Mobilmachung: Russische Männer brechen sich freiwillig die Knochen

Die russische Mobilmachung läuft nicht so, wie es sich Präsident Wladimir Putin vorgestellt hat. Junge Männer brechen sich selbst die Knochen, nur um nicht einberufen zu werden. Zwei russischen Soldaten sollen außerdem beim Schießtraining auf eine andere Truppe geschossen haben.

220.000 russische Reservisten sollen bisher für den Ukraine-Krieg einberufen worden sein. Dabei lief nicht alles nach Plan. Putin gab bereits zu, dass es zu Fehlern und Pannen gekommen ist und forderte, dass diese korrigiert werden. So sollen junge Männer mit wenig Training an die Front geschickt worden sein, mit einer Ausrüstung, die sich selbst kaufen mussten. 

Der "Guardian" berichtet nun von zwei Soldaten, die das Feuer auf eine andere Truppen auf dem Truppenübungsplatz in der Region Belgorod im Südwesten Russlands eröffnet haben. Dabei wurden elf Soldaten getötet und 15 weitere verletzt. 

Soldaten laufen Amok

Das russische Ministerium nannte den Vorfall einen "Terroranschlag". Die beiden jungen Männer wurden "im Gegenfeuer eliminiert", hieß es von Seiten des Ministeriums. Militärexperte Gerald Karner meint, man habe nur wenig Informationen zu dem Vorfall, da sich Russland diesbezüglich bedeckt halte.

Laut Militärexperten dürfte es sich um einen Streit zwischen Soldaten und Vorgesetzt gehandelt haben. Es werfe ein "entsprechendes Licht auf die Mobilmachung", meint Karner. Es wäre ein Symptom der chaotischen Mobilmachung und "peinlich" für die russischen Streitkräfte.

Knochenbruch gegen Mobilmachung

Des Weiteren schreibt "The Telegraph", dass russische Männer recherchieren würden, wie man sich selbst die Knochen bricht, um einer Einberufung zu entgehen. Laut Karner sei dies schon immer ein Problem gewesen: Junge Männer, die sich selbst beschädigen oder verletzen damit sie nicht eingezogen werden.

In Russland scheint dies jedoch gehäuft aufzutreten. Viele Russen seien von den Kriegszielen nicht überzeugt. In Russland habe sich inzwischen herumgesprochen, dass die Ukraine sich "heftig verteidigen würde" und es viele Verluste gebe. Karner meint dazu: "Wer will sich schon sein Leben für Ziele opfern, die nicht wirklich einsichtig sind?". 

Belarus warnt vor "ukrainischer Infiltration"

Neue Hoffnung hat Putin geschöpft indem er seinen weißrussischen Amtskollegen, Diktator Alexander Lukaschenko, dazu bewegt hat, einen regionalen Armeeverband zu bilden. In Weißrussland verbreitet Lukaschenko währenddessen das Narrativ, dass Belarus durch terroristische Angriffe bedroht wäre und man die Grenze vor einer ukrainischen Infiltration schützen müsse. Laut Karner hoffe Russland wohl darauf, dass die Ukraine Truppen aus dem Osten abziehe und in den Nordwesten versetze.

Trotzdem werde es zu keinen Truppenabzug in der Ostukraine kommen, denn die dortige Hauptabsicht wäre, Land zu gewinnen und die russischen Besatzer zurückzudrängen. Im Osten des Landes finden laut dem Militärexperten "sehr schwere Kämpfe" statt und derzeit gebe es kaum eine Verschiebung der Frontlinie. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die russische Mobilmachung läuft nicht so, wie es sich Präsident Wladimir Putin vorgestellt hat.
  • Junge Männer brechen sich selbst die Knochen, nur um nicht einberufen zu werden.
  • Zwei russischen Soldaten sollen außerdem beim Schießtraining auf eine andere Truppe geschossen haben.
  • Mehr dazu im Artikel.