Matrei-Finanzen: 70 Gläubiger gaben vorläufig "Ok"
Nach und nach würden die Rückmeldungen eintrudeln, so der Bürgermeister. Dies werde wohl auch noch in den kommenden Tagen der Fall sein. Bei jenen Gläubigern, die bereits reagiert hätten, handle es sich sowohl um kleinere als auch größere. Ausstehend waren auch noch Gespräche mit den Finanzgläubigern, also den betroffenen Banken und Kreditinstituten. Zunächst würden diese einmal untereinander reden, erklärte Steiner vor einer Gemeinderatssitzung am Dienstag. Auch dort soll der Tilgungsplan abgesegnet werden. Wann endgültig in positivem Sinne Vollzug gemeldet werden könne, wollte der Ortschef noch nicht abschätzen.
Der Tilgungsplan sieht eine zinslose, hundertprozentige Abgeltung aller Verbindlichkeiten in den kommenden Jahren vor. Die Gläubiger wurden in drei "Kategorien" eingeteilt. Jene, bei denen die Verbindlichkeiten bis zu 50.000 Euro ausmachen, sollen noch heuer zur Gänze bedient werden. Jene, die zwischen 50.000 und 100.000 fordern, sollen bis spätestens April 2024 zu ihrem Geld kommen. Gläubiger mit über 100.000 Euro an Verbindlichkeiten sollen in den kommenden vier Jahren "in vollem Umfang" abgegolten werden. Das Land Tirol tritt mit 3,7 Millionen Euro (inklusive der Transferzahlungen aus dem ersten Halbjahr 2023) als größter Gläubiger auf und "wird eine Rückzahlung dieser Summe zinsenlos in den nächsten 15 Jahren akzeptieren", wie vergangene Woche bekanntgegeben worden war. Die schwarz-rote Landesregierung sagte zudem zu, Matrei mit 6,6 Millionen Euro aus dem Gemeindeausgleichsfonds in den kommenden drei Jahren unter die Arme zu greifen.
In der Osttiroler Marktgemeinde mit rund 4.600 Einwohnern hatte sich ein Schuldenberg über 35,7 Mio. Euro angehäuft. 8,8 Mio. Euro davon sollen auf offene Rechnungen entfallen, 14,2 Mio. Euro auf Kredite und 12,7 Mio. Euro auf Haftungen.
Dass Matrei erhebliche finanzielle Probleme hat, war schon seit langem bekannt. So gab es bereits im Jahr 2012 einen ersten kritischen Prüfbericht über die Finanzgebarung. Immer wieder war von überdimensionierten Infrastrukturprojekten bzw. Investitionen, etwa in das Fußballstadion der Gemeinde, das Tauernstadion, die Rede gewesen. In Schussfeld geriet zuletzt einmal mehr der frühere, langjährige ÖVP-Bürgermeister, Ex-Landtagsabgeordnete und Bundesrat Andreas Köll. Dieser aber wehrte sich zuletzt vehement, seine Übergabebilanz sei "absolut sauber" gewesen.
Die Landes-Opposition nahm unterdessen die ÖVP ins Visier und ortete einen "schwarzen Skandal". Den ÖVP-Verantwortlichen auf Landesebene wurde vorgeworfen, zu spät eingegriffen und Parteifreund Köll zu lange gewähren haben zu lassen. Die Volkspartei verneinte dies freilich und verwies auf Auflagen, die im Laufe der Jahre erteilt worden seien.
Zusammenfassung
- Die Gläubiger wurden in drei "Kategorien" eingeteilt.
- Gläubiger mit über 100.000 Euro an Verbindlichkeiten sollen in den kommenden vier Jahren "in vollem Umfang" abgegolten werden.