Kurz-Comeback? Schneider: Den Deutschen fehlt er mehr als Merkel
Sebastian Kurz steht aktuell wegen Falschaussage vor dem U-Ausschuss vor Gericht, weitere Prozesse werden folgen. Trotzdem verstummen die Gerüchte nicht, dass er zurück in die Politik kommen könnte.
"Den Deutschen fehlt der Sebastian Kurz fast mehr als ihnen die Angela Merkel fehlt", sagt "Welt"-Chefreporterin Anna Schneider in "WildUmstritten". In Deutschland würden viele darauf warten, dass er zurückkommt.
Es "schaut ja offensichtlich so aus, als würde Sebastian Kurz versuchen, seine Weste reinzuwaschen", zieht sie aus dem aktuellen Prozess ihre Schlüsse. Die Chance eines Comebacks sei da, dabei hänge Kurz "wie ein Schatten" über der ÖVP, die noch immer unter den Nachwehen seiner Parteiführerschaft leidet.
Scheuba: Wähler wollen Kurz nicht zurück
Dass Kurz die Partei noch immer belastet, die sich nicht von ihm lösen kann, dem stimmt auch Kabarettist Florian Scheuba zu. Er glaubt allerdings nicht, dass er ein Comeback schaffen könnte. Kurz' Argumentation im Fall von Inseratenkorruption, die auch noch vor Gericht verhandelt werden könnte, sei: "Ist alles hinter meinem Rücken passiert". Und das sei nicht glaubhaft. Einige ÖVP-Leute würden vielleicht von einer Wiederkehr des Ex-Kanzlers träumen, aber Scheuba glaubt nicht, dass das dem Willen der Wähler entspricht.
Sacher-Chef und Ex-Sprecher im Finanzministerium, Matthias Winkler, geht überhaupt davon aus, dass die Idee des Kurz-Comebacks von den Medien gepusht ist, sonst aber kaum jemand so eine "aufgewärmte Geschichte" haben wolle.
FPÖ-Beliebtheit ist Parteiversagen der anderen
Alle Parteien sollten lieber darüber nachdenken, dass die FPÖ in Umfragen die mit Abstand stimmenstärkste Partei sei. Die Parteien müssen sich deshalb etwas "fundamental" überlegen vor der nächsten Wahl.
Medial und politisch werde ständig vor dem Erstarken rechter Parteien gewarnt. Aber wenn man die Menschen immer nur warne und mit ihnen rede wie mit Kindern, würden sie die Warnung ignorieren, ist sich Anna Schneider sicher.
Winkler rechnet Kickl Chancen auf das Kanzleramt aus. Ihn zu dämonisieren reiche nicht, statt dessen müssen anderen Parteien Alternativen bieten und die sehe er aktuell nicht. Die ÖVP etwa kämpfe mit einem selbstgemachten Kommunikationsdesaster, Einzelkämpfern und Selbstdarstellern.
Kickl zu unsympathisch für den Kanzler?
Scheuba hält dagegen, dass 57 Prozent der Österreicher:innen Kickl unsympathisch finden und ihn keinesfalls als Kanzler wollen. "Das ist eine Mehrheit. Ich wär' vorsichtig damit, zu sagen, dass das schon ausgemacht ist, dass der Kickl Kanzler wird."
Er erinnert auch an die Kollateralschäden der vergangenen FPÖ-Regierungsbeteiligungen. Von Haider sei der Hypo-Alpe-Adria-Pleite geblieben, Strache habe Österreich etwa eine Außenministerin Karin Kneissl gebracht. Und Kickl habe erst kürzlich gesagt, dass, wer die Klimawende will, entmündigt gehört. Das sei nicht mehrheitsfähig.
Zusammenfassung
- Kommt Kurz wieder in die Politik? Nein, meinen Kabarettist Florian Scheuba und Sacher-Chef Matthias Winkler.
- "Welt"-Chefreporterin Anna Schneider sagt, zumindest die Deutschen würden sich das wünschen.
- Mehr Sorgen sollten sich die Oppositionsparteien über das Erstarken der FPÖ machen.
- Aber dass Kickl Kanzler wird, kann sich zumindest Scheuba auch nicht vorstellen.
- Er sei den Leuten zu unsympathisch.