Pflegeorganisationen sehen Personalmangel als "Mythos"
Berechne man alle Pflegepersonen mit ein, liege Österreich bei deren Zahl im OECD-Vergleich auf Platz 2, so Pichlbauer. Die Schlussfolgerung: "Das vorhandene Personal wird falsch eingesetzt." Es gehe eher um die Frage, was die Fachkräfte alles abarbeiten müssten, sagte der Gesundheitsökonom.
Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, sah dennoch eine "Versorgungskrise". Dass viele das System verlassen oder Teilzeit arbeiten, bezeichnete sie als "eine Art Selbstermächtigung". Der Wunsch nach mehr Freizeit sei groß. Probleme ortete Potzmann vor allem auf drei Ebenen: Zeit, Geld und Qualität der Pflege.
Sozialunternehmer Wolfgang Huber forderte, den Beruf attraktiver zu machen: "Es gibt genug Pflegekräfte, wir müssen sie nur richtig behandeln." Damit meinte er die Möglichkeit zum selbstbestimmten Arbeiten, gute Bezahlung und Respekt. Dann, so Huber, werde man die Pflegerinnen und Pfleger "auch wieder im Arbeitsumfeld haben". Man habe die Pflege zur Industrie gemacht. Das zu ändern "ist Aufgabe der Krankenhausträger und Manager".
Aus der Praxis berichtete Anna Lubas vom Verein Lebenswert. Als Mutter arbeite sie freiberuflich und plane für sich selbst: "Nur so geht es sich mit den Kinderbetreuungszeiten aus." Lubas plädierte dafür, bei der häuslichen Pflege anzusetzen. Viele Spitalsaufenthalte entstünden nur durch Betreuungsmangel. Krankenpflegerin Elvira Kölbl-Catic wünschte sich weniger autoritäre Führungsstrukturen in den Einrichtungen: "Lassen wir das Pflegepersonal mitgestalten!" Ein Fokus auf Menschlichkeit könne zu besserem Arbeitsklima führen.
Zusammenfassung
- Für einige Expertinnen und Experten ist der Versorgungsnotstand in der Pflege ein "Mythos".
- Qualifiziertes Personal sei eigentlich genug vorhanden, es scheitere aber an schlechten Arbeitsbedingungen, hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien.
- Probleme ortete Potzmann vor allem auf drei Ebenen: Zeit, Geld und Qualität der Pflege.
- Dann, so Huber, werde man die Pflegerinnen und Pfleger "auch wieder im Arbeitsumfeld haben".