UNICEF: 3.500 tote Kinder im Mittelmeer seit 2015
"Regierungen müssen die Rechte und das Wohl von Kindern schützen - gemäß ihren Verpflichtungen nach nationalem und internationalem Recht", forderte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien sowie Sonderkoordinatorin für die Flüchtlings- und Migrationshilfe in Europa, am Dienstag. "Die Rechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind, enden nicht an Grenzen oder Küsten - sie begleiten Kinder auf ihrer Flucht."
Rund sieben von zehn Kindern treten die gefährliche Reise laut UNICEF ohne Elternteil oder gesetzlichen Vormund an, was bedeutet, dass die Mehrheit der auf dieser Route verstorbenen oder verschwundenen Kinder allein unterwegs war. Laut Umfragen gaben mehr als die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen an, körperliche Gewalt erfahren zu haben, ein Drittel wurde an einem Ort gegen ihren Willen festgehalten. Nach der Ankunft müsse jedes Kind sofort rechtlichen Beistand sowie wirksamen Schutz erhalten, fordert die UNO-Organisation. Bewegungseinschränkungen dürften niemals dazu führen, dass ein Kind - sei es während des Screenings, bei Grenzverfahren, Asylanträgen oder Rückführungen - in einem Abschiebegewahrsam festgehalten wird.
Insgesamt sind laut UNICEF in den letzten zehn Jahren im zentralen Mittelmeer mindestens 20.803 Menschen gestorben oder verschwunden. Viele Schiffsunglücke auf dieser gefährlichen Migrationsroute von Nordafrika aus endeten ohne Überlebende oder würden gar nicht dokumentiert, wodurch die tatsächliche Zahl der Todes- oder Vermisstenfälle nicht verlässlich erfasst werden könne und vermutlich deutlich höher liege. Die überwiegende Mehrheit der Toten oder Vermissten werde nie identifiziert.
Zusammenfassung
- Schätzungen von UNICEF zufolge sind in den letzten zehn Jahren etwa 3.500 Kinder im Mittelmeer gestorben oder verschwunden, was im Durchschnitt einem toten oder vermissten Kind pro Tag entspricht.
- Rund 70 % der Kinder treten die gefährliche Reise ohne Elternteil oder gesetzlichen Vormund an, und mehr als die Hälfte erlebte auf der Flucht körperliche Gewalt.
- Insgesamt sind mindestens 20.803 Menschen im zentralen Mittelmeer gestorben oder verschwunden, wobei viele Schiffsunglücke nicht dokumentiert werden und die tatsächliche Zahl vermutlich höher liegt.