahl 50. Die Patriot-Raketen böten den besten Schutz vor Russlands Terror. "Heute ist Patriot die einzige Waffe, die in der Lage ist, einige der Raketentypen zu stoppen, die die Russische Föderation gegen unsere Zivilbevölkerung, Schulen, Infrastruktur und Energiesysteme einsetzt", sagte er dem "WSJ". "50 Patriot-Batterien - und die Mehrheit der Menschen stirbt nicht." Aktuell dürfte die Ukraine dem US-Fernsehsender CNN zufolge zwei Patriot-Systeme im Einsatz haben.

In seinem Angriffskrieg hatte Russland in den vergangenen Tagen so viele Raketen und Drohnen auf die Ukraine und besonders auf Kiew gefeuert wie noch nie seit Beginn der Invasion. Die ukrainische Luftverteidigung meldete immer wieder, dass alle oder fast alle dieser Flugobjekte dank der westlichen Abwehrsysteme abgeschossen worden seien. Trotzdem gab es Tote und Verletzte. Auch hinterlassen Trümmer abgeschossener Raketen und Drohnen teils massive Schäden an Gebäuden, Autos und Straßen.

Selenskyj hatte am Samstag auch ein Video von einem Gespräch mit Journalisten aus Lateinamerika veröffentlicht, in dem er erneut betonte, dass mit der derzeitigen russischen Führung keine Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges möglich seien. Die einzige Chance für Russland sei, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, sagte er. Der 45-Jährige bekräftigte, andernfalls bis zum Sieg der Ukraine und einer Niederlage Russlands in dem Krieg zu kämpfen. Im Fall einer Niederlage Russlands, drohe dort eine Revolution, meinte er.

Neue Angriffe auf die Zentralukraine 

Bei neuen russischen Angriffen in der Zentralukraine wurde offiziellen Angaben zufolge ein Flugplatz getroffen. Insgesamt seien in der Nacht auf Sonntag sechs Marschflugkörper auf sein Land abgefeuert worden, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Juryj Ignat. "Von sechs Marschflugkörpern wurden vier durch die Luftabwehr zerstört und zwei trafen leider einen Flugplatz in der Nähe von Kropywnyzkyj." Über das Ausmaß der Schäden war zunächst nichts bekannt.

Russland feuerte demnach auch fünf Kampfdrohnen auf das Nachbarland ab, von denen drei abgefangen werden konnten. Die Ukraine, die sich seit mehr als 15 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt, wird derzeit täglich von auch weit weg von der Front beschossen. Häufig und schwer betroffen ist auch die Hauptstadt Kiew.

Unterdessen meldeten auch die russischen Besatzer auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim Drohnenangriffe, die demnach alle abgewehrt worden seien. "Die Krim soll spüren, dass sie zur Ukraine gehört", kommentierte die Sprecherin der ukrainischen Heeresgruppe Süd, Natalja Humenjuk, wenig später.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einem russischen Angriff in einem Vorort der ukrainischen Millionenstadt Dnipro haben Rettungskräfte die Leiche eines zweijährigen Mädchens unter den Trümmern eines Hauses gefunden.
  • Die Behörden meldeten am frühen Sonntagmorgen zudem 22 Verletzte, darunter auch fünf Kinder.
  • Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstagabend in Kiew gesagt: "Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist."
  • Dnipro liegt im Südosten der Ukraine.