APA/ROLAND SCHLAGER

Plagiatsverfahren gegen Innenminister Karner eingestellt

Die Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien hat das Plagiatsverfahren zur Diplomarbeit von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eingestellt. Es konnte ihm keine Täuschungsabsicht nachgewiesen werden.

Ein unabhängiger Sachverständiger habe die Arbeit geprüft. Diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass das Verfahren eingestellt worden ist, teilte die WU am Donnerstag mit. Um Karner seinen akademischen Titel abzuerkennen, hätte man ihm eine Täuschungsabsicht nachweisen müssen. Das war demnach nicht der Fall.

Für den ÖVP-Generalsekretär, Christian Stocker, ist das ein Erfolg: "Die Vorverurteilung von Innenminister Gerhard Karner ist wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Wir freuen uns, dass die Vorwürfe nun vollständig entkräftet wurden. Die Untersuchung hat eindeutig ergeben, dass es sich bei den angeblichen Plagiaten um Zitate und Verweise handelt, die korrekt gekennzeichnet waren", sagte er in einer Aussendung. 

Plagiatjäger mit Vorwürfen gegen Karner

Das Ermittlungsverfahren zur Karners 1995 eingereichter Abschlussarbeit "Entscheidungsfindung bzw. Entscheidungsverhalten bei der Wahl der Speziellen Betriebswirtschaftslehren an der Wirtschaftsuniversität Wien" wurde eingeleitet, nachdem "Plagiatsjäger" Stefan Weber darin öffentlich seitenweise Plagiate und einen fast zur Gänze abgekupferten Theorieteil geortet hatte.

Die WU bat daraufhin die Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) um Nennung internationaler unabhängiger Sachverständige aus dem Fachgebiet von Karners Diplomarbeit und beauftragte diese mit einem Gutachten. "Auf Basis der nun an die WU übermittelten Ergebnisse wurde die Entscheidung, das Verfahren einzustellen, getroffen", hieß es in der Aussendung.

Karner wies Vorwürfe stets zurück

Karner hatte Webers Anschuldigungen von Beginn an zurückgewiesen und betont, er habe seine Diplomarbeit "nach guter wissenschaftlicher Praxis und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst". Weber hatte hingegen auch mit Blick auf die damals gültigen Zitierregeln ein Plagiat geortet. 

Karner habe aus dem Werk "Information und Kaufentscheidung" von Alfred Kuß abgeschrieben, dies aber "nicht oder völlig unzureichend" ausgewiesen. Außerdem sah Weber starke Hinweise darauf, dass auch die ersten 30 Seiten ein "Amalgam aus nicht oder nicht ausreichend zitierten Fremdtexten" seien.

Nicht die erste Anschuldigung von Plagiatsjäger Weber

Weber hat bereits mehrfach Politikerinnen und Politiker des Plagiats in ihren wissenschaftlichen Abschlussarbeiten bezichtigt. 2017 entzog die Uni Graz nach Plagiatsvorwürfen dem damaligen steirischen Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) seinen Doktortitel, Buchmann trat in weiterer Folge zurück.

2021 erklärte die damalige Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) ihren Rücktritt, nachdem Weber ihr Plagiate in ihrer 2020 in Bratislava eingereichten Dissertation und ihrer Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt vorgeworfen hatte. Die FH verzichtete nach einer Überprüfung aber auf eine Aberkennung des Titels, auch ihren in der Slowakei erworbenen Titel dürfte Aschbacher schlussendlich behalten.

Im Jänner 2022 nahm Weber die Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen angeblicher Qualitätsmängel ins Visier, die Uni Wien hat das Verfahren eingestellt. Zuletzt hat Weber bei Diplomarbeit und Dissertation des Simulationsforschers Niki Popper ein Plagiat geortet. Das Verfahren an der Technischen Uni Wien läuft noch.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien hat das Plagiatsverfahren zur Diplomarbeit von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eingestellt.
  • Eine Täuschungsabsicht, die Voraussetzung für den Widerruf eines akademischen Grades wäre, konnte nicht nachgewiesen werden.
  • Das Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet, nachdem "Plagiatsjäger" Stefan Weber darin öffentlich seitenweise Plagiate und einen fast zur Gänze abgekupferten Theorieteil geortet hatte.