APA/APA/AFP/OLGA MALTSEVA

Putin will Sicherheit von Grenzregionen gewährleisten

Der russische Präsident Wladimir Putin betont nach dem zunehmenden Beschuss von Gebieten an der ukrainischen Grenze, dass Russland die Sicherheit seiner Grenzregionen gewährleisten werde. Das sei die vorrangige Aufgabe, sagte er am Mittwoch in Moskau. In der seit Tagen von ukrainischer Seite beschossenen russischen Grenzregion Belgorod verschärft sich unterdessen die Lage weiter. Eine Person wurde getötet. Die Ukraine meldete drei Tote nach russischem Beschuss.

Russische Truppen hätten in der Gemeinde Cherson ein Auto mit Zivilisten angegriffen und zwei Männer getötet, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleksandr Prokudin, auf Telegram mit. Nach vorläufigen Informationen wurden die Männer bei dem Beschuss getötet. Sie waren etwa 40 Jahre alt. Außerdem wurde ein Mann in der Region Cherson durch einen Drohnenangriff verletzt. Ein weiterer Mensch wurde nach Behördenangaben in der nordöstlichen Region Sumy getötet. Bei einem Angriff russischer Streitkräfte auf Charkiw im Nordosten der Ukraine wurden nach Angaben der örtlichen Polizei drei Menschen getötet. Mindestens fünf weitere Menschen seien verletzt worden. Bei dem Angriff sei unter anderem ein achtstöckiges Gebäude getroffen worden, teilen die Ermittler auf Facebook mit.

Der Gebietsgouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, kündigte am Mittwoch für die Gebietshauptstadt Belgorod und die an der Grenze zur Ukraine gelegenen Kreise einen vorzeitigen Ferienbeginn an. Ein Teil des Unterrichts soll noch online abgewickelt werden. In sieben Kreisen wurde damit begonnen, wie in Krisengebieten Kontrollposten mit Sicherheitskräften einzurichten, die den Zugang zu Ortschaften regeln.

Russland habe Pläne, wie es reagieren werde, sagte Putin. Es werde aber nicht die Bevölkerung oder zivile Ziele in der Ukraine angreifen. "Es gibt hier verschiedene Methoden. Sie sind nicht einfach. Aber wir werden das tun."

Auch Föderationsratschefin Valentina Matwijenko kündigte in Moskau eine "angemessene Antwort" auf die Angriffe sowie Vergeltung an. Die Attacken der ukrainischen Streitkräfte richteten sich gezielt gegen zivile Objekte und Städte, sagte die Vertraute von Putin - ohne dafür Beweise vorzulegen. Sie warf den USA, Großbritannien und der NATO vor, die Handlungen der ukrainischen Armee zu koordinieren. Auch dafür führte sie keine Belege an. Zu den Angriffen haben sich proukrainische Paramilitärs bekannt, aber keine regulären Streitkräfte Kiews.

Die Behörden in der Region Belgorod kündigten wegen der zunehmend schlechten Versorgungslage im Gebiet an, Lebensmittel auszugeben, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete. Bereits am Vortag hatte Gouverneur Gladkow auch mitgeteilt, dass insgesamt 9.000 Kinder in Sicherheit gebracht würden. Schon im vergangenen Jahr gab es nach Beschuss der Region Evakuierungen.

An den Kontrollposten sollen Bewaffnete des Innenministeriums, der Nationalgarde, des Grenzschutzes und des Verteidigungsministeriums den Zugang zu den Ortschaften regeln. "Wer werden einen sicheren Zugang bis zur jeweiligen Wohnadresse zu den Zeiten gewährleisten, wenn es keinen Beschuss gibt", sagte Gladkow. Zugleich sollten Bewohner weiter davon überzeugt werden, zu ihrer eigenen Sicherheit ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen.

Die Grenzregion Belgorod gilt als ein wichtiges Aufmarschgebiet für die russische Armee, um von dort aus ihren Krieg gegen die Ukraine zu führen. Die russischen Truppen vertrieben nach Angaben der Regierung in Moskau ukrainische Soldaten aus dem Grenzdorf Kosinka in der Oblast Belgorod, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf das Verteidigungsministerium.

Die Ukraine griff ukrainischen Geheimdienstkreisen zufolge außerdem den Luftwaffenstützpunkt Engels tief in Russland mit Drohnen an. Der Gouverneur der Region Saratow, in der sich die Basis befindet, erklärte, ukrainische Drohnen seien in der Nähe der Stadt Engels abgeschossen worden. Schäden seien aber nicht gemeldet worden. Die Ergebnisse des Angriffs würden überprüft, heißt es in den ukrainischen Geheimdienstkreisen. Der Stützpunkt ist die Hauptbasis der russischen Flotte strategischer Langstreckenbomber und liegt in der Nähe der Stadt Saratow - etwa 730 Kilometer südöstlich von Moskau und Hunderte Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Dabei kommt es auch zu Gegenangriffen auf russisches Gebiet, wo militärische Ziele im Fokus stehen. Die Schäden auf russischer Seite stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den verheerenden Zerstörungen und der hohen Zahl an Toten und Verletzten auf ukrainischer Seite.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Beschuss aus der Ukraine verstärkt Russland die Sicherheitsvorkehrungen in der Grenzregion Belgorod; eine Person wurde getötet und vorzeitige Ferien sowie Online-Unterricht wurden angekündigt.
  • Präsident Putin verspricht, keine zivilen Ziele in der Ukraine anzugreifen, trotz Plänen für eine Reaktion; Lebensmittel werden aufgrund der schlechten Versorgungslage verteilt.
  • Belgorod dient als Aufmarschgebiet für russische Truppen; die Ukraine verteidigt sich seit über zwei Jahren gegen die russische Invasion, wobei die Schäden in Russland im Vergleich zur Ukraine geringer ausfallen.