Praprotnik: "Kritiker der Corona-Maßnahmen sind weniger zufrieden mit der Demokratie"

Die Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik präsentierte den "Demokratieradar". Noch nie waren die Österreicher so unzufrieden mit der Demokratie.

Die Corona-Pandemie hat der Einstellung der Österreicher zur Demokratie einen Dämpfer verliehen. Nur noch 69 Prozent der Befragten im jüngsten "Demokratieradar" der Universitäten Graz und Krems sahen sie gut oder sehr gut funktionieren, während in den Befragungen davor der Wert stets deutlich über 70 Prozent kam. Zu Pandemiebeginn war er sogar bei 78 Prozent gelegen.

Generell sahen die Befragten eine eher negative Entwicklung Österreichs, seit Beginn der Coronakrise stieg diese Einschätzung auf 68 Prozent. Der Wunsch nach einem grundlegenden Umbau des politischen Systems Österreichs ging in der nunmehrigen siebenten der halbjährlich durchgeführten Befragungswellen auf 46 Prozent hinauf. 

"Tiefster Wert der Messung"

Bemerkenswert findet die Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik, die an der Studie beteiligt war, dass es in Österreich ja auch vor der Pandemie schon "innenpolitisch turbulente Zeiten" gab - dabei meint sie etwa das Ibiza-Video. Die Österreicher hätten aber gesehen, dass die Mechanismen, mit welchen die Skandale aufgearbeitet werden, funktionieren würden.

Am Beginn der Pandemie hätten sich die Österreicher noch um die Regierung "gesammelt". Das passiere in Krisenzeiten oft, so Praprotnik. Im Lauf der Pandemie seien die Werte dann aber gesunken: "Jetzt haben wir den tiefsten Wert der Messung."

Corona ließ Debatten wegfallen

Dafür seien laut Praprotnik mehrere Faktoren verantwortlich: Jene Personen, die die Corona-Maßnahmen kritisieren oder an Verschwörungslegenden glauben, auch mit der Demokratie unzufriedener. Das betreffe eher Menschen mit formal weniger Bildung. Gleichzeitig sei das Vertrauen in andere Menschen generell gesunken - was für einen Demokratie aber wichtig sei. Außerdem sind viele soziale Kontakte weggefallen, auch zufällige Begegnungen. Damit seien auch der Meinungsaustausch und Debatten weggefallen. 

Im EU-Vergleich sind die Österreicher aber eher zufrieden mit der Demokratie, hätten aber im Vergleich während der Pandemie besonders viel Zufriedenheit verloren, sagt Praprotnik.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Corona-Pandemie hat der Einstellung der Österreicher zur Demokratie einen Dämpfer verliehen.
  • Nur noch 69 Prozent der Befragten im jüngsten "Demokratieradar" der Universitäten Graz und Krems sahen sie gut oder sehr gut funktionieren, während in den Befragungen davor der Wert stets deutlich über 70 Prozent kam.
  • Generell sahen die Befragten eine eher negative Entwicklung Österreichs, seit Beginn der Coronakrise stieg diese Einschätzung auf 68 Prozent.
  • Dafür seien laut Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik mehrere Faktoren verantwortlich: Jene Personen, die die Corona-Maßnahmen kritisieren oder an Verschwörungslegenden glauben, auch mit der Demokratie unzufriedener.
  • Gleichzeitig sei das Vertrauen in andere Menschen generell gesunken - was für einen Demokratie aber wichtig sei. Außerdem sind viele soziale Kontakte weggefallen, auch zufällige Begegnungen. Damit seien auch der Meinungsaustausch und Debatten weggefallen.
  • Im EU-Vergleich sind die Österreicher aber eher zufrieden mit der Demokratie, hätten aber im Vergleich während der Pandemie besonders viel Zufriedenheit verloren, sagt Praprotnik.