ÖGK will mehr Kassenstellen für niedergelassene Ärzte
Huss verwies in einer Pressekonferenz darauf, dass die Belagszahlen in den Spitälern seit 2013 um rund 25 Prozent zurückgegangen seien und auch in den Ambulanzen seien die Fallzahlen gesunken. Die Vertragsärztinnen und -ärzte haben dagegen seit 2017 um 9,3 Prozent mehr Fälle behandelt. Um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten, seien mehr Kassenstellen nötig. Huss sprach hier um bis zu 500 Stellen, insbesondere in den Bereichen Allgemeinmedizin, Frauen- und Kinderheilkunde. Die genaue Zahl hänge aber auch davon ab, welche Leistungen der niedergelassene Bereich in Zukunft erbringen soll.
Den Bereich der niedergelassenen Ärzte will die ÖGK stärker mit den Spitalsambulanzen vernetzten. Diese beiden Bereiche müssten gemeinsam geplant und gesteuert werden, fordert Huss für den Finanzausgleich. So müsse man etwa auch in Gegenden, wo kein niedergelassener Arzt verfügbar ist, auch die Ambulanzen mitdenken. Und die rund 10.000 Wahlärzte müssten verpflichtend ins E-Card-System integriert werden.
Mit 6,3 Milliarden Euro ist die Sozialversicherung auch der größte Geldgeber für die Spitäler. Man wisse aber nicht genau, wofür das Geld ausgegeben wird. Die ÖGK fordert hier mehr Transparenz und Huss unterstützt hier auch die Forderung seines Generaldirektors Bernhard Wurzer, Leistungsvereinbarungen, wie es sie für den niedergelassenen Bereich gibt, auch für die Spitäler zu machen. Den Vorschlag von Dachverbandschef Peter Lehner, die Kompetenzen für die Spitäler von den Ländern zur Sozialversicherung zu verlagern, hält Huss für einen "frommen Wunsch", der angesichts der Macht der Länder "nicht sehr realistisch" sei. Und auch den Ländervorschlag für eine vom Bund finanzierte dritte Säule für Ambulanzen und Primärversorgungseinheiten sieht Huss "kritisch".
Der eigentlich schon mit der Fusionierung der neun Gebietskrankenkassen zur ÖGK versprochene Gesamtvertrag mit den Ärzten findet sich nun wieder im Forderungskatalog der ÖGK. Mitterer betonte dazu, dass gleiche Honorare für gleiche Leistungen in ganz Österreich auch mit der Verpflichtung verbunden sein müssten, auch überall die gleichen Leistungen anzubieten. Und um die finanziellen Mehrleistungen auszugleichen, brauche es auch die Unterstützung des Bundes.
Vorantreiben will die ÖGK auch die Digitalisierung. Als ein Beispiel wurde eine verpflichtende Diagnosecodierung genannt. Die während der Coronapandemie stark frequentierte Hotline 1450 soll weiterentwickelt werden. Damit könnten künftig Terminbuchungen oder Arzttermine telefonisch und künftig auch digital via App durchgeführt werden. Außerdem soll eine Kinderhotline 1451 etabliert werden.
In die Finanzausgleichsverhandlungen einbringen will die ÖGK auch eine einheitliche Anlaufstelle für Heilbehelfe und Hilfsmittel. Künftig sollen sich alle Patienten etwa für Rollstühle oder Prothesen in ganz Österreich dafür an die ÖGK wenden können. Ebenso soll es künftig egal sein, ob man teure Medikamente im Spital oder vom niedergelassenen Arzt bekommt. Hier ist ein großer gemeinsamer Finanzierungstopf geplant.
Zusammenfassung
- Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat am Mittwoch ihre Forderungen für die angelaufenen Verhandlungen zum Finanzausgleich vorgelegt.
- Der eigentlich schon mit der Fusionierung der neun Gebietskrankenkassen zur ÖGK versprochene Gesamtvertrag mit den Ärzten findet sich nun wieder im Forderungskatalog der ÖGK.
- Ebenso soll es künftig egal sein, ob man teure Medikamente im Spital oder vom niedergelassenen Arzt bekommt.