Mangott: Aufstand könnte "Dynamik einer Revolution" annehmen

Russland-Experte Gerhard Mangott sagt im PULS 24 Interview, dass dem russischen Machthaber Putin die Kontrolle über seine Militärs verloren gehe. Das große Risiko für ihn sei nun, dass "Teile des russischen Militärs sich mit Prigoschin solidarisieren". Dass sich der Aufstand in einen Putsch oder eine Revolution entwickelt, hält Mangott für möglich.

Russland-Experte Gerhard Mangott spricht mit PULS 24 Anchor Daniel Retschitzegger über die aktuelle Situation in Russland. 

"Rache" an Putin

Der Führer der Wagner-Söldnertruppen, Jewgeni Prigoschin, habe schon lange "rote Linien" überschritten und der russische Präsident Wladimir Putin habe dabei nur zugesehen. Das zeige Führungsschwäche, Putin habe sich nicht rechtzeitig gegen den Truppenführer gestellt. Prigoschin habe mit Wagner "das Gewaltmonopol des Staates ausgehöhlt". 

Putin spielte Verteidigungsminister gegen Truppenführer aus

Putin habe dem Treiben so lange zugesehen, weil es für ihn machtpolitisch von Vorteil war. Die Rivalität zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium habe eine Dynamik in den Krieg in der Ukraine eingebracht.

Das war militärisch vorteilhaft und habe auch verhindert, dass sich der russische Verteidigungsminister Sergei Shoigu oder Prigoschin zu sehr profilieren konnten. 

Es werde eine schwierige Aufgabe, diese "Rebellion" zu stoppen, so Mangott. Prigoschin habe große Zustimmung in der russischen Bevölkerung. Das Vertrauen zu ihm wächst, die Öffentlichkeit nimmt ihn als nah am Kriegsgeschehen nah, während das russische Verteidigungsministerium die Soldaten verheizen würde. 

Prigoschin als Mann der Truppen

Das große Risiko für Putin sei nun, dass "Teile des russischen Militärs sich mit Prigoschin solidarisieren". Die Truppen haben erlebt, dass die Kommandeure des Verteidigungsministeriums "nicht viel auf" ihr Leben geben. Im Gegensatz dazu hätte Prigoschin immer wieder den Umgang der russischen Führung mit den Truppen kritisiert.

Russland destabilisiert

Von einer Revolution geht Mangott nicht aus, "aber es könnte diese Dynamik annehmen". Die Situation sei "auf Messers Schneide" und würde noch brisanter werden, es könne sich in eine Art Revolution entwickeln, die an den Februar 1917 erinnert. Damals stellten sich die russischen Truppen gegen den Zaren.

Aus Kiew und auch westlichen Städten erwarte sich Mangott "Triumpfgeheule". 

Kriegs-Ende in Sicht?

Prigoschin hatte am Vortag die russische Führung offen kritisiert und auch den Krieg an sich infrage gestellt. Ob der Truppenführer den Krieg anders führen könnte, das glaubt Mangott nicht, bei Prigoschins Aussagen sei "sehr viel Maulheldentum" dabei.

Allerdings habe der Söldnerführer auch den gesamten Krieg an sich infrage gestellt. Das sei nun eine ambivalente Position – Prigoschin könnte im Bedarfsfall auch sagen: "Dieser Krieg wurde mit falschen Motiven begonnen, mit falschen Gründen legitimiert, also beenden wir diesen Krieg". 

ribbon Zusammenfassung
  • Russland-Experte Mangott sieht, dass dem russischen Machthaber Putin die Kontrolle über seine Militärs verloren habe.
  • Das große Risiko für Putin sei nun, dass "Teile des russischen Militärs sich mit Prigoschin solidarisieren". 
  • Dass sich der Aufstand in einen Putsch oder eine Revolution entwickelt, hält Mangott für möglich.