ÖVP startet "Aufholjagd" vor Nationalratswahl
Klubchef August Wöginger pries zu Beginn den "besten Spitzenkandidaten" an, während links ein "Kommunist" und rechts "ein gefährlicher Mensch" antreten würden.
Während es zunächst am Vorplatz mit Traktoren und Blasmusik auch durchaus zünftig zuging, setzte man in der Eishalle auf amerikanischen Wahlkampfstil, den einst der frühere Parteichef Sebastian Kurz importiert hatte.
Nach einem Video, das Nehammer staatstragend als Kanzler inszenierte, zog der Hobby-Boxer zu den Klängen von "Eye of the tiger", begleitet von Standing Ovations, in die Halle ein.
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Erschienen war erwartungsgemäß allerhand ÖVP-Prominenz aus dem Regierungsteam und den Landesparteien. Auch die früheren Parteichefs Michael Spindelegger, Josef Pröll und Josef Riegler gaben sich die Ehre, Sebastian Kurz schickte eine Video-Grußbotschaft.
Haslauer: "Brauchen eine starke Mitte"
"Laufen, laufen, laufen - und überzeugen, überzeugen, überzeugen", gab EU-Mandatar Reinhold Lopatka als Auftrag für die letzten Wochen bis zur Wahl aus.
Obwohl die Umfragen seit Monaten die FPÖ auf Platz eins sehen, herrschen in der ÖVP durchaus gute Laune und Zuversicht. Interne Umfragen zeigten nämlich, dass der Abstand zu den Blauen so knapp sei, dass er durchaus noch überwunden werden könnte, heißt es.
Der Begriff "Aufholjagd" fiel beim Wahlkampfauftakt dementsprechend gleich mehrfach, unter anderem bei Staatsekretärin Claudia Plakolm.
In der Partei geht man davon aus, dass auch das knappe Ergebnis zwischen FPÖ und ÖVP bei der EU-Wahl im Juni die Funktionäre motiviert hat, dass es sich sehr wohl auszahlt, im Nationalratswahlkampf zu laufen.
Wöginger: "Brauchen Bundeskanzler der Nehammer heißt"
Darauf verwies auch Klubchef Wöginger in seiner Rede. "Wir werden diese Nationalratswahl für unsere Volkspartei entscheiden." Die ÖVP habe eine "gute Bilanz" in "schwierigen Zeiten" vorzuweisen, habe einen Plan und "mit Abstand den besten Spitzenkandidat für diese Nationalratswahl".
Der Vergleich mit den anderen Parteien mache sicher - denn "jetzt tritt der Kommunist an auf der linken Seite", verwies Wöginger auf SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Babler. "Der soll seine kommunistische Mottenkiste eingraben", rief Wöginger den Funktionären zu.
Stocker: "Wollen das beste Ergebnis für Österreich"
"Auf der anderen Seite, da ist ein gefährlicher Mensch", legte Wöginger Richtung FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Kickl noch nach.
Wenn man im Zusammenhang mit den Salzburger Festspielen von einer "Inzuchtpartie" spreche, "wenn man sich nicht distanziert von den Identitären, von Hitlerbalkonen, dann ist das in einer Demokratie nicht tragbar".
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnte als großer Star Wars-Fan in einer Videobotschaft vor den Freiheitlichen: "Die FPÖ ist die dunkle Seite der Macht, die ÖVP ist die helle Seite der Macht - möge die Macht mit euch sein!"
Nehammer vermied Kickls Namen
Kanzler und ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer vermied es in seiner Rede, den Namen Herbert Kickl auszusprechen.
Nur indirekt kam er auf den FPÖ-Chef zu sprechen, dieser habe als Nachfolger von Werner Sobotka vor allem "in Pferde und in Taferl-Abschrauben investiert, aber nicht in die Sicherheit".
Während im ersten Teil des ÖVP-Wahlkampfauftakts Kickl und die FPÖ omnipräsent waren, beschäftigte sich Nehammer vor allem mit seinem Wahlprogramm.
Video: Mikl-Leitner: "Keine Zusammenarbeit mit Herbert Kickl"
"Probleme lösen"
"Wir leben nicht vom Problem, wir lösen Probleme", gab Nehammer als Unterschied zu den anderen Parteien aus.
Wie stets beschwor Nehammer, dass sich Leistung lohnen solle. "Runter mit den Steuern auf Überstunden und weg mit der Überbürokratisierung", forderte er etwa.
Der Unterschied zwischen Einkommen und Sozialhilfe müsse deutlich wachsen, bewarb er eine Wartefrist für Sozialleistungen. Und in Richtung SPÖ hielt der ÖVP-Chef fest: "Es wird fix mit uns keine Vermögens- und Erbschaftssteuern geben."
"FPÖ schützt Identitäre, Linke schützen Antifa"
Einen Schwerpunkt legte Nehammer auch auf das Thema Familie. Er erinnerte an die Kindergartenausbau-Offensive der Regierung. Um die Eigentumsquote zu erhöhen, müsse etwa die Grunderwerbssteuer auf das erste Eigenheim fallen, schlug der ÖVP-Chef vor.
Beim Thema Sicherheit kritisierte Nehammer, dass die anderen Parteien mehr Überwachungsmöglichkeiten zur Terrorbekämpfung nicht zustimmen. Die FPÖ schütze damit "die Rechtsradikalen und die Identitären", die Linken die Antifa, meinte Nehammer.
Während die Innenminister der ÖVP für mehr Sicherheit gesorgt hätten, habe der Nachfolger von Werner Sobotka als Innenminister (Anmerkung: FPÖ-Chef Herbert Kickl ) "in Pferde und in Taferl-Abschrauben investiert, aber nicht in die Sicherheit".
Zusammenfassung
- Die ÖVP feierte am Samstag den Wahlkampfauftakt zur Nationalratswahl mit Bundeskanzler Karl Nehammer.
- Zum "Wahlkampfauftakt" wurde die Wiener Eissporthalle Steffl Arena in türkis getaucht.
- Karl Nehammer schwor seine Partei auf den Endspurt ein.
- Den Namen Herbert Kickl vermied er in seiner Rede - anders als seine ÖVP-Kolleg:innen.