Missbrauchs-Gutachten: Benedikt XVI. korrigiert seine "objektiv falsche" Aussage

Papst Benedikt XVI. behauptete bisher, an einer Sitzung über die Versetzung eines Priesters, der einen Buben missbrauchte hatte, nicht teilgenommen zu haben. Das vergangene Woche veröffentlichte Missbrauchsgutachten behauptete das Gegenteil. Benedikt XVI. rudert nun mit Vorbehalten zurück. Er habe doch teilgenommen, um die Versetzung sei es aber nicht gegangen.

Nach Veröffentlichung des Gutachtens vergangene Woche erbat sich der Vatikan einige Tage Zeit, um den Bericht durchzusehen. In einer Stellungnahme hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. nun eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. 

Der Papst sei noch damit beschäftigt, die Ausführungen des Berichts zu lesen, "die ihn mit Scham und Schmerz über das Leid erfüllen, das den Opfern zugefügt worden ist". Er bitte um Verständnis, "dass die vollständige Durchsicht angesichts seines Alters und seiner Gesundheit, aber auch des großen Umfangs wegen noch Zeit benötigt", kündigte jedoch eine Stellungnahme an.

"Versehen bei redaktioneller Bearbeitung"

Er möchte, so sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein in der Kathpress, aber jetzt schon klarstellen, dass er, entgegen der Darstellung im Rahmen der Anhörung, an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen hat.  "Die gegenteilige Angabe war also objektiv falsch. Er möchte betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war. Wie es dazu kam, wird er in der noch ausstehenden Stellungnahme erklären. Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen."

Objektiv richtig bleibt aber, dokumentiert durch die Aktenlage, die Aussage, dass in dieser Sitzung über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen.

Benedikt XVI. ist gerade in diesen Tagen seiner früheren Erz- und Heimatdiözese nahe und ist ihr im Bemühen um Aufklärung sehr verbunden. Besonders denkt er an die Opfer, die sexuellen Mißbrauch und Gleichgültigkeit erfahren mussten."

Mehrmals behauptet, nicht dabei gewesen zu sein

Benedikt hatte immer wieder betont, an einer Sitzung im Jahr 1980 nicht teilgenommen zu haben, in der beschlossen wurde, dass ein Priester, der im Bistum Essen Buben missbraucht hatte, nach Bayern versetzt werden soll. Ratzinger war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising. 

Ex-Papst über pädophile Vorgeschichte informiert

Die Gutachter sind mittlerweile auch überzeugt, dass Ratzinger Kenntnis von der Vorgeschichte des Priesters Peter H. hatte, der 1980 aus dem Bistum Essen nach München kam. H. war als Pädophiler verurteilt und beging später im Erzbistum München weitere Missbrauchstaten.

ribbon Zusammenfassung
  • Papst Benedikt XVI. behauptete bisher, an einer Sitzung über die Versetzung eines Priesters, der einen Buben missbrauchte hatte, nicht teilgenommen zu haben. Das vergangene Woche veröffentlichte Missbrauchsgutachten behauptete das Gegenteil.
  • In einer Stellungnahme hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. nun eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert
  • Der Papst sei noch damit beschäftigt, die Ausführungen des Berichts zu lesen, "die ihn mit Scham und Schmerz über das Leid erfüllen, das den Opfern zugefügt worden ist".
  • Er habe an der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 teilgenommen, seine Aussage sei "objektiv falsch" gewesen.
  • " Er möchte betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war."
  • Wie es dazu kam, wird er in der noch ausstehenden Stellungnahme erklären. "Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen."