Mehr als 100 Tote bei Angriff in äthiopischer Unruheregion
Der Angriff habe noch vor Morgengrauen am Mittwoch begonnen, während die Bewohner des Gebiets Metekel noch geschlafen hätten, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff dauerte demnach bis zum Nachmittag an. Zum Zeitpunkt des Angriffs seien "keine Polizisten oder Sicherheitskräfte" in der Nähe des Tatorts gewesen. Einige Überlebende hätten angegeben, die Täter gekannt zu haben.
Auch Amnesty International berichtete davon, dass im Westen von Äthiopien mehr als 100 Menschen bei einem Massaker umgebracht worden seien. Am Mittwochmorgen hätten bewaffnete Angehörige der Bevölkerungsgruppen der Amhara, Oromo und Shinasha Dörfer in der Region Benishangul-Gumuz angegriffen, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Es seien Menschen erstochen und erschossen sowie Häuser in Brand gesteckt worden.
Amnesty sprach eigenen Angaben zufolge mit fünf Überlebenden des Angriffs per Telefon. Die Zahl der Toten werde wahrscheinlich steigen. Die regionale Nachrichtenagentur der Amhara Region, die Amhara Mass Media Agency, berichtete, Augenzeugen hätten von mehreren Dutzenden Toten und abgebrannten Häusern erzählt.
Dieser brutale Angriff unterstreiche die "dringende Notwendigkeit, dass Äthiopiens Regierung handeln muss, um die Gewalt gegen ethnische Minderheiten zu stoppen", sagte Netsanet Belay von Amnesty International. Seit September hat es demnach mehrere Wellen der Gewalt gegen Mitglieder der Amhara, Shinasha, Oromo und Agew in dieser Region gegeben.
Ein Bauer in der Stadt Bulen sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er habe zahlreiche Leichen in einem Feld in der Nähe seines Hauses gesehen. Ein weiterer Bewohner erklärte, bewaffnete Männer hätten die Region gegen 06.00 Uhr (Ortszeit; 04.00 Uhr MEZ) gestürmt. Er habe später 20 Leichen an verschiedenen Orten gezählt. Ein Sanitäter sprach von 38 Verwundeten, die meisten mit Schussverletzungen. Nach Angaben der EHRC setzten die Angreifer auch zahlreiche Felder in Brand. Ein Augenzeuge habe von insgesamt 18 solcher Brände berichtet, hieß es.
Am Dienstag hatte Ministerpräsident Abiy Ahmed die Region besucht, wo es in den vergangenen Monaten zu Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen gekommen ist.
Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern gibt es etliche Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen. Sie haben unter dem seit 2018 regierenden Ahmed zugenommen. Derzeit herrscht in der nördlichen Region Tigray ein Konflikt zwischen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die dort an der Macht war, und der Zentralregierung in Addis Abeba.
Zusammenfassung
- Bei einem Angriff von Unbekannten in der äthiopischen Unruheregion Benishangul-Gumuz offenbar am Mittwoch Dutzende Menschen getötet worden.
- Die nationale Menschenrechtskommission (EHRC) berichtete, dass bewaffnete Männer mehr als 100 Menschen getötet hatten.
- Überlebende hätten "verstörende Beweisfotos" vorgelegt, teilte die der Regierung in Addis-Abeba nahestehende EHRC am Mittwoch mit.
- Die Zahl der Toten werde wahrscheinlich steigen.