Massiver russischer Drohnenangriff auf Odessa
Russland hat die Ukraine nach deren Angaben in der Nacht zu Freitag mit 214 Drohnen beschossen. 114 Drohnen seien abgefangen und zerstört, teilt die Luftwaffe mit. Weitere 81 seien wegen elektronischer Kriegsführung verloren gegangen. Üblicherweise setzen die ukrainischen Streitkräfte Störsender ein, um Drohnen umzuleiten.
Der tschechische Präsident Petr Pavel hielt sich nach ukrainischen Angaben in Odessa auf, während die südukrainischen Hafenstadt Ziel russischer Angriffe war. Der Gouverneur der Region Odessa, Oleh Kiper, teilte auf Telegram mit, Pavel habe am Donnerstag den Hafen am Schwarzen Meer besucht. "Bezeichnenderweise griff der Feind während unseres Treffens die Region Odessa erneut massiv an", erklärte Kiper. "Das ist eine weitere Mahnung für die ganze Welt: Der Krieg ist im Gange, und die Ukraine kämpft weiter." Kiper veröffentlichte Bilder von Pavel und mehreren Vertretern der Ukraine und fügt hinzu, sie hätten über die Sicherheit des Schwarzen Meeres gesprochen.
Der ukrainische öffentlich-rechtliche Rundfunk hatte zuvor mehr als 15 Explosionen in der Stadt gemeldet. Videos in sozialen Netzwerken zeigten mutmaßliche Einschläge und Brände. In Teilen der Stadt fiel der Strom aus. Auch die südostukrainische Industriestadt Saporischschja wurde von Drohnen angegriffen. Nach Angaben des staatlichen Rettungsdienstes wurden mindestens fünf Menschen verletzt, darunter ein Kind. Mehrere Wohngebäude und Autos gerieten demnach in Brand.
Explosion in Öllager im südrussischen Krasnodar
In einem Öllager in der südrussischen Oblast Krasnodar ist es erneut zu einer Explosion gekommen. Feuerwehrleute hätten versucht, einen Brand zu löschen, der vor einigen Tagen nach einem ukrainischen Drohnenangriff ausgebrochen sei, teilen die Regionalbehörden auf Telegram mit. "Während des Löschvorgangs kam es aufgrund der Druckentlastung des brennenden Tanks zu einer Explosion von Ölprodukten und zur Freisetzung von brennendem Öl." Das Feuer habe sich auf einen weiteren Tank ausgeweitet, und die Brandfläche habe sich auf 10.000 Quadratmeter vergrößert. Das ist mehr als doppelt so viel wie zu Beginn des Brandes gemeldet wurde. Mehr als 450 Feuerwehrleute seien im Einsatz, zwei seien verletzt worden. Das Lager liegt in der Nähe des Dorfes Kawkasskaja an einer Eisenbahnstrecke.
Militärnaher Blog: Vorstöße nahe Saporischschja und in Kursk
Der ukrainische militärnahe Blog "DeepState" berichtete in der Nacht von russischen Vorstößen in der Nähe von Saporischschja sowie im russischen Gebiet Kursk. Russland hatte immer wieder angekündigt, die Region Kursk komplett zu befreien.
Die ukrainischen Truppen waren dort Anfang August einmarschiert, um Russland in seinem Angriffskrieg zusätzlich unter Druck zu setzen. Kiews Truppen brachten im grenznahen Gebiet Dutzende Ortschaften unter ihre Kontrolle, darunter auch die Stadt Sudscha. Zuletzt hatten die russischen Truppen einzelne Orte wieder befreit.
Der russische Generalstabschef Walery Gerassimow inspizierte die eigenen Truppen im Kampfgebiet in der Ukraine, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Verteidigungsministeriums in Moskau. Die Ukraine wehrt sich seit über drei Jahren gegen eine russische Invasion. Beide Kriegsparteien hatten kürzlich ihre prinzipielle Bereitschaft zu einem Verzicht auf Angriffe gegen die gegnerische Energieinfrastruktur erklärt. Details der möglichen Vereinbarung sollen erst bei Gesprächen mit den USA am Montag in Saudi-Arabien ausgearbeitet werden.
Geplante Gespräche über Waffenruhe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die geplanten Gespräche bei einem Besuch in Norwegen bestätigt. Demnach soll ein "technisches Team" aus der Ukraine nach Saudi-Arabien reisen.
"Ich verstehe die Struktur so: Es wird ein Treffen der Ukraine mit Amerika geben und danach - wie die amerikanischen Partner gesagt haben - Pendeldiplomatie: danach Amerika mit Russland", sagte der Ukrainer in Oslo. Der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, sagte dem US-Sender ABC, die Gespräche könnten auch parallel ablaufen.
