"Kurz Effekt" bei Research Affairs etwas stärker
Die Korruptionsermittlungen gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz und die ÖVP werfen nun ein neues Schlaglicht auf den "Kurz-Effekt" in den Meinungsumfragen des Mai 2017. Denn nach der Übernahme der ÖVP-Führung durch den heutigen Kanzler konnte die ÖVP zwar ihren Rückstand auf FPÖ und SPÖ in allen Umfragen in einen Vorsprung verwandeln. Etwas stärker ausgeprägt war dieser Effekt aber bei dem nun der Manipulation verdächtigten Institut Research Affairs.
In den Monaten vor der Übernahme der ÖVP-Führung durch Kurz war die damals noch schwarze Partei konstant an dritter Stelle gelegen. Erste war seit Mitte 2015 die FPÖ vor der SPÖ, die seit der Übernahme durch Christian Kern im Mai 2016 an Boden gewinnen konnte.
Effekt war bei allen Instituten spürbar
Mit dem Rücktritt Mitterlehners und dem Wechsel auf Kurz schnellte die ÖVP schlagartig nach oben. Der Rückstand auf die SPÖ von bis zu zehn Prozentpunkten kippte in einen deutlichen Vorsprung. Wie ein Rückblick auf die damals veröffentlichten Umfragen - gesammelt von der Initiative "neuwal.com" - zeigt, war dieser Effekt bei allen Instituten spürbar. Etwas stärker ausgeprägt war er gerade in den ersten Wochen aber bei "Research Affairs", dem Institut der Meinungsforscherin Sabine Beinschab.
Darauf hat zuletzt auch der Politikwissenschafter Laurenz Ennser-Jedenastik von der Universität Wien verwiesen. "Im Durchschnitt liegt die ÖVP bei diesem Institut unter der Obmannschaft von Mitterlehner schlechter als bei den anderen Instituten. Und wie dann der Wechsel zu Kurz passiert, ist dieser Malus weg und die ÖVP liegt dann deutlich besser", sagte er dazu am Dienstag in der "ZiB2".
Research Affairs bescheinigte ÖVP Vorsprung von 15 Prozent
Tatsächlich weist Research Affairs in den via Tageszeitung "Österreich" veröffentlichten Umfragen für die ÖVP unter Mitterlehner besonders häufig Werte unter 20 Prozent aus, während die Partei bei anderen Instituten etwas besser abschneidet. So liegt die ÖVP an drei aufeinanderfolgenden Tagen veröffentlichten Umfragen im März 2017 bei Research Affairs bei 19, bei Unique Research bei 22 und bei Market bei 20 Prozent. Nach der Übernahme durch Kurz kippt das Bild dann ins Gegenteil: Research Affairs weist für die "türkise" ÖVP mit 35 Prozent den höchsten Wert aus - die anderen Institute liegen mit 31 bis 33 Prozent dahinter.
Noch deutlicher werden die Unterschiede zwischen den Instituten, wenn man auch die Werte der unmittelbaren Kanzler-Konkurrentin SPÖ berücksichtigt. Denn diese lag im Mai und Juni 2017 bei den anderen Instituten zwischen 26 und 28 Prozent, bei Research Affairs aber nur bei 20 bis 23 Prozent. Damit bescheinigten diese Umfragen der ÖVP einen Vorsprung von bis zu 15 Prozentpunkten, während der Unterschied zwischen ÖVP und SPÖ bei den anderen Instituten nur bei maximal acht Prozentpunkten lag.
Beinschab war auf APA-Anfrage nicht zu erreichen und hat bisher keine Stellungnahme zu den Ermittlungen abgegeben. Für sie gilt wie für Kurz und seine Mitarbeiter die Unschuldsvermutung.
Zusammenfassung
- Die Korruptionsermittlungen gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz und die ÖVP werfen nun ein neues Schlaglicht auf den "Kurz-Effekt" in den Meinungsumfragen des Mai 2017.
- Denn nach der Übernahme der ÖVP-Führung durch den heutigen Kanzler konnte die ÖVP zwar ihren Rückstand auf FPÖ und SPÖ in allen Umfragen in einen Vorsprung verwandeln.
- Etwas stärker ausgeprägt war dieser Effekt aber bei dem nun der Manipulation verdächtigten Institut Research Affairs.
- In den Monaten vor der Übernahme der ÖVP-Führung durch Kurz war die damals noch schwarze Partei konstant an dritter Stelle gelegen.
- Erste war seit Mitte 2015 die FPÖ vor der SPÖ, die seit der Übernahme durch Christian Kern im Mai 2016 an Boden gewinnen konnte.
- Mit dem Rücktritt Mitterlehners und dem Wechsel auf Kurz schnellte die ÖVP schlagartig nach oben. Der Rückstand auf die SPÖ von bis zu zehn Prozentpunkten kippte in einen deutlichen Vorsprung.