"Eine Anleitung für Korruption"
"Novomatic zahlt alle!" Eines der bekanntesten Zitate von Heinz-Christian Strache auf dem sogenannten Ibiza-Video. Während Novomatic das stets dementierte, erklärt Peter Hochegger im ausführlichen Interview zur PULS 4 Doku "Tango Korrupti" – hier auf Joyn zum Streamen – auf die Frage, ob Strache recht hatte: "Ja, er hat nur die Wahrheit gesagt."
Als er das Video sah, habe er sich ins Jahr 2005 zurückversetzt gefühlt. Damals sei der Glücksspielanbieter sein Kunde gewesen. "Und ich habe der Novomatic einen Plan geschrieben, wie sie die Politik vereinnahmen sollen", erzählt er. "Und da hab ich auch den Namen Strache erwähnt, weil ich gesehen hab, der ist eine Zukunftshoffnung in der FPÖ. Die Kontakte zur SPÖ und ÖVP waren ja schon gut, aber zur FPÖ noch nicht. Daher hab' ich vorgeschlagen, ganz besondere Aufmerksamkeit auf diesen Politiker zu richten. Es war eine Anleitung für Korruption."
"Weil der Fall öffentlich wurde"
Hochegger selbst hat sich schuldig bekannt. Er zeigte sich rund um den BUWOG-Skandal selbst an. Warum? "Weil der Fall öffentlich wurde." Während einer Geschäftsreise in Sofia hörte er seine Mobilbox ab, die Nachricht eines damaligen Journalisten des "Wirtschaftsblatt", wie er ausführlich erzählt. Der habe trocken gesagt: "Herr Hochegger, wir wissen, dass sie in die Vergabe der Bundeswohnungen involviert waren und wir werden darüber berichten". In der Sekunde habe er gewusst, "dass sich mein Leben total ändern wird".
- Mehr lesen: Was Sie über die Causa Buwog wissen sollten
-
Mehr lesen: Buwog-Prozess: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Der BUWOG-Skandal ist auch Jahre danach nicht final aufgearbeitet. Nach nicht rechtskräftigen Urteilen gegen u.a. den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und den ehemaligen FPÖ-Manager Walter Meischberger startet das Berufungsverfahren voraussichtlich im Sommer dieses Jahres.
Hochegger, der trotz Geständnis nicht rechtskräftig zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde und diese noch vor sich hat, gilt als Belastungszeuge und erklärt auch im Interview, wie es aus seiner Sicht damals war. "Meischbeger hat mich angerufen", erklärt Hochegger, er können dem Österreich-Konsortium sagen, "sie sollen nicht unter 960 bieten, aber sicherheitshalber in Richtung einer Milliarde (Euro)". Hochegger vermutet, dass Meischberger diese Information von Grasser gehabt habe – er sei aber nicht dabei gewesen.
Grasser gibt dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab, Meischberger dementiert: "Nein, es stimmt nicht, dass ich eine Bietersumme noch irgendeine andere Information aus dem Bieterverfahren von Grasser erhalten habe. (…) es stimmt nicht, dass ich eine Bietersumme an Peter Hochegger weitergegeben habe."
Archiv: Karl-Heinz Grasser und Manfred Ainedter zum Buwog-Urteil
Wussten Sie nicht, dass das illegal ist?
"Na, damals war mir vollkommen klar, dass das nicht legal ist und das eine schwere Steuerhinterziehung ist. Ich hab' das auch verdrängt und hab mir eingeredet, wenn ich das Geld nicht für mich verwende und irgendwo investier', ist es kein Problem. Man baut sich ein Rechtfertigungsgebäude auf, um nur ja nicht seine Tätigkeiten infrage zu stellen", erklärt er im Interview.
"Sklave eines Systems"
Hochegger, der wegen der Verurteilung in der sogenannten Telekom-Affäre bereits in Haft saß, habe sich zuvor während seiner Tätigkeiten als Lobbyist und Unternehmensberater nie die Frage gestellt, "wenn etwas Korruption ist oder nicht". Er sei ein "Sklave eines Systems" gewesen, "ich habe funktioniert. Ich habe mich von meinem Ego und von meiner Gier treiben lassen".
Diese Gier wird ihn wohl ein weiteres Mal in das Gefängnis Hirtenberg bringen. Dort saß er schon ein. Oder wie er sagt, er sei viel gegangen, "viele Stunden".
Hinweis: Das ausführliche Interview in der PULS 4 Doku "Tango Korrupti" am Donnerstag um 20:15 Uhr auf PULS 4 und jederzeit auf JOYN.
Zusammenfassung
- Peter Hochegger war Teil von Österreichs bekanntesten Korruptions-Affären – und einer der wenigen, die gestanden haben.
- Ein Mann, der das System so gut kennt, wie die Lobbys der Nobelhotels in Wien und die Justizanstalt Hirtenberg.
- Das ausführliche Interview in der PULS 4 Doku "Tango Korrupti“ am Donnerstag um 20:15 Uhr auf JOYN & PULS 4.