Präsidentschaftswahl in Ecuador im Zeichen der Drogengewalt
Seine größte Rivalin ist Luisa González, die vom im Exil lebenden, aber immer noch mächtigen linksgerichteten Ex-Präsidenten Rafael Correa unterstützt wird. González hat Anhänger vor allem in ärmeren Gesellschaftsschichten und in ihrer Heimatregion an der Küste, wo die Drogenkriminalität besonders hoch ist. In den letzten Umfragen lag Noboa, dessen erste Amtszeit kurz und von einem Anstieg der Gewalt überschatteten war, aber weiterhin vor González.
Noboa und González waren bereits bei der vorgezogenen Wahl 2023 gegeneinander angetreten. In einer Stichwahl im Oktober 2023 setzte sich Noboa dann knapp durch. González wirft der Regierung Noboas Menschenrechtsverletzungen vor und kritisiert den Präsidenten unter anderem wegen dessen Weigerung, während des Wahlkampfs von seinen Pflichten als Präsident zurückzutreten - laut Gesetz müssen Amtsinhaber für die Dauer des Wahlkampfes ihre Ämter niederlegen.
"Er hat mit der Rechtsstaatlichkeit gebrochen und die Verfassung verletzt", erklärte González und betonte: "Ich werde die Demokratie meines Landes, die heute in Gefahr ist, um jeden Preis verteidigen".
Das kleine, ehemals als relativ sicher geltende Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Drehscheibe des internationalen Drogenhandels entwickelt. Kartelle und Mafiagruppen kämpfen um Reviere und um lukrative Schmuggelrouten, über die Drogen, vor allem Kokain, von den Kokaplantagen in Kolumbien und Peru nach Europa, Australien und in die USA gelangen.
Die ersten 14 Monate von Noboas Präsidentschaft waren von drogenbedingter Gewalt, durch Dürre verursachten Stromausfällen, wirtschaftlicher Stagnation und Preiserhöhungen geprägt. Seine Gegner warfen ihm zudem Machtmissbrauch vor.
Dennoch ist er laut jüngsten Umfragen nach wie vor der beliebteste Politiker des Landes. Noboas Anhänger schätzen, dass er mit "harter Hand" gegen Drogenbanden vorgeht. Bei Wahlkampfveranstaltungen trat Noboa an der Seite von maskierten, schwer bewaffneten Soldaten auf - in filmreifen Sicherheitseinsätzen trug er kugelsichere Westen.
Am Montag unterstrich Noboa sein hartes Image erneut, indem er ankündigte, die Häfen Ecuadors durch das Militär zu sichern und die Landesgrenzen während der Wahl abzuriegeln.
Trotz der Festnahme einiger wichtiger Bandenführer und eines leichten Rückgangs der Mordrate - diese ist laut Noboa von 47 Morden pro 100.000 Einwohner im Jahr 2023 auf 38 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2024 gesenkt worden - sind die Herausforderungen nach wie vor enorm. Dutzende Politiker wurden getötet, Zehntausende Menschen haben das Land verlassen und die einst schnell wachsende Wirtschaft steht vor einer Rezession.
In Ecuador sind die mexikanischen Kartelle Jalisco und Sinaloa vertreten, ebenso die italienische 'Ndrangheta oder die albanisch Mafia. Sie alle lockte das, was Ecuador einst zu einem der sichersten und wohlhabendsten Staaten der Region gemacht hat: eine auf dem US-Dollar basierende Wirtschaft und die strategische Lage zwischen dem Amazonas, den Anden und dem Pazifik - mit Häfen, die ein Tor nach Europa und in die USA bilden.
Experten erwarten, dass im Falle eines Wahlsiegs González' eine Wende in der Drogenpolitik bevorstehen könnte. Die linksgerichtete Rechtsanwältin hat Gespräche mit einigen Gruppen vorgeschlagen und die Notwendigkeit der Achtung der Menschenrechte betont. Damit distanziert sie sich deutlich von Noboas hartem Vorgehen.
Sollten weder Noboa noch González am Sonntag die erforderlichen 50 Prozent der Stimmen erhalten oder den jeweils anderen um zehn Prozentpunkte schlagen, wird es im April eine Stichwahl geben. Die Wahllokale sind am Sonntag von 07.00 bis 17.00 Uhr (Ortszeit; 13.00 bis 23.00 Uhr MEZ) geöffnet, es gibt eine Wahlpflicht für die 13,7 Millionen Wahlberechtigten zwischen 18 und 65 Jahren.
(Von Paola Lopez/AFP)
Zusammenfassung
- Sollte keiner der Kandidaten die erforderlichen 50 Prozent der Stimmen erhalten, wird es eine Stichwahl geben. Die Wahllokale sind von 07.00 bis 17.00 Uhr Ortszeit geöffnet, und es besteht Wahlpflicht für die 13,7 Millionen Wahlberechtigten.