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Parteitag der US-Demokraten: ...und dann kam Kamala

Alles, was in der demokratischen Partei Rang und Namen hat, hat sich diese Woche in Chicago versammelt. Beim demokratischen Parteitag DNC akzeptieren Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz ihre Nominierungen. Es ist ein spektakuläres Event, das ihrem verkürzten Wahlkampf einen zusätzlichen Schwung geben soll. PULS 24 war vor Ort. Ein Einblick in die schillernde Welt des DNC - und die Schattenseiten.

Die Schlange zieht sich um mehrere Blöcke. Wer für die Reden am Abend ins United Center möchte, wird zwei oder drei Stunden anstehen müssen. So ist es jeden Tag. Aber: Das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Überall haben sich kleine Grüppchen gebildet, jeder wird in ein Gespräch eingebunden.

Viele sind aus anderen Bundesstaaten zum demokratischen Parteitag in Chicago angereist. Es wird über die Heimat geredet, über die Anreise, über die Familie. Über alles, was man in den letzten Tagen erlebt hat und noch erleben wird. Ein Thema fehlt bei den Gesprächen der Teilnehmenden aber ganz prominent: Donald Trump.

Für fast alle vor Ort lösen er und die republikanische Partei negative Gefühle aus. Und das wollen sie - vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst - um jeden Preis umgehen. Denn die letzten Wochen haben für die meisten hier einen positiven Aufschwung gebracht. "Ich wähle zum ersten Mal seit Jahren nicht nur demokratisch, um Trump zu verhindern. Sondern weil mich unsere Kandidatin tatsächlich begeistert." Ein Satz, den ich öfter höre, als ich mitzählen kann.

Kamala Harris löst in vielen eine Hoffnung aus, die sie lange begraben hatten. Sie bringt Elan in die demokratische Kampagne - etwas, das unter ihrem Vorgänger Joe Biden gefehlt hat. Und sie spricht Bevölkerungsgruppen an, die für die Demokraten besonders wichtig sind: Frauen, Schwarze, Junge.

"Hoffnung" und Tränen bei Demokraten

Ich kaufe den Teilnehmenden ihre Begeisterung tatsächlich ab. Weil ich sie nicht nur spüre, wenn ich mich als Journalistin vorstelle und sie befrage. Sondern auch, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Als Barack Obama am Dienstag auf die Bühne tritt, hat eine ältere Dame neben mir Tränen in den Augen.

Sie streckt ein Schild in die Höhe, auf dem mit blauen Glitzerbuchstaben "Hope" steht. Dann lehnt sie sich zu ihrer Begleitung und sagt: "Ich dachte, niemand wird mir das Gefühl geben, das er uns gegeben hat. Und dann kam Kamala."

Bei Harris' Rede am Donnerstag fließen noch mehr Tränen. Sie redet über ihre Herkunft, als Kind von Einwanderern. Über Diskriminierung. Übers unterschätzt werden. Über ihre Karriere, die sie sich selber hart erkämpft hat. Harris ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Kandidatin, das lässt sich nicht abstreiten.

Video: PULS 24-US-Expertin Carla Márquez in Chicago

Nahostkonflikt spaltet

Doch am demokratischen Parteitag für Begeisterung zu sorgen, ist etwas anderes, als in der gesamten Bevölkerung. Ein Thema, das die Demokraten zersplittet ist der Nahostkonflikt. Während Harris in der Halle bejubelt wird, gehen am Donnerstag tausende Menschen auf die Straße, um für einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu demonstrieren.

Viele von ihnen erzählen mir, dass sie eigentlich Harris wählen würden, es aber wegen der Nahostpolitik der Demokraten nicht tun werden. Für sie ist Harris keine strahlende Hoffnungsträgerin, sondern lediglich eine weitere Vertreterin der politischen Elite. Ein starker Kontrast zu der optimistischen Bubble im United Center.

In Chicago werden Harris ein paar tausend Stimmen mehr oder weniger kaum schmerzen. Illinois ist ein klassisch demokratischer Bundesstaat: Sowohl Joe Biden 2020 als auch Hillary Clinton 2016 haben hier rund 17 Prozent Vorspung gegenüber Trump gehabt. Die wahre Herausforderung werden die sogenannten Swing States sein, die sich nicht klar einer Partei zuordnen lassen. Dort muss sich Harris Mühe geben, die strahlende Figur zu werden, die sie für die DNC-Teilnehmenden schon ist. Das Potenzial ist jedenfalls da.

Video: Großes Finale bei Parteitag der Demokraten

ribbon Zusammenfassung
  • Alles, was in der demokratischen Partei Rang und Namen hat, hat sich diese Woche in Chicago versammelt.
  • Beim demokratischen Parteitag DNC akzeptieren Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz ihre Nominierungen.
  • Es ist ein spektakuläres Event, das ihrem verkürzten Wahlkampf einen zusätzlichen Schwung geben soll.
  • PULS 24 war vor Ort. Ein Einblick in die schillernde Welt des DNC - und die Schattenseiten.