Gegenstand soll zunächst eine auf Energieanlagen begrenzte Waffenruhe sein. Eine solche Waffenruhe könnte demnach der erste Schritt zu einem kompletten Waffenstillstand und einem Ende des Krieges sein. Sowohl Russlands Präsident Wladimir Putin als auch Selenskyj hatten in Telefonaten mit US-Präsident Donald Trump einen vorübergehenden Stopp von Attacken auf Energieinfrastruktur im Feindesland bereits grundsätzlich zugesagt.
Macron lädt "Koalition der Willigen" zu neuem Ukraine-Gipfel
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lud unterdessen für den kommenden Donnerstag zu einem weiteren Gipfeltreffen von Unterstützern der Ukraine nach Paris ein. Ziel sei es, in Anwesenheit Selenskyjs Arbeiten für die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte abzuschließen und zu definieren, welchen Beitrag europäische Streitkräfte zu Sicherheitsgarantien für das Land leisten könnten, sagte Macron bei einem EU-Gipfel in Brüssel. Dabei gehe es darum, eine erneute russische Invasion zu verhindern.
Macron sagte weiter, die Ukraine brauche glaubhafte Unterstützung, damit ein wie auch immer gearteter Waffenstillstand in der Zukunft auch halte. Das stärke auch ihre Position in möglichen Verhandlungen.
Bodentruppen aus Großbritannien und Frankreich?
Das Treffen in Paris soll auf Fortschritte aufbauen, die am Donnerstag bei Beratungen auf Militärebene in London erzielt wurden. An ihnen hatten sich gut zwei Dutzend europäische und andere Staaten beteiligt. An bisherigen Gesprächen der "Koalition der Willigen" hatten auf politischer Ebene bisher neben Staats- und Regierungschefs europäischer Nato-Länder auch Vertreter Australiens, Kanadas, Neuseelands und der Türkei teilgenommen.
Bei den Beratungen geht es unter anderem um die Frage, ob und unter welchen Bedingungen europäische Streitkräfte im Fall eines Waffenstillstandes zu dessen Absicherung beitragen könnten. Großbritannien und Frankreich haben sich grundsätzlich offen dafür gezeigt, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden. Allerdings pochen sie auf eine Absicherung durch die USA für den Fall einer Eskalation.
EU will bis 2030 massiv aufrüsten
Unter anderem wegen des andauernden Ukraine-Kriegs will die EU bis zum Ende des Jahrzehnts massiv aufrüsten. Die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten entschieden bei ihrem Frühjahrsgipfel in Brüssel, alles daranzusetzen, um Europas Verteidigungsbereitschaft in den nächsten fünf Jahren entscheidend zu stärken, wie aus einer am Abend veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Hintergrund der Planungen ist, dass sich die EU nach Einschätzung der Europäischen Kommission umgehend auf die Möglichkeit eines groß angelegten Krieges mit Russland vorbereiten muss. Neue größere Hilfszusagen für die Ukraine gab es bei dem Gipfel zunächst nicht.
Trump: Stehen kurz vor Rohstoff-Deal mit Ukraine
Der US-Präsident stellte unterdessen erneut eine baldige Unterzeichnung eines Abkommen über eine strategische Rohstoff-Partnerschaft mit der Ukraine in Aussicht. "Wir werden in Kürze ein Abkommen über seltene Erden mit der Ukraine unterzeichnen", sagte Trump im Weißen Haus.
Trump hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Jänner Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine an den Zugang zu deren Vorrat an seltenen Erden geknüpft. Die Ausbeutung der Rohstoffe in der Ukraine gilt als strategisch bedeutsam und wirtschaftlich lukrativ. Ein großer Teil der Ressourcen liegt auch in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten.
Zusammenfassung
- Russland führte einen massiven Drohnenangriff auf Odessa durch, wobei 214 Drohnen abgefeuert wurden. 114 davon wurden von der ukrainischen Luftwaffe abgefangen.
- Der tschechische Präsident Petr Pavel war während des Angriffs in Odessa und diskutierte die Sicherheit des Schwarzen Meeres mit ukrainischen Vertretern.
- In Krasnodar, Russland, kam es zu einer Explosion in einem Öllager, ausgelöst durch einen ukrainischen Drohnenangriff, was zu einer Ausweitung des Feuers auf 10.000 Quadratmeter führte.
- Geplante Gespräche über eine begrenzte Waffenruhe konzentrieren sich auf Energieanlagen, was ein erster Schritt zu einem vollständigen Waffenstillstand sein könnte.
- Frankreichs Präsident Macron plant ein Gipfeltreffen zur Unterstützung der Ukraine, um Sicherheitsgarantien zu definieren und eine erneute russische Invasion zu verhindern.