NÖ teils kein Katastrophengebiet mehr, 10 Dörfer abgeschnitten
Der im Zusammenhang mit dem verheerenden Hochwasser über ganz Niederösterreich verhängte Status als Katastrophengebiet wird am Donnerstagabend teilweise aufgehoben.
Die Entscheidung gelte ab 19.00 Uhr für die Bezirke Amstetten, Hollabrunn, Lilienfeld, Mistelbach, Scheibbs, Wiener Neustadt-Land und Waidhofen a. d. Thaya sowie für die Statutarstädte Krems, Waidhofen a. d. Ybbs und Wiener Neustadt, teilte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in Tulln mit.
"Keine Entwarnung"
In anderen Teilen Niederösterreichs ist die Gefahr allerdings noch nicht gebannt. Problematisch seien Hangrutschungen und Vermurungen, sagte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) in einer Pressekonferenz nach einer Sitzung des Landesführungsstabs. Das betreffe mindestens 40 Gemeinden. Es gebe "keine Entwarnung".
275 Objekte waren mit Stand Donnerstagnachmittag weiterhin evakuiert, zehn Ortschaften und Dörfer nicht erreichbar. In 16 Gemeinden gebe es Probleme mit der Trinkwasserversorgung, in elf mit der Abwasserentsorgung. Alle privaten Haushalte waren dem Landesvize zufolge wieder mit Strom versorgt.
20 Dammbrüche seien durch die Feuerwehr und das Bundesheer provisorisch abgedichtet worden. Eigens gebildete Kommissionen hätten bisher 2.170 Schadensfälle in Niederösterreich aufgenommen, so Pernkopf. Der Schwerpunkt der Einsätze lag weiterhin im Tullnerfeld, in St. Pölten, im Pielachtal und im Raum Melk. Um die Sicherheit von Hängen abzuklären, sei "die Anzahl der geologischen Sachverständigen massiv aufgestockt" worden.
Etwa 3.500 Feuerwehrleute waren am Donnerstag im Einsatz, berichtete Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. Dazu zählten 19 Züge des Katastrophenhilfsdienstes. Um Dämme an der Leitha zu schützen, seien 10.000 Sandsäcke ausgelegt und 400 Tonnen Schüttmaterial ausgebracht worden.
Video: Stromstörungen, Trinkwasser- und Müllprobleme nach Hochwasser
Wiederaufbau brauche "langen Atem"
Für den Wiederaufbau werde es einen "langen Atem" brauchen, sagte Mikl-Leitner in der Pressekonferenz. Eine große Herausforderung werde zudem das finanzielle Volumen. Es sei viel Infrastruktur kaputt oder beschädigt, verwies die Landeshauptfrau auf Kanalisation, Trinkwasser- und Entsorgungsanlagen. Die Abfallanlage Dürnrohr stehe unter Wasser und werde wochenlang nicht benützbar sein. Selbiges sei für die "neue" Westbahnstrecke zu befürchten, wo etwa der Bahnhof Tullnerfeld überschwemmt sei.
In Niederösterreich waren am Donnerstag auch mehr als 1.100 Soldatinnen und Soldaten, unter ihnen 140 Pioniere aus Salzburg, eingesetzt, um Schäden zu beseitigen und bei Aufräumarbeiten zu helfen. Zudem wurden laut Verteidigungsministerium 100 Pioniere aus der Steiermark in Marsch gesetzt. Hubschrauber des Bundesheeres transportierten demnach bisher 670 "Big Bags" mit einem Gesamtgewicht von mehr als 1.000 Tonnen, um gebrochene Dämme zu stopfen und vor dem Brechen zu sichern.
Als "gewaltig" bezeichnete Verkehrslandesrat, LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) in einer Aussendung die Schäden an der Straßeninfrastruktur in Niederösterreich. Intensiven Aufräumarbeiten würden schrittweise Verkehrsfreigaben folgen. "Wir öffnen dort, wo es die Verkehrssicherheit erlaubt."
Der NÖ Straßendienst arbeite mit aller Kraft an der Wiederherstellung der Straßeninfrastruktur. So sei mittlerweile etwa die Sperre der B3 von Krems nach Persenbeug aufgehoben worden, ebenso die der B33 im Abschnitt Melk - Aggsbach Dorf.
"Der Gesamtschaden ist derzeit nur schwer abzuschätzen", sagte Straßenbaudirektor Josef Decker. Es liefen intensive Begutachtungen, "um das genaue Ausmaß von Unterspülungen, Erdrutschen und Brückenschäden zu verifizieren".
Zusammenfassung
- Nach den folgenschweren Hochwassern in Niederösterreich vergangenes Wochenende gingen die Aufräumarbeiten am Donnerstag weiter.
- Der Status als Katastrophengebiet wurde am Abend teilweise aufgehoben.
- Über 250 Häuser waren noch immer evakuiert und 10 Dörfer weiterhin nicht erreichbar